Seit der Saison 2020/21 spielt der frühere Ingolstädter Profifußballer bei Rhenania Bessenich. Zuletzt plagten Moritz Hartmann Verletzungen.
Interview mit Ex-Profi Moritz Hartmann„Ich will auf jeden Fall noch länger spielen“
Seit seinem Wechsel zu Rhenania Bessenich zur Saison 2020/21 hat Moritz Hartmann immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen gehabt. Auch in der laufenden Meisterschaft war der ehemalige Torjäger des FC Ingolstadt erst in zwei Begegnungen dabei, ehe ihn ein Muskelbündelriss im Oberschenkel bis zuletzt außer Gefecht setzte. Die Lust aufs Kicken hat all das dem früheren Bundesliga-Profi aber nicht nehmen können.
Wie geht es Ihnen?
Moritz Hartmann: Ich fühle mich gut und trainiere seit einigen Wochen wieder mit der Mannschaft.
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Sehen wir Sie in diesem Jahr noch mal auf dem Spielfeld?
Nein. Ich habe in der Vergangenheit häufiger mit muskulären Problemen zu kämpfen gehabt und es zu früh wieder probiert. Diesmal möchte ich kein Risiko eingehen und mit einer guten und konzentrierten Vorbereitung in der Rückrunde wieder voll angreifen. Ich habe ganz deutlich gemerkt, dass ich mehr Training brauche, um Verletzungen vorzubeugen, und möchte deshalb mein Übungspensum steigern.
Sie sind mittlerweile 37 Jahre alt und wirken trotz der anhaltenden gesundheitlichen Probleme immer noch motiviert. Woher nehmen Sie ihren inneren Antrieb?
Der Vereinsfußball ist ein guter Ausgleich für mich. Außerdem macht es immer noch zu viel Spaß, mit den Jungs zusammen auf dem Platz zu stehen oder in der Kabine zu sitzen. Ich will auf jeden Fall noch länger spielen.
Siggi Kunst war ausschlaggebend für Wechsel nach Bessenich
Der Sprung vom Regionalligisten Kickers Offenbach zum damaligen Kreisliga-A-Verein aus Bessenich war groß. Warum haben Sie diesen krassen Schritt nach unten gemacht?
Natürlich ist die Kreisliga ein anderes Niveau, auf das man sich schon einlassen muss. Doch das Jahr in Offenbach hatte enorm geschlaucht – sowohl körperlich als auch mental. Ich war zu diesem Zeitpunkt 34 Jahre alt und habe für mich entschieden: Anspruchs- und leistungsmäßig mache ich in diesen Regionen nicht mehr weiter.
Wie sind Sie dann ausgerechnet bei der Rhenania gelandet?
Ich habe den Bezug zur Region auch zu meiner Ingolstädter Zeit nie verloren und bin, immer wenn es möglich war, nach Euskirchen gekommen. Da passte es ganz gut, dass mein enger Freund Siggi Kunst in diesem Jahr ebenfalls nach Bessenich gewechselt ist und die Gespräche mit Sportdirektor Beni Warrach, Saki Noutsos und dem damaligen Trainer Ulas Önal sehr positiv verliefen.
Keine Bessenicher Konstanz durch Verletzungen und Platzverweise
Athanasios Noutsos und Ulas Önal sind mittlerweile weg, und auch vor dieser Saison fand wieder ein Umbruch statt. Wie ist die Spielzeit bislang aus Ihrer Sicht verlaufen?
Wir haben gute Leute verloren, aber auch gute neue dazu bekommen. Ich glaube, dass wir uns alle ein bisschen mehr erhofft haben. In der Tabelle ist es sehr eng, und aktuell kommen wir nicht so richtig von der Stelle.
Wo liegen die Gründe dafür, dass die Mannschaft ihr Potenzial noch nicht voll entfalten konnte?
Durch den Umstand, dass wir viele Verletzte hatten und auch einige Rote Karten zu viel kassiert haben, musste die erste Elf ständig verändert werden. Wir haben einfach keine Konstanz reinbekommen und waren defensiv nicht stabil genug.
