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Stadion umbenanntEuskirchen verneigt sich vor seinem großen Sohn Heinz Flohe

Lesezeit 6 Minuten
Die Spieler der beiden Teams haben sich vor einem Tor aufgestellt und halten ein großes Banner mit Fotos von Heinz Flohe und der Aufschrift „Heinz - Wir werden dich nie vergessen“.

Die Spieler der Landrat-Ramers-Elf und ehemalige Kicker des Euskirchener TSC bestritten das Vorspiel und erwiesen Heinz Flohe ihre Ehre. Die Ex-ETSC-Akteure gewannen 1:0.

Das Erftstadion in Euskirchen heißt nun „Heinz Flohe Stadion“. Die Umbenennung erfolgte im Spiel des 1. FC Köln gegen die belgische VV St. Truiden.

Jan Urbig. Oder Jonas Ulbig? Der FC-Fan in der ersten Reihe mit dem Toni-Polster-Gedächtnistrikot von 1997 hatte bei seinen lautstarken Rufen gleich mehrere Namens-Variationen für die neue Nummer 1 des 1. FC Köln parat. Zumindest in der Anfangsphase des Spiels des Zweitligisten im Euskirchener Erftstadion, das nun „Heinz Flohe Stadion“ heißt.

Nach den 90 Minuten dürfte auch der letzte Fan wissen, dass der Torwart des 1. FC Köln Jonas Urbig heißt. Denn der 20-Jährige riskierte in der Schlussminute eine blutige Nase, um einen Gegentreffer zu vermeiden. Und so ganz nebenbei bereitete der Kleinbüllesheimer mit einem traumhaften langen Ball auf Tim Lemperle das 1:0 des FC gegen den belgischen Erstligisten VV St. Truiden vor. Am Ende hieß es nach weiteren Treffern von Damion Downs und Florian Dietz 3:0 für die Kölner gegen fast völlig harmlose Belgier. Denn mehr als die Chance in der Schlussminute brachte Truiden offensiv nicht zustande.

Auch über eine Straßenbenennung wurde schon nachgedacht

Das Testspiel war eingebettet in einen sportpolitisch wichtigen Rahmen, für den die Euskirchener Politik ziemlich lange gebraucht hat. Viele Jahre war man sich nämlich alles andere als einig, wie man den besten Fußballer, den die Stadt bisher hervorgebracht hat, ehren kann. Es war mal von einer Straße die Rede, dann von der Sportanlage im Auel, in der Heinz Flohe große sportliche Erfolge mit dem Euskirchener TSC feierte. Letztlich wurde es das Erftstadion, das nach dem Doublesieger mit dem 1. FC Köln von 1978 benannt werden sollte. Die Entscheidung fiel dann einstimmig.

Damion Downs nach seinem Schuss, der belgische Torwart verfehlt im Flug den Ball.

Der Moment des 2:0 für den 1. FC Köln gegen die VV St. Truiden. FC-Stürmer Damion Downs traf kurz nach dem Wiederanpfiff.

„Heute verneigt sich die Stadt vor einem ihrer größten Söhne: Heinz Flohe. Kein anderer Euskirchener konnte national und international so eine Popularität aufweisen. Er ist ein absolutes Euskirchener Idol“, sagte Bürgermeister Sacha Reichelt.

Ein Druck auf Buzzer gab den Blick auf das Schild „Heinz Flohe Stadion“ frei

Und so drückten dann auch die Vertreter der im Euskirchener Rat vertretenen Parteien gemeinsam den roten Buzzer, der den Akt der Umbenennung symbolisieren sollte. Während im Innenraum gedrückt wurde, fielen auf der anderen Seite der Tribüne die Hüllen – in Form eines großen schwarzen Tuchs. Mit dem hatte die Stadt die weiße Aufschrift „Heinz Flohe Stadion“ auf grünem Grund bis zur offiziellen Zeremonie versteckt gehalten.

Der Moment, in dem viele Hände den Buzzer drücken.

Vertreter der Euskirchener Stadtratsfraktionen, Bürgermeister Sacha Reichelt (2.v.l.) und Heinz Flohes Sohn Nino (3.v.l.) drückten den Buzzer.

Auch Nino Flohe gehörte zu denjenigen, die den offiziellen Part vollzogen. „Er hätte es wahrscheinlich nicht so zugegeben, weil er sehr introvertiert, sehr bescheiden, sehr demütig war. Aber es hätte ihn schon sehr gefreut, das muss ich ganz ehrlich sagen. Und er wird von da oben zusehen“, sagte Heinz Flohes Sohn Nino bei der Umbenennung. Es mache ihn „sehr, sehr stolz, dass es endlich geklappt hat, das Stadion umzubenennen“, so Nino Flohe weiter.

