Unmut in den DörfernEinstellung neuer Bauhofmitarbeiter scheitert am Personalrat
Euskirchen – Der Unmut der Besucher ist immer wieder groß: In vielen Dörfern im Euskirchener Stadtgebiet sprießt auf den Friedhöfen das Unkraut, weil die personell unterbesetzten Technischen Dienste mit der Arbeit kaum hinterherkommen. Dabei könnte der Stadtbetrieb, der landläufig immer noch Bauhof genannt wird, laut Stellenplan 2019 für die Grünflächen- und die Friedhofspflege in den Ortsteilen fünf zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Doch dazu ist es bis jetzt nicht gekommen, wie Betriebsleiter Ottmar Zwicker in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Tiefbau und Verkehr mitteilte.
Es hatte zwar Vorstellungsgespräche gegeben; und nach Abstimmung mit dem Personalratsvorsitzenden schlug Zwicker dem Euskirchener Bürgermeister Dr. Uwe Friedl (CDU) auch die Besetzung aller vakanten Stellen vor. Doch die Gleichstellungsbeauftragte der Stadtverwaltung erhob nach Angaben des Betriebsleiters Widerspruch gegen die geplante Einstellung einer Bewerberin und schlug vor, einer anderen Aspirantin den Vorzug zu geben. Der Personalrat, so Zwicker weiter, lehnte sogar die komplette Einstellungsvorlage ab, die in solchen Fällen von der Personalabteilung erstellt wird.
CDU-Stadtverordneter äußert Unverständnis
Die Folge: Die Ausschreibung der Stellen muss wiederholt werden. Zwicker geht nun davon aus, dass über Neueinstellungen frühestens im November entschieden wird. Das bedeute, dass wegen Personalmangels bis zum Jahresende weiterhin „Missstände bei der Grünpflege auf den Friedhöfen, Spielplätzen sowie Grünanlagen“ in der Kernstadt und den Ortsteilen auftreten würden.
Details zu den Personalangelegenheiten wurden im öffentlichen Sitzungsteil nicht erörtert. Der CDU-Stadtverordnete Hubert Küpper machte auch so aus seiner Verärgerung kein Hehl: „Es ist nicht zu verstehen, dass wir kein Personal nachbesetzen können, nur weil die Betriebsleitung, der Personalrat und die Gleichstellungsbeauftragte sich nicht einig sind.“
Engagieren externer Firmen scheiterte
Die Technischen Dienste hatten zwischenzeitlich nach Alternativen gesucht. Sie wollten für die Grünflächenpflege externe Firmen engagieren, was aber wegen deren guter Auftragslage misslang. Immerhin wurden, wenn auch nur für kurze Zeit, eine Frau und ein Mann über eine Zeitarbeitsfirma beschäftigt. Kurioserweise – hier nimmt die Angelegenheit Züge einer Posse an – handelte es sich dabei um zwei jener Bewerber, deren geplante Einstellung vorher gescheitert war.
Hacker-Angriff auf städtischen Server
Nicht nur in Sachen Personal haben die Technischen Dienste der Stadt Euskirchen mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Zu allem Überfluss wurde der Stadtbetrieb auch noch zum Opfer von Computer-Hackern.
Wie Betriebsleiter Ottmar Zwicker in seinem Bericht über das zweite Quartal 2019 schreibt, betreiben die Technischen Dienste im Abwasserbereich eine Datenfernübertragung, die alle Daten von den elektronischen Abwassereinrichtungen an den Server des Stadtbetriebs überträgt.
Im April sei der von einer externen Firma eingerichtete Server „von einem Hacker attackiert und gesperrt“ worden, so Zwicker. Der Stadtbetrieb sollte eine Zahlung in Bitcoins (einer digitalen Währung) leisten, um eine Entsperrung zu erreichen. Auf diesen Handel ging die Betriebsleitung aber nicht ein. „Da keine öffentlichen bzw. sicherheitsrelevanten Daten auf dem Server abgespeichert waren und eine Datensicherung existierte“, so heißt es in dem Bericht, sei der gesamte Server samt PC ausgetauscht worden.
„Das städtische Netzwerk war nicht betroffen“, so Zwicker. Der neue Server sei nun mit einem neuen Passwort geschützt. (ejb)
Dann wollte die Betriebsleitung ihr Glück in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Euskirchen versuchen. Doch die Idee, Häftlinge aus dem offenen Vollzug in der städtischen Grünflächenpflege einzusetzen, sei von den Mitarbeitern der Technischen Dienste „nicht positiv aufgenommen worden“, so Ottmar Zwicker. Der Grund seien die Erfahrungen mit Personen, die in der Vergangenheit ihre vom Gericht auferlegten Sozialstunden beim Stadtbetrieb abgeleistet hätten.
„Die Mitarbeiter fühlen sich nicht sicher, wenn sie während ihrer Tätigkeiten alleine mit diesem Personenkreis arbeiten müssen, weil mehrfach Geld oder Gegenstände (Mobiltelefon) gestohlen wurden“, heißt es in Zwickers Bericht. Die Betriebsleitung rate deshalb davon ab, Häftlinge zu engagieren.
Neuen Anlauf für Zusammenarbeit mit JVA wagen
Man könne ihnen zwar ein separates Fahrzeug zur Verfügung stellen, damit sie ihre Arbeit ohne die Kollegen von der Stadt erledigen. Doch wäre es dafür notwendig, extra einen Mitarbeiter der Technischen Dienste für Arbeitsorganisation und -einweisung abzustellen. Auch dies spreche gegen eine Kooperation mit der JVA.
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Mehrere Politiker wollten die Argumente nicht ohne Weiteres akzeptieren. „Das hätte einen Versuch verdient“, sagte CDU-Mann Küpper. Es gebe ja durchaus Unterschiede zwischen arbeitswilligen Häftlingen und Leuten, die gezwungen würden, Sozialstunden zu absolvieren. Man solle, so Küpper weiter, einen erneuten Anlauf wagen und dabei auch das Gespräch mit der Gefängnisleitung suchen, „schließlich haben wir uns von der Zusammenarbeit mit der JVA einiges versprochen“.
Während etwa auch der Grüne Guido Bachem seinen Unmut äußerte („Die Häftlinge sollten eine Chance erhalten, resozialisiert zu werden“), verteidigte Dezernent Oliver Knaup die Betriebsleitung der Technischen Dienste. Die Bedenken der Mitarbeiter seien ernst zu nehmen, sagte der Technische Beigeordnete. „Und ich heiße es nicht gut, sie zu einer Zusammenarbeit mit den Häftlingen zu zwingen.“