Drittliga-Schiedsrichter Nico Fuchs begleitete in Großbüllesheim in der Aktion „Profi wird Pate“ den 14-jährigen Arne Lichtenhagen.
FVM-Aktion in EuskirchenDer Profi-Schiedsrichter schaut vom Spielfeldrand zu
Samstagnachmittag Wiedenbrück, Sonntagmorgen Großbüllesheim. Wenn man aus Bergisch Gladbach kommt, ist Letzteres von der Entfernung auch angenehmer, wie Nico Fuchs zugab. Der 29-Jährige leitet seit 2021 als Schiedsrichter Fußballspiele der 3. Liga – und war am Sonntag wegen Arne Lichtenhagen im Fußballkreis Euskirchen. B-Junioren-Leistungsklasse statt Regionalliga, wie am Tag zuvor.
Im „Jahr des Schiedsrichters“ des Fußballverbandes Mittelrhein werden hoffnungsvolle Nachwuchs-Unparteiische mit der Aktion „Profi wird Pate“ unterstützt. Und im Falle des 14-Jährigen von Schwarz-Weiß Stotzheim war Nico Fuchs der Pate. 80 Minuten lang stand er an der Seitenlinie, beobachtete Lichtenhagens Spielleitung, machte sich Notizen.
Tipps vom Profi gab es schon während der Partie per Headset
Per Headset waren die beiden miteinander verbunden und der Profi gab dem Talent schon live die ersten Tipps. „Versuch früher mitzugehen, nicht erst, wenn der Ball gespielt ist“ oder „Gut weiterlaufen gelassen. Du darfst gerne lauter kommunizieren.“ Und als Lichtenhagen bei einem falschen Einwurf zur Erklärung eine Einwurfgeste machte oder bei einem Foul mit seinem Bein eben jenes Vergehen erklärte, riet Fuchs: „Weniger mit Gesten erklären!“ Der 14-Jährige lernte schnell. In der zweiten Halbzeit kommunizierte er laut und deutlich eine Gelbe Karte: „Fürs Ballwegschießen! Das machst du nicht noch mal!“
Bis auf wenige Szenen war die Partie zwischen den Sportfreunden Wüschheim-Büllesheim und der JSG Nierfeld/SG 92/Oleftal II, die 3:2 endete, aber auch einfach zu leiten. Einen Foulelfmeter musste Lichtenhagen geben, den ein Spieler der JSG mit „Der Schiedsrichter ist doch gekauft“ kommentierte. Weil die Aussage in Lichtenhagens Rücken fiel, hat er den Spruch ignoriert. Es gab auch ein paar vermeintliche Handspiele, die für die jeweiligen Trainerbänke natürlich glasklare Vergehen der gegnerischen Spieler waren. Doch Lichtenhagen entschied auf nicht regelwidrige Situationen.
Arne Lichtenhagen gehört zu den größten Talenten im Kreis Euskirchen
Auch zwei eher ungewöhnliche Situationen gab es: Zwei Eckfahnen kippten während des Spiels um. Die Anweisung des Profis an den Nachwuchs: „Du stellst die nicht auf! Wenn es sich ergibt, kannst du das einem Spieler sagen.“
Warum der 14-Jährige ausgewählt wurde, erklärte Uwe Stark, beim Fußballkreis Euskirchen Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses, so gesehen also der Oberschiedsrichter im Kreis. Lichtenhagen gehöre zu den drei führenden Jungschiedsrichtern im Fußballkreis, habe aber auch wegen der Terminansetzung ein bisschen Glück gehabt, dass er nun den Profi als Paten hatte, denn der habe sich ein Vormittagsspiel im Bereich Euskirchen gewünscht. Lichtenhagen sei Teil des Förderkaders im FVM und darf in Bezirksligaspielen der Erwachsenen als Assistent an der Seitenlinie stehen. Ab 17 Jahren darf man mit Erlaubnis der Eltern auch Bezirksligaspiele leiten. „Arne ist auf jeden Fall ein förderungswürdiger Schiedsrichter“, so Stark.
Arne Lichtenhagen wurde von Profi Nico Fuchs gut beurteilt
Schon in der Halbzeitpause tauschten sich die beiden Unparteiischen miteinander aus. Nach dem Spiel nahm sich Fuchs viel Zeit für die Manöverkritik. Doch, um es vorwegzunehmen: Arne Lichtenhagen kam sehr gut in der Beurteilung weg. So gefiel Fuchs das Spielverständnis des nur halb so alten Schiedsrichters, der ihn aber von der Größe her überragte. Foulbewertung, Beurteilung der Handspiele und auch gute Abseitsentscheidungen – und das ohne Assistenten – habe der Nachwuchs-Referee gezeigt. „Für einen 14-Jährigen hast du eine sehr gute verbale Präsenz“, so Fuchs.
Ein wenig achten müsse er auf das Stellungsspiel bei Ecken, das habe er aber mit ein wenig Coaching von außen schnell verbessert. Und der Drittliga-Schiedsrichter hatte auch noch ein paar wertvolle Tipps parat. So soll sich Lichtenhagen bei Freistößen vor der Ausführung mehr Zeit nehmen. Anweisungen mit der vollen Hand seien besser sichtbar als nur mit einem Finger, wie es Lichtenhagen gerne macht.
Und dann erkannte Fuchs, der Parallelen zu seiner eigenen Schiedsrichterzeit sah, auch, dass Lichtenhagen nicht nur Spiele pfeift, sondern auch selbst gegen den Ball tritt, was einerseits gut ist, um Situationen zu verstehen, andererseits aber auch hindert. „Du denkst oft wie ein Spieler. Du solltest aber manchmal etwas mehr wie ein Schiedsrichter denken.“ Gemeint waren Szenen, in denen Lichtenhagen auf Vorteil entschied, Fuchs aber abgepfiffen hätte.
Der 14-Jährige hörte aufmerksam zu, nahm die Tipps geduldig auf wissbegierig auf. „Es tut gut, so ein Feedback zu bekommen“, sagt er.