Umringt von Fans in FC-Trikots schreibt Jan Thielmann Autogramme.

FC-Profi Jan Thielmann schrieb fleißig Autogramme.

Von der Persönlichkeit und den Erfolgen her habe es sein Vater „absolut verdient gehabt“. Dass in seiner Heimatstadt nun ein Stadion nach ihm benannt sei, runde das Andenken an ihn ab, so Nino Flohe. In Köln steht vor dem Rhein-Energie-Stadion eine Bronze-Statue und die Jugendfußballschule des 1. FC Köln ist ebenfalls nach Heinz „Flocke“ Flohe benannt.

Er hätte es wahrscheinlich nicht so zugegeben, weil er sehr introvertiert, sehr bescheiden, sehr demütig war. Aber es hätte ihn schon sehr gefreut.
Nino Flohe, Sohn von Heinz Flohe

Als das Stadion noch nicht ganz nach seinem Vater benannt war, das schwarze Tuch noch den Schriftzug verhüllte, war Nino Flohe für eine Stunde als Trainer tätig. Der ehemalige Torhüter hatte eine Mannschaft aus ehemaligen ETSC-Kickern und Freunden zusammengestellt, die gegen die Landrat-Ramers-Elf antrat. Dank eines Treffers von Moritz Hartmann gewannen Flockes Freunde mit 1:0.

Bereits zu diesem Zeitpunkt unter den Zuschauern: Markus Pröll. Der Flamersheimer, der genau wie jetzt Urbig das Tor des 1. FC Köln gehütet hat, berichtete von einer Heinz-Flohe-Anekdote aus einem Training beim FC. Der habe die Spieler damals aufgefordert, den Ball über den Spann gleiten zu lassen, um so genauer zu spielen. Flohe habe mit kölschem Dialekt gesagt, dass der „Ball övver der Spann avrutsche muss“.

Markus Pröll erzählt über ein Mikrofon im Stadion Anekdoten über Heinz Flohe.

Ex-FC-Torwart Markus Pröll plauderte aus dem Nähkästchen.

Torwart Jonas Urbig steuert im Stadion seine Familie an.

Nach dem Spiel ging es für Kölns Torwart Jonas Urbig zu seiner Familie.

Der eine oder andere Spieler habe das sprachtechnisch nicht verstanden. Also habe sich der Weltmeister von 1974 den Ball geschnappt und es vorgeführt – in Perfektion. „Er hat sein Herz immer auf der Zunge getragen“, berichtete Pröll: „Alle haben immer in allerhöchsten Tönen von ihm gesprochen. Das verdeutlicht, dass er ein unglaublicher Kicker und Mensch war.“

Auf dem Papier sei die kommende Zweitligasaison wohl die beste, die es je gegeben hat. „Es wird wichtig sein, gut zu starten. Der erste Spieltag mit dem Heimspiel gegen den Hamburger SV wird ein erster Gradmesser“, so „Prölli“.

Heinz Flohe stand im Mittelpunkt

Testspiel des 1. FC Köln in Euskirchen

Das Bild zeigt einen Teil der Besucher, die ins Stadion gekommen waren, um den 1. FC Köln zu sehen.

„“3500 Zuschauer waren zum Testspiel des 1. FC Köln gegen die VV St. Truiden ins Erftstadion gekommen, das nun Heinz Flohe Stadion heißt.

Das Bild zeigt Fußballspieler Damion Downs vom 1. FC Köln, der sich mit einer Körperdrehung gegen seinen Gegenspieler behauptet.

FC-Spieler Damion Downs behauptet in der ersten Halbzeit den Ball und leitet einen Angriff ein.

Das Bild zeigt eine Familie, die den FC anfeuert.

Auch viele junge Fans des 1. FC Köln waren beim Testspiel in Euskirchen dabei.

Das Bild zeigt die Landrat-Ramers-Elf während der Trinkpause.

Die Landrat-Ramers-Elf von Trainer Achim Züll (M.) kickte im Vorspiel gegen ehemalige Spieler des ETSC.

Das Bild zeigt einen jungen Fan des 1. FC Köln, der sich ein Trikot von Profi Julian Pauli wünscht.

Kleinere und größere Fans waren nach Euskirchen gekommen, um den 1. FC Köln spielen zu sehen. Teilweise auch mit ganz konkreten Wünschen.

