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LeichtathletikLGO-Chef Hans-Werner Pütz ist sauer über Zustand der Anlagen in Euskirchen

Lesezeit 5 Minuten
Kinder üben Hürdenlauf mit aufgestellten Pappkartons.

An den kommenden beiden Wochenenden veranstaltet der Leichtathletikverband Meisterschaften im Heinz-Flohe-Stadion.

Die Leichtathletikanlagen im Heinz-Flohe-Stadion sind laut Heinz-Werner Pütz, Vorsitzender der LGO Euskirchen/Erftstadt, veraltet.

Glaubt man Hans-Werner Pütz, droht der Fehlstart, bevor die Leichtathletikwettbewerbe im Heinz-Flohe-Stadion (ehemals Erftstadion) überhaupt begonnen haben. „Die Wartung und die Pflege des Stadions, gerade mit Blick auf die Leichtathletikanlagen, werden total vernachlässigt“, klagt der Vorsitzende der LGO Euskirchen/Erftstadt, der auch Wettkampfwart bei der Region Südwest ist. Die Stadt Euskirchen widerspricht: Allein im vergangenen Jahr seien etwa 200.000 Euro für Wartung und Pflege in das Stadion geflossen.

An den beiden kommenden Wochenenden geben sich die Sportler im Heinz-Flohe-Stadion das Staffelholz in die Hand. Der Leichtathletikverband Nordrhein veranstaltet am Sonntag, 8. September, das Schüler- und Jugendsportfest in Euskirchen. Einen Tag zuvor finden die Nordrhein-U14-Mehrkampfmeisterschaften sowie die Einzelmeisterschaften der Männer und Frauen statt.

LGO Euskirchen/Erftstadt rechnet mit 350 Sportlern bei den Wettkämpfen

Bereits an diesem Wochenende werden im Heinz-Flohe-Stadion die Regionsmehrkampfmeisterschaften ausgetragen. Pütz rechnet mit rund 350 Sportlern an den Wochenenden. „Es geht wieder aufwärts. Wir hatten auch schon mal 500 allein beim Schüler- und Jugendsportfest“, sagt er: „Das kann sich heute keiner mehr vorstellen.“

Der LGO-Vorsitzende Hans-Werner Pütz hält Zettel in der Hand und steht im Leichtathletik-Geräteraum, in dem allerhand Material liegt.

Inspiziert den Geräteraum: LGO-Vorsitzender Hans-Werner Pütz.

Ebenfalls kaum vorstellbar, aber wahr: 26 Jahre lang wurden im Erftstadion falsche Speerwurfweiten gemessen, weil das Dreieck, an dem das Maßband angelegt werden muss, für den richtigen Sektor falsch ausgemessen war. Dieser Fehler ist mittlerweile korrigiert, das alte weiße Dreieck auf dem roten Tartan aber noch gut zu erkennen. „Ein Wettkampfrichter, der die Problematik nicht kennt, weiß also nicht, an welchem er sich orientieren muss. Das sind einfach unnötige Baustellen“, so Pütz.

Wechselraum für 4x100-Meter-Staffel ist zehn Meter zu klein

Die Markierungen für die Hürden fehlen im Heinz-Flohe-Stadion vor der Haupttribüne praktisch komplett, sind nur mit einem geschulten Auge zu erkennen. „Der Landesverband hat zudem kritisiert, dass man nur die alten Wechselmarken für die 4x100-Meter-Staffel sehen kann. Dabei ist der Wechselraum mittlerweile 30 Meter groß und nicht mehr 20. Das ist doch alles nicht wahr“, so Pütz, der berichtet, dass das Stadion eigentlich im vergangenen Jahr komplett neu markiert werden sollte. Eine entsprechende Zusage habe er vom damaligen Leiter des Fachbereichs, Jörg Schnicke, erhalten.

Wie Tim Nolden, Pressesprecher der Stadt Euskirchen, auf Anfrage mitteilt, seien entsprechende Angebote für die Markierungsarbeiten eingeholt worden. „Wir gehen davon aus, dass die Umsetzung 2025 erfolgen kann. Da vor der Linierung auch eine Grundreinigung der Gesamtfläche erfolgen muss, lassen sich solche Maßnahmen nur geplant und mit Vorlauf umsetzen. Herr Pütz ist in den Prozess eingebunden“, so Nolden.

LGO Euskirchen/Erftstadt vermisst frei zugängliches Internet im Stadion

Die fehlenden oder schlecht zu erkennenden Markierungen seien aber nicht das einzige Manko. „Wir – aber auch die Fußballvereine – vermissen einen Hotspot, um deutlich digitaler an die Wettkämpfe herangehen zu können“, erklärt Pütz. So habe der Verband zwei Zeitanzeigen für den Innenraum, die man mit der eigenen LGO-Zeitmessanlage ansteuern könne – dafür sei aber Internet nötig. „Dann hätte man gleich ein anderes Feeling. Die Sportler würden sich gewürdigt fühlen, weil die Ergebnisse sofort im Stadion angezeigt werden“, so Pütz.

Zwei weiße Dreiecke sind auf den Tartan gezeichnet.

Welches Dreieck stimmt denn nun bei der Speerwurfmessung?

Die Zeitmessanlage ist der ganze Stolz der LGO Euskirchen/Erftstadt. Da sie sogar eine Art Alleinstellungsmerkmal ist, geht es mit ihr mitunter quer durch Deutschland, um andere Vereine und Verbände zu unterstützen – inklusive ein paar Euro, die die Miete in die Vereinskasse spült.

Stadt Euskirchen: Hotspot animiert zum Verweilen an den Sportanlagen

Auf einen entsprechenden Hotspot dürfte die LGO aber noch etwas warten. „Sämtliche notwendigen Prozesse lassen sich auch ohne Weiteres ohne einen Hotspot durchführen. Dadurch beurteilen wir die Lage als insgesamt unproblematisch“, heißt es seitens der Stadtverwaltung: „Sportanlagen dienen dazu, sportliche Aktivitäten durchführen zu können. Dies ist grundsätzlich ohne Hotspot möglich. Die Gefahr durch einen bestehenden Hotspot, nicht am Sport interessierte Menschen zum nicht bestimmungsgemäßen und gegebenenfalls sogar störenden Verweilen an Sportanlagen zu animieren, muss daneben ebenfalls betrachtet werden.“

Zurück zur Vereinskasse: Die LGO würde der Stadt laut ihrem Vorsitzenden sogar den Ankauf einer zweiten wettkampffähigen Hochsprunganlage vorstrecken. Die fehlt nämlich, seitdem die alte unter anderem von Mäusen angenagt worden war und entsorgt worden ist. „Dadurch bekommen wir am Samstag bei der weiblichen U16 im Hochsprung ein Zeitproblem. Wir haben 54 Meldungen für den Wettbewerb. Da sind wir schnell bei drei Stunden nur für den Hochsprung“, sagt Pütz.

Stadt Euskirchen liegen Angebote für Hochsprunganlage vor

Vorstrecken muss der Verein die zweite Anlage aber nicht. Laut Stadt liegen für die Anlage inzwischen Angebote vor und sie wird bestellt. „Da die Kosten in einer Größenordnung liegen, bei der nicht freihändig vergeben werden kann, ist die Verwaltung aufgrund gesetzlicher Vergabebestimmungen darauf angewiesen, entsprechende Angebote abzufragen und zu erhalten. Dies lässt sich leider nicht kurzfristig realisieren“, so Nolden.

Zudem statte die Stadt üblicherweise die Sportanlagen nur in einer Größenordnung aus, die für Wettkampftraining nötig ist. In der hier vorliegenden Ausstattung der Sportanlage „Wettkampfanlage Typ B“ seien „ein bis zwei Hochsprungmatten vorgesehen“. Die nun in Auftrag gegebene Beschaffung einer zweiten Matte erfolge somit über den zwingenden Mindestbestand hinaus.

Wer bei den kommenden Veranstaltungen genau hinsieht, wird auch nostalgisches Equipment entdecken. Die Startblöcke sind noch die von der Eröffnung vor 32 Jahren.


Der Zeitplan für die kommenden beiden Wochenenden

Los geht es im Heinz-Flohe-Stadion mit den Wettkämpfen an diesem Samstag um 13 Uhr. Zunächst stehen die 100 Meter auf dem Programm. Den Abschluss bilden die 200 Meter um 18.45 Uhr.

Am Sonntag starten die Wettkämpfe um 10 Uhr im Stadion. Ende ist gegen 17.30 Uhr. Am kommenden Wochenende beginnen die Wettkämpfe jeweils um 11 Uhr.