Zum Abschluss des Kulturprogramms „Stadion der Träume“ im Deutschen Sport- und Olympiamuseum gaben sich Helden aus erfolgreicheren Tagen des 1. FC Köln ein Stelldichein.
„Dann ist das einfach falsch“FC-Legenden blicken auf gute Zeiten und die triste Gegenwart
Der „FC-Abend“ als Abschluss der Veranstaltungsreihe „Stadion der Träume“ zog am Freitagabend mehrere Dutzend Interessierte ins Deutsche Sport- und Olympiamuseum in den Rheinauhafen. Moderiert von Museumsdirektor Andreas Höfer und „Kölner Stadt-Anzeiger“-Redakteur Stephan Klemm, erwartete die Gäste ein facettenreicher Abend.
Der Kinderchor der Rheinischen Musikschule, die „Lucky Kids“, stimmte stilecht mit der FC-Hymne auf die Veranstaltung ein. Es folgte ein Grußwort von FC-Präsident Dr. Werner Wolf, das für fragende Gesichter im Auditorium sorgte. Beim Blick in ein Buch über die Geschichte des 1. FC Köln von 1963 1993 stellte er fest: „Das gucke ich mir manchmal an, um festzustellen, es hat sich eigentlich wenig geändert.“
Grußwort von FC-Präsident Wolf
Dazu las Wolf aus einem Spielbericht von 1985 vor, in dem ein 0:6 beim 1. FC Kaiserslautern aufbereitet wurde. Der feine Unterschied: damals hatte der 1. FC Köln keinen Bundesliga-Abstieg zu verdauen und beendete die Saison trotz dieser heftigen Abreibung auf Platz 3.
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Mit Karl-Heinz Thielen bat das Moderatoren-Duo dann eine der wohl wichtigsten Persönlichkeiten des 1. FC Köln auf die Bühne. Thielen erlebte als Spieler und Funktionär sämtliche Titel des FC hautnah mit. Dementsprechend reichhaltig ist das Anekdoten-Reservoir des 84-jährigen. An seiner Seite saß der gebürtige Waliser Toby Charles, der vielen aus der WDR-Hörfunk-Sendung „Sport und Musik“ bekannt sein dürfte.
Der 1. FC Köln zählte zu den besten Vereinen Europas
Charles übermittelte seinerzeit Moderatoren-Legende Kurt Brumme die Ergebnisse der ersten englischen Liga. Dabei entstand der Eindruck, der Waliser würde aus Großbritannien berichten. „Ich habe aber nie behauptet, dass ich in England sei, wenn ich nicht wirklich dort war“, stellte Charles richtig.
Mit einer Mischung aus spannenden, komischen, aber gleichsam rührenden Geschichten entführte vor allem Thielen seine Zuhörer in eine Zeit, als der 1. FC Köln zu den besten Vereinen Europas zählte.
Vom TSV Rodenkirchen zum 1. FC Köln
So erfuhr das Publikum aus erster Hand vom Wechsel des jungen Karl-Heinz Thielen vom TSV Rodenkirchen zum FC. „Es war für mich ein schwieriges Jahr, weil ich alle zwei Monate zum Augenarzt gerannt bin“, erzählte der Grandseigneur des 1. FC Köln. „Bei jedem Training habe ich gehört, da kommt der Blinde wieder.“
Die Vorreiterrolle, die der 1. FC Köln in den 1960er Jahren noch innehatte, fasste Thielen in einer Aussage zusammen: „Ich habe schon im Entmüdungsbecken gelegen, da haben sich die Schalker noch mit dem Gartenschlauch abgeduscht.“
Zwischendurch richtete Thielen ernste Worte an seine Nachfolger am Geißbockheim – FC-Geschäftsführer Christian Keller war unter den Gästen: „Das Wichtigste ist der Klub. Und das Wichtigste ist, dass wir gewinnen. Egal wie“, mahnte der ehemalige Torjäger. „Dieses gewinnen können, das haben wir fast vergessen in letzter Zeit.“
Dieter Prestin und Dieter Müller kommen für Karl-Heinz Thielen
Nach einer guten Stunde wurden Dieter Prestin und Dieter Müller eingewechselt, die Einblicke vor allem in die Double-Saison 1977/78 gaben. Jener Spielzeit, in der Müller beim 7:2 gegen Werder Bremen den bis heute gültigen Bundesliga-Rekord von sechs Treffern in einer Partie aufstellte. Müller erinnerte weiter an verstorbene Weggefährten wie Heinz Flohe oder Karl-Heinz Schnellinger, die die Erfolgsgeschichte des 1. FC Köln maßgeblich mitgestalteten.
Das Schlusswort hatte WDR-Moderator und FC-Fan Sven Pistor mit seiner Antwort auf die Frage, was Hoffnung für die Zukunft mache: „Ich bin ja nicht dazu da, Hoffnung zu machen. Das ist die Aufgabe der Menschen, die die Geschicke des Vereins lenken. Es sind viele Fehler gemacht worden. Ich weiß nicht, wie der Kurs sein wird. Ich glaube, das geht vielen so.“ Und weiter: „Wenn Heidenheim international spielt und der 1. FC Köln fährt nach Elversberg, dann ist das einfach falsch.“ Das würden wohl alle FC-Fans unterschreiben – und die alten Helden auch.