Das Bild zeigt Fußballspieler Damion Downs beim 2:0.

Das 2:0 für den 1. FC Köln in Euskirchen erzielte Damion Downs kurz nach dem Wiederanpfiff.

Das Bild zeigt die Spieler des 1. FC Köln, wie sie einen Angriff geschickt verteidigen.

Mit vereinten Kräften: Eric Martel (M.) und Jan Thielmann stoppen den Angriff des belgischen Erstligisten.

Das Bild zeigt fünf Polizistinnen und Polizisten während des Spiels.

„“Hatten einen ruhigen Tag im „Heinz Flohe Stadion“: Beamte der Euskirchener Polizei.

Das Bild zeigt Finkgräfe beim Aufwärmen.

Wird das Spiel in Euskirchen nicht in guter Erinnerung behalten: Max Finkgräfe. Der Linksverteidiger verletzt sich und musste ausgewechselt werden.

Das Bild zeigt FC-Stürmer Steffen Tigges beim Versuch, den Ball vors Tor zu spielen. Der Ball wird aber abgeblockt.

Scheitert hier der an belgischen Verteidigung: Steffen Tigges.

Das Bild zeigt den Verteidiger des 1. FC Köln im Angriff. Er wird von einem Gegenspieler verfolgt.

Meiko Wäschenbach wurde im Testspiel des 1. FC Köln gegen Truiden nach einer Viertelstunde für den verletzten Max Finkgräfe eingewechselt.

Das Bild zeigt Jan Thielmann, der von Fans umringt wird.

Nach dem Abpfiff in Euskirchen waren die Autogramme der Profis sehr gefragt: hier von Jan Thielmann.

Das Bild zeigt Paul mit seiner Familie im Erftstadion.

Der junge FC-Fan Paul hatte bereits das neue Ausweichtrikot an. Das hatte der Verein erst wenige Stunden zuvor veröffentlicht.

Das Bild zeigt Damion Downs, der aus der Drehung den Ball schießt.

Lieferte eine gute Partie ab: FC-Profi Damion Downs, der hier aber im Abseits stand.

Das Bild zeigt zwei Rettungskräfte, die auf der Stoßstange eines Rettungswagens sitzen.

Hatten einen ruhigen Dienst: die Rettungsdienstler der Malteser.

Das Bild zeigt Dr. Uwe Friedel im Gespräch mit Peter Barth.

FC-Fan und Ehrenbürgermeister der Stadt Euskirchen: Dr. Uwe Friedel im Gespräch vor dem Testspiel.

Das Bild zeigt junge Fans bei der Jagd nach einem Autogramm.

Autogrammjagd in Euskirchen: Die FC-Spieler erfüllten die Wünsche gerne.

Das Bild zeigt Jonas Urbig im Kreis seiner Familie.

Nach dem Schlusspfiff ging es für den neuen Stammtorhüter des FC zur Familie: Jonas Urbig.

Das Bild zeigt den Moment, in dem das Erftstadion in Euskirchen in „Heinz Flohe Stadion“ umbenannt wird. Sieben Männer und eine Frau drücken gemeinsam auf einen roten Buzzer.

„“Und dann war es vollbracht: Mit vereinten Kräften drückten Vertreter der Fraktionen, Bürgermeister Sacha Reichelt (2.v.l.) und Nino Flohe (3.v.l.) auf einen Buzzer, um das Erftstadion offiziell in Heinz Flohe Stadion umzubenennen.

Das Bild zeigt die zwei Fußballmannschaften im Tor. Sie halten ein Banner für Heinz Flohe hoch.

Gruppenbild für Flocke: Die Landrat-Ramers-Elf und einige verdiente Fußballer des Euskirchener TSC posierten nach dem Einlagespiel für ein Foto.

Das Bild zeigt einige Fans, die auf den Anpfiff warten.

Die Tribünen im „Heinz Flohe Stadion“ in Euskirchen war gut gefüllt.

Das Bild zeigt einen Teil der Gegentribüne im „Heinz Flohe Stadio“n. Sie ist gut gefüllt.

3500 Zuschauer verfolgten das Testspiel des 1. FC Köln in Euskirchen.

Das Bild zeigt eine Ordnungsamtsmitarbeiterin, die mit einem Tuch die Sitzfläche einer Bank trocknet.

Die Stadt wässerte den Rasen vor dem Spiel. Dabei wurden auch die Reservebänke nass. Eine Mitarbeiterin des Ordnungsamts trocknete die Bänke.

Das Bild zeigt eine Spielszene aus dem Einlagespiel in Euskirchen.

