Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Mediamarkt eröffnetAm Hansaring verschwindet eine geschichtsträchtige Kölner Marke

Lesezeit 4 Minuten
27.03.2025, Köln: Der Elektronikfachmarkt Saturn unweit des Hansa-Hochhauses wird in einen Mediamarkt umgeflaggt. Beide Marken werden vom selben Unternehmen betrieben.  Foto: Arton Krasniqi

Auch am Parkhaus hinter dem Hansahochhaus mit der Saturn-Reklame ist der neue Marktbetreiber Mediamarkt präsent. 

Mit der Eröffnung eines neuen Mediamarkts endet ein Kapitel Kölner Unternehmensgeschichte.

Hansaring 97. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude mit der braun-roten Backsteinfassade hat in mehrfacher Hinsicht Geschichte geschrieben: Dass es mit 65 Metern 1925 für kurze Zeit das höchste Haus Europas war, ist jedoch schnell in den Hintergrund gerückt: Jahrzehntelang war im Erdgeschoss nicht nur die angeblich „größte Schallplattenschau der Welt“ beheimatet, wie es hieß. Der Massivbau war zudem Stammhaus der Saturn-Firmengründer Anni und Fritz Waffenschmidt, die von hier aus ab 1977 expandierten und ein Imperium für Unterhaltungselektronik und Haushaltswaren aufbauten. Jetzt ist  dort Saturn selbst Geschichte: Während das Hansa-Haus bereits als Gebäude für Computerspiele umfunktioniert worden war, befand sich dahinter die zentrale Saturn-Filiale für Köln. Am Donnerstag eröffnete dort ein neuer Mediamarkt.

Saturn am Hansaring wird Mediamarkt

Zwar gehören Saturn und Media-Markt schon lange zum gleichen Mutterkonzern, doch bis 2023 hatten die beiden Elektronik-Fachmärkte, die zum Ceconomy-Konzern gehören, ihre Geschäfte getrennt voneinander geführt. Beide Marken präsentieren sich inzwischen unter einem gemeinsamen Aufritt, Logistik und Einkauf wurden vereinheitlicht, Vertriebskanäle synchronisiert.

Der historische Wechsel am Hansaring findet in Branchenkreisen auch deshalb erhöhte Aufmerksamkeit, da es nun auch das Stammhaus getroffen hat: Immer mehr Saturn-Läden in Deutschland waren zuletzt zu Mediamarkt-Filialen umgebaut worden. Aktuell betreibt die Mediamarkt-Saturn-Holding mit Sitz in Ingolstadt bundesweit rund 400 Geschäfte. Dem Vernehmen nach tragen nur noch 80 davon den Namen Saturn.

Alles zum Thema Kölner Ringe

Markt am Hansaring modernisiert

„Grundlage für diese Entscheidungen sind die Ergebnisse umfassender Umfeld- und Marktanalysen“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auf die Frage, ob die einst Kölner Marke Saturn in den kommenden Jahren ganz verschwinde, wird ausweichend geantwortet: Im Zuge der Modernisierung habe man einige Saturn-Märkte als Mediamarkt wiedereröffnet und werde das auch weiterhin tun. „Wir investieren konsequent in die Weiterentwicklung der stationären Märkte und modernisieren sukzessive unsere bestehenden Stores“, so die Sprecherin. Und das zahle sich aus: „Die Flächenproduktivität in den modernisierten Märkten ist um 10 Prozent höher.“

Branchenkenner hingegen werten die jüngsten Schritte als gezielten Übergang zur Ein-Marken-Strategie: Saturn stirbt, Mediamarkt bleibt. Seit Donnerstag ist auch der Saturn im Centro Oberhausen Geschichte, auch hier eröffnete ein neuer Mediamarkt. Allein 2024 wurden nach Angaben des Nachrichtenportals „Games Wirtschaft“ rund 20 Saturn-Filialen in Mediamärkte umgewandelt.

27.03.2025, Köln: Der Elektronikfachmarkt Saturn unweit des Hansa-Hochhauses wird in einen Mediamarkt umgeflaggt. Beide Marken werden vom selben Unternehmen betrieben.  Foto: Arton Krasniqi

Gegenüber des Stammhauses und des Parkhauses steht das ehemalige Saturn-Gebäude. Nun ist es ein Mediamarkt.

In Köln gibt es Saturn nur noch in der Hohe Straße, im Rhein-Center sowie in Porz. Mediamarkt hat Filialen in der Hohe Straße, in den Köln-Arcaden in Kalk, auf der Ehrenstraße, in Marsdorf – und nun am Hansaring.

Der neue Markt präsentiere sich auf 4.400 Quadratmetern in einem völlig neuen „Look & Feel“, heißt es aus der Zentrale in Ingolstadt. Er sei moderner, übersichtlicher, zudem gebe es Präsentationsflächen zum Ausprobieren moderner Technik-Highlights. Mediamarkt warb am Donnerstag mit diversen Eröffnungsangeboten.

Vom Umbau nicht betroffen war die E-Sport- und Gaming-Fläche „Xperion“ im Erdgeschoss des Hansahochhaus, wo einst die Musik spielte: Zahlreiche Top-Stars gaben hier Autogrammstunden, unzählige Kundinnen und Kunden suchten hier selbst dann nach Liedern, wenn sie deren Interpreten gar nicht kannten. Vor allem der damalige Saturn-Mitarbeiter Werner Sobisch galt als Koryphäe im Bereich Rock- und Popmusik. Nicht wenige sangen ihm einen Titel vor oder erzählten, bei welcher Begebenheit sie eine Melodie im Fernsehen gehört hatten. Einige hinterließen sogar ihre Telefonnummer – und Sobisch rief zurück, wenn er nicht sofort wusste, was gemeint war.

Zeiten, denen Nostalgiker hinterhertrauern wie den Kölner Erfolgen im Basketball: Saturn-Gründer Fritz Waffenschmidt, der 2017 verstarb, führte den BSC Saturn Köln als Mