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BezirksligaSC Wißkirchen sehnt die Winterpause herbei

Lesezeit 4 Minuten
Ein Spieler des SC Wißkirchen liegt auf dem Rasen.

Endgültig am Boden liegt der SC Wißkirchen sicher noch nicht, aber es wird langsam Zeit aufzustehen.

Kevin Greuel und Wißkirchen erleben in der Fußball-Bezirksliga das berüchtigte zweite Jahr nach dem Aufstieg.

Es ist schon auffällig, dass es in der Tabelle der Bezirksliga-Staffel 3 aktuell eine klare Hierarchie gibt: Vorne liegen die Vereine aus oder aus der näheren Umgebung von Bergheim (Hilal-Maroc, SC Elsdorf, Horremer SV und SC Fliesteden), gefolgt von zwei Klubs aus dem Dürener Stadtgebiet (Türkischer SV, Viktoria Birkesdorf), ehe der Rest des Feldes mit einem schon recht deutlichen Punkteabstand folgt.

Spätestens ab Rang neun und dem SV Nierfeld beginnt die Zone der gefährdeten Teams, zu denen alle Vertreter des Kreises gehören. Ganz tief unten im Tabellenkeller steckt der SC Wißkirchen, bei dem in den vergangenen Monaten sportlich kaum etwas zusammenlief.

Wißkirchen ist krasser Außenseiter in Birkesdorf

Mit nur drei Erfolgen, aber bereits acht Niederlagen aus 13 Partien belegt das Team von Kevin Greuel den vorletzten Platz und es müsste an den verbleibenden zwei Spieltagen schon optimal laufen, damit man nicht auf einem Abstiegsplatz überwintert. An diesem Wochenende reist der SCW als krasser Außenseiter zum Tabellenfünften Birkesdorf, abschließend kommt es daheim zum Kräftemessen mit dem direkten Konkurrenten VfL Sindorf.

Obwohl den Blau-Weißen derzeit das Pech wie kaum einem anderen Klub an den Stiefeln klebt, ist die Lage zwar ernst, aber alles andere als ausweglos. Der Rückstand auf das rettende Ufer ist mit nur zwei Pünktchen überschaubar und durch die hohe Anzahl an potenziellen Abstiegskandidaten, die sich im weiteren Saisonverlauf gegenseitig die Zähler abluchsen werden, könnte sich die Situation innerhalb kürzester Zeit verbessern.

Dass die Mannschaft zu deutlich stärkeren Leistungen fähig ist, hat sie vor allem in der vergangenen Spielzeit bewiesen, als man zu keiner Phase ernsthaft in Gefahr geriet und letztlich auf Platz sieben landete. Rein fußballerisch gesehen haben die Wißkirchener im Vergleich zur Vorsaison – unter anderem durch Neuzugang Finn Modler – qualitativ sogar zugelegt, auch wenn sich dies in den Ergebnissen noch nicht bemerkbar gemacht hat. Trotz der fehlenden Erfolgserlebnisse ist die Stimmung innerhalb des Kaders im Gegensatz zum sportlichen Abschneiden nicht im Keller, was für einen guten Zusammenhalt des Umfeldes spricht.

Dazu gehört auch, dass Trainer Kevin Greuel in Ruhe arbeiten kann und von der Vereinsführung den Rücken gestärkt bekommt. Was in der Hinrunde an Widrigkeiten – von unglücklichen Schiedsrichterentscheidungen über nicht geplante Trennungen auf Spieler- und Trainerseite bis hin zu persönlichen Problemen einzelner Akteure, die sich in extremen Schwankungen niederschlugen – zusammenkam, war beispiellos und sollte sich bei einem normalen Verlauf in der Rückserie nicht mehr wiederholen. Es kann also eigentlich nur noch aufwärts gehen.

Schwieriges zweites Jahr kommt für den SC Wißkirchen nicht überraschend

Sowohl für den Coach als auch für die meisten Spieler ist der Kampf um den Ligaerhalt Neuland. „Wir hatten zwar gehofft, dass es anders läuft, aber eine schwierige Saison war keine Überraschung für uns“, berichtet Kevin Greuel, was den Umgang damit allerdings auch nicht wesentlich einfacher macht. Der sportliche Leiter steht vor der ungewohnten Herausforderung, die richtige Balance zwischen klarer Ansprache und Streicheleinheiten für seine Jungs zu finden.

„Verbal draufzuprügeln macht überhaupt keinen Sinn, sonst kommt ja niemand mehr“, weiß Greuel um den schwierigen Spagat im Umgang mit der heutigen Spielergeneration. Da der Verantwortliche, von wenigen Ausnahmen wie Abwehrchef Dustin Oellers abgesehen, sehr viele junge Fußballer betreut, hat er mit gewissen Verhaltensmustern häufiger zu kämpfen als mancher Trainerkollege in der Liga.

Im Vergleich zu den gestandenen Leuten, wie sie zum Beispiel viele Topteams in ihren Reihen haben, ist die Einstellung zum Sport nicht mehr so da.
Kevin Greuel, Trainer des SC Wißkirchen

„Im Vergleich zu den gestandenen Leuten, wie sie zum Beispiel viele Topteams in ihren Reihen haben, ist die Einstellung zum Sport nicht mehr so da. Einige überschätzen sich und denken, dass sie auch mit weniger Aufwand mithalten können. Sie gehen abends lieber länger feiern und müssen dann nach 70 Minuten mit Krämpfen ausgewechselt werden“, kritisiert der Coach den Lebenswandel zahlreicher Talente.

Ob diese grundlegende Haltung zum Hobby Fußball – was natürlich nicht nur ein Wißkirchener Thema ist – noch mal anders werden wird, erscheint mehr als fraglich. Die Pokalpartie gegen den von der Kaderstruktur her vergleichbaren Kreisligisten Erft 01 stimmte Greuel zumindest in Sachen Einstellung wieder etwas zufriedener, aber die erhoffte Aufbruchstimmung blieb durch die Pleite im Elfmeterschießen aus.

Ein bisschen Ruhe und etwas Zeit zum Durchatmen hätten zu dieser turbulenten Hinrunde auch nicht gepasst. „Einzig Keeper Jan Beyers war eine Konstante. Insgesamt haben wir Rückschläge nur schwer verdaut, da das Konstrukt sehr instabil war. Zudem ist unsere Staffel in diesem Jahr unheimlich stark“, bilanziert der SC-Coach.

Wißkirchen hat gute Chancen, den Klassenerhalt zu schaffen

So überraschend es auf den ersten Blick erscheinen mag: Der SC hat gute Chancen, dass dem zweiten Bezirksliga-Jahr ein weiteres folgen wird. Denn der Kader ist in normaler Verfassung stark genug, um mindestens drei Vereine hinter sich zu lassen. Dazu müssen in der Winterpause, die wohl nirgendwo so sehr herbeigesehnt wird wie in Wißkirchen, jedoch alle Kräfte gebündelt und die Beteiligten auf die nur gemeinsam zu lösende Aufgabe eingeschworen werden – das ist nun die Sache des Trainerteams.

Entscheidend für das Gelingen dieser Mission wird der Auftakt in den zweiten Saisonabschnitt sein, in dem die Mannschaft ihr wahres Gesicht zeigen und zumindest eine kleine Erfolgsserie hinlegen muss.