Bessenich muss die Zahl der Gegentore verringern
Offensiv lief es vor allem bei Nuri Yasar, der schon 18 Tore auf seinem Konto hat, besser. Was ist mit einem Angriffsduo Yasar/Hartmann in der Rückrunde noch möglich?
Wenn alle fit sind, haben wir eine gute Mannschaft. Ich denke da auch an Jannis Fißl, der wegen eines Bandscheibenvorfalls fast die gesamte Hinrunde ausgefallen ist. Aber wir sollten nach den bisherigen Erfahrungen kleinere Brötchen backen und versuchen, die engen Spiele für uns zu entscheiden und die Zahl der Gegentore zu reduzieren. Dann werden wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben und können im gesicherten Mittelfeld landen.
Als Bezirksligaspieler ist man zeitlich natürlich nicht ausgelastet. Was machen Sie aktuell beruflich?
Ich arbeite bei Fussballetics, einem 2022 gegründeten Start-up-Unternehmen aus Köln, das Klubs und Spieler im Amateurbereich mit individuellen Trainingsplänen versorgt und versucht, diese zu fördern. Ich bin für die Betreuung unserer Partnervereine zuständig und versuche, meine eigenen Erfahrungen als ehemaliger Profi einzubringen.
Sehen Sie sich in einigen Jahren auch selbst auf der Trainerbank?
Das kann ich mir durchaus vorstellen. Ich war auch schon als Scout für den 1. FC Düren tätig und habe bei Berateragenturen reingeschnuppert, was mir ebenfalls viel Spaß gemacht hat. Sollte sich in diesen Bereichen etwas ergeben, wäre ich nicht abgeneigt.
Gibt es noch Kontakte aus Ihrer Karriere, die in dieser Hinsicht hilfreich sind?
Darüber hat sich in der Vergangenheit selten etwas ergeben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Vereine in dieser Hinsicht auf Sparflamme kochen und an internen und damit meist auch deutlich kostengünstigeren Lösungen interessiert sind, wenn es um die Besetzung gewisser Posten geht. Selbst der Draht zum FC Ingolstadt ist nicht der heißeste gewesen. Immerhin bin ich für 2024 zum 20-jährigen Vereinsjubiläum eingeladen worden.
Steven Ruprecht, André Weis und Thomas Bröker sind Freunde
Haben Sie als Profi Menschen kennengelernt, die Sie als Freunde bezeichnen würden?
Richtige Freunde aus dieser Zeit kannst du an einer Hand abzählen. Steven Ruprecht und André Weis (aktuell Torhüter von Fortuna Köln, Anm. d. Red.), mit denen ich in Ingolstadt zusammengespielt habe, oder Thomas Bröker (ehemaliger Mitspieler bei Fortuna Köln, Anm. d. Red.) gehören in diese Kategorie.
Ihr drei Jahre älterer Bruder Oliver war ebenfalls ein talentierter Fußballer, spielte unter anderem bei Alemannia Aachen und (noch zu besseren Zeiten) beim Euskirchener TSC sowie in dessen Hochphase beim Kaller SC in der Mittelrheinliga. Ist er auch noch aktiv?
Oliver spielt in seiner Freizeit nur noch hobbymäßig, aber nicht mehr regelmäßig in einem Verein, der am Spielbetrieb teilnimmt. Er lebt seit mittlerweile zehn Jahren in Belgien, genauer gesagt in Brüssel.
Sie dagegen sind wieder in die alte Heimat zurückgekehrt. Was bedeutet das Rheinland für Sie?
Nach fast zehn Jahren in Ingolstadt war klar, dass wir mit der Familie wieder in die Region zurückkehren wollen. Nachdem wir durch meinen Wechsel zur Fortuna zunächst in Köln gesucht hatten, haben wir den Radius etwas erweitert. Dass es am Ende schließlich Zülpich geworden ist, hätte allerdings keiner gedacht.