Die Euskirchen-Auswahl gewann gegen die Landrat-Ramers-Elf mit 1:0.

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Und die Fans? Die waren angetan vom Gastspiel des Zweitligisten. „Wenn der FC nächstes Jahr wiederkommt, dann haben wir eine Tradition, da er dann dreimal in Folge hier war“, sagte Maike Spilles. Im vergangenen Jahr testete der FC seine Form gegen Erzgebirge Aue. Drei Tore gegen Truiden schön und gut – für FC-Fan Stefan Klinkhammer aus Mechernich aber kein Grund zur Euphorie. „Uns fehlt ein echter Stürmer“, sagte er.

Einsatzkräfte hatten in Euskirchen einen ruhigen Job

Der kleine Paul war ebenfalls glücklich: „Ich bin der Einzige im Stadion, der schon das neue dritte Trikot hat.“ Das petrolfarbene Ausweichtrikot hatte der FC erst am Morgen des Gastspiels in Euskirchen präsentiert.

Für die Einsatzkräfte des Malteser Hilfsdienst war es ein ruhiger Dienst. „Wir hatten nichts zu tun“, berichtete Malteser-Stadtbeauftragter Ralf Unterstetter. Das Team für einen solchen Dienst zusammen zubekommen, sei nie ein Problem, sagte er. Wenn der FC kommt, sei die Liste immer schnell voll.

Dicht gedrängt verfolgen die Zuschauer am Spielfeldrand das Geschehen auf dem Spielfeld.

3500 Besucher waren ins „Heinz Flohe Stadion“ gekommen, um den FC zu sehen.

Für Jonas Urbig ging es nach Schlusspfiff zunächst zur medizinischen Abteilung des FC, die das Nasenbluten stoppte, und dann zum obligatorischen Foto mit der Familie. Eine längst liebgewonnene Tradition der Urbigs, die das nach jedem Spiel zelebrieren. Anschließend erfüllte der 20-Jährige noch fleißig Autogrammwünsche – schließlich ist der Torhüter nun allen bestens bekannt.


Heinz Flohe absolvierte 329 Spiele für den 1. FC Köln

Der Euskirchener Heinz Flohe absolvierte für den 1. FC Köln 329 Spiele. Dabei erzielte der Mittelfeldspieler 77 Tore. Mit dem 1. FC Köln gewann „Flocke“ dreimal den DFB-Pokal und einmal die deutsche Meisterschaft. 1978 feierte er mit den Geißböcken das Double.

1974 wurde Flohe Weltmeister. Für die Nationalmannschaft bestritt er zwischen 1970 und 1978 insgesamt 39 Partien und erzielte acht Treffer. Darunter war das 1000. Tor der Nationalmannschaft.

In weißer Schrift steht auf grünem Grund: Heinz Flohe Stadion.

Der Schriftzug am Stadion ist nicht zu übersehen.

Am 1. Dezember 1979 erlitt Flohe im Spiel gegen den MSV Duisburg einen komplizierten Schien- und Wadenbeinbruch. Gegenspieler war damals Paul Steiner, der Jahre später für den FC auflaufen sollte. Die Verletzung beendete Flohes Karriere.

Nach der sportlichen Laufbahn war Flohe als Co-Trainer für den FC tätig. Den Euskirchener TSC führte er von der Bezirksliga in die Mittelrheinliga. Auch beim TuS Ülpenich war Flocke als Trainer tätig.

Das heutige „Heinz Flohe Stadion“ kostete 6,5 Millionen Mark

Am 11. Mai 2010 brach Flohe mit einem Schwächeanfall zusammen und wurde ins künstliche Koma versetzt, aus dem er nicht mehr erwachte. Am 15. Juni 2013 starb er im Alter von 65 Jahren.

Das nun nach Heinz Flohe benannte Erftstadion wurde in seiner jetzigen Form am 4. und 5. September 1993 eröffnet. Unter anderem absolvierte Paul Meier dort einen Stunden-Zehnkampf. Laut Sacha Reichelt, Bürgermeister der Stadt Euskirchen, trafen das alte Erftstadion im Zweiten Weltkrieg 17 Bomben. Anschließend wurde es zunächst als Aschenplatz wieder aufgebaut.

1985 begannen die Planung für das heutige Erftstadion, das nun „Heinz Flohe Stadion“ heißt. Kosten sollte es ursprünglich fünf Millionen Mark. Laut Reichelt kostete es aber 6,5 Millionen Mark. „Überschreitungen von Budgets gab es damals schon“, so Reichelt.