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Millionenschwere ProjekteWarum viele Kölner Lokale trotz hochwertigem Konzept scheitern

Lesezeit 5 Minuten
Gebäude im Gerling Quartier

An dieser Stelle im Gerling-Quartier eröffnete 2019 das Rosati. Kurze Zeit später war es wieder geschlossen und einer der beiden Geschäftsführer bis heute spurlos verschwunden.

Das „The Kidchen“ in Junkersdorf war ein Millionenprojekt und dennoch steht es seit zehn Jahren leer. Auch das „Rays“ in Klettenberg und das „Rosati“ im Gerlingquartier hielten sich nicht lang.

Wer über viele Jahre die Gastro-Szene in Köln beobachtet hat, dem kann eines kaum verborgen geblieben sein: Von den während der letzten zehn bis 15 Jahre eröffneten Restaurants mit besonderem Flair oder beeindruckendem Interieur, war nur wenigen eine lange Lebensdauer vergönnt. Natürlich gibt es Gegenbeispiele, wie etwa das allein aufgrund der 100 Decken-Kronleuchter zum Hingucker gewordene „Augustin Restaurant“ von Eric Werner in der Dagobertstraße. Doch sein 2019 eröffnetes Sterne-Restaurant „Astrein“ gehört – wie etliche andere – inzwischen auch schon der Vergangenheit an.

Ein paar optisch herausragende Lokale wie das „Aura by Luis Dias“ am Rheinufer oder das spektakuläre „Eleven Stories“ im Rheinauhafen, fanden anschließend zumindest wieder Nutzer, wohingegen andere, etwa das Familienrestaurant „The Kidchen“ in Junkersdorf seit zehn Jahren verwaist ist.

Bauliche Probleme können Gastronomen auch ausbremsen

Das denkmalgeschützte Gebäude, einst als Kino für die Belgischen Streitkräfte errichtet, war nach einem langen Streit, der sich um eben dieses „Limelight“ rankte, zu einem Restaurant mit Innenspielplatz umgewandelt worden. Im Sommer 2015 war Eröffnung, sieben Monate später bereits Schluss. Seitdem ist dort nichts mehr passiert.

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Der damals beauftragte Architekt Benjamin von Pidoll spricht rückblickend von einer „Verkettung verschiedener Anlässe“, die zur Stilllegung geführt hätten; etwa mangelnde Auslastung. „Vielleicht war es doch nicht das richtige Konzept.“ Der ehemalige Kölner Sternekoch Jens Dannenfeld, den man für dieses millionenschwere Projekt als Mitakteur gewonnen hatte, betätigt sich inzwischen als Koch im niedersächsischen Uelzen. Eine neue Zukunft für das in der Stadtwaldsiedlung liegende Objekt sieht Architekt von Pigoll aufgrund des dort entstandenen Wohnumfeldes nicht. „Da traut sich keiner ran.“

The Kidchen in Junkersdorf

Seit zehn Jahren verwaist: Das Familienrestaurant „The Kidchen“ in der Stadtwaldsiedlung in Junkersdorf. Eine Zukunft für das denkmalgeschützte Gebäude, einst Kino der Belgischen Streitkräfte, scheint es nicht zu geben.

48 Säulen, neun Köche, eine Bar – so lautete die knappe Umschreibung für das im Jahr 2019 eröffnete „Eleven Stories“ im Rheinauhafen. Vieles deutete damals darauf hin, dass der zuletzt von einer Möbelfirma genutzten Rundbogenhalle eine strahlende Zukunft bevorstand. Aber auch hier waren die Türen nach kurzer Zeit bereits wieder geschlossen. Danach wurden die Räumlichkeiten nicht mehr gastronomisch genutzt.

Ebenfalls seit fast zwei Jahren ungenutzt ist ein weiteres Objekt in Rheinnähe, das nach seiner Eröffnung im Herbst 2021 wieder mehr Kölner (als Touristen) in die Altstadt locken sollte. Zu Recht hatten Nadja Mahér und Thomas Wippenbeck ihr Schmuckkästchen „Feinfein“ genannt.

Doch bereits im April 2023 mussten sie ihr Restaurant, das ehemalige „Kleine Stapelhäuschen“, schließen, weil sich in Sachen Gebäudesubstanz in der Häuserreihe am Fischmarkt eine Hiobsbotschaft an die nächste reihte. Inzwischen hat der Bauherr den Architekten gewechselt, sagt Thomas Wippenbeck. „Paul Böhm kümmert sich jetzt um die Häuser“ (wir berichteten). Die versprochene schnelle Bearbeitung der Baugenehmigung sei inzwischen aber auch schon neun Monate her.

Ringen um das beste Konzept am Ring: Hohe Fluktuation

Geradezu visionär schienen seinerzeit die Pläne von Vapiano-Gründer Mark Korzilius für den früheren Showroom des Autohauses Fleischhauer am Hohenzollernring. „Was ich gut kann, ist Geld, Locations und Mitarbeiter so zusammenzubringen, dass es funktioniert“, sagte er 2013 bei der Eröffnung eines stylischen Restaurants namens „B.Easy“, wo erstmals Tablets zur Bestellung eingesetzt wurden. Eine ehemalige Mitarbeiterin des Stardesigners Matteo Thun gestaltete für 1,2 Millionen das Interieur hinter der gläsernen Front. Bereits ein Jahr danach war an dieser Stelle ein Fast-Food-Restaurant. Heute beherbergt der Glaskasten eine Shisha-Bar.

Lore & Fitch am Hansaring

1,7 Millionen Euro wurden in das Lore & Fitch investiert, um neben dem Motel One am Hansaring das mediterranste Steakhaus Deutschlands zu eröffnen. Seit 2018 ist hier nichts mehr passiert.

Ein weiteres Millionengrab befindet sich seit sieben Jahren an einer anderen Stelle der Ringe. 1,7 Millionen Euro waren investiert worden, um einen Ableger der bis dato nur auf Malta anzutreffenden edlen Fleischboutiquen des Italieners Riccardo Lorefice nach Köln zu transferieren und am Hansaring unter dem Namen „Lore & Fitch“ das vermeintlich mediterranste Steakhaus Deutschlands zu eröffnen – mit einer wirklich bewundernswerten Ausstattung. Ab April 2018 stand man auch dort vor (bis heute) verschlossenen Türen. Den Restaurant-Manager findet man nun in einem Boutique-Hotel am Gardasee.

Die Liste der glücklosen Versuche lässt sich fortsetzen: Nach seinem Umzug aus dem Belgischen Viertel scheiterte Cristiano Rienzner mit dem Versuch, sein „Pure White“ nach Rodenkirchen zu verpflanzen. Der inzwischen ebenfalls umzugsgewohnte Luis Dias fand in den ehemaligen Räumlichkeiten von Höhn‘s Restaurant auch keine bleibende Heimat für seine exklusive Weinbar, obwohl diese – wie er gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagt – „eigentlich mein Traumladen“ war, in den er viel Geld investiert habe.

Lokal Luis Dias

„Eigentlich mein Traumladen“, sagt Luis Dias über seine exklusive Weinbar an der Bonner Straße, die nicht einmal ein Jahr bestand.

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer, Personalmangel und die aufgrund der Bauarbeiten auf der Bonner Straße seit Jahren katastrophale Zufahrt-Situation hätten ihm das Genick gebrochen. Im Frühjahr 2023 eröffnet, herrscht in den farblich ungewöhnlich mutig gestalteten Räumlichkeiten seit Anfang 2024 Dauerdunkelheit.

Aus dem ABS am Gottesweg wurde zunächst Rays und dann Stukmanns

Auch dem Klettenberger Gastronom Raimund Stuka war mit seinem hochwertig ausgestatteten Fine-Dining-Restaurant „Ray’s“ nicht der Erfolg vergönnt, den er jahrzehntelang dort mit seinem „ABS“ hatte. Als abzusehen war, dass kein Michelin-Stern auf den Gottesweg fallen wollte, wurde die Location zu „Stukmans“.

Klammheimlich vollzog sich auch das Ende eines mit großem medialen Tusch begleiteten Gastronomieprojekts im Gerling-Quartier. Ein einladender Lounge-Bereich, weiter hinten ein Restaurant mit rund 200 Plätzen, ein Küchenchef, der Erfahrungen aus dem Hyatt mitbrachte und eine riesige Terrasse – das waren die Aushängeschilder für das 2019 eröffnete „Rosati“.

Doch kaum, dass sich diese Location zu einem Magnet entwickelt hatte „für die Leute, die mit Ausgehen nicht nur den Restaurantbesuch meinen“, waren die Türen auch schon wieder geschlossen. „Probleme mit den Nachbarn und Anwohnern“. Jeden Tag sei die Polizei gekommen, sagt Vincenco Di Piazza, einer der beiden Geschäftsführer rückblickend. Der andere Geschäftsführer verschwand damals von einem Tag auf den anderen und wurde zu einem Fall für die Sendung Aktenzeichen XY ungelöst. Bis heute fehlt jede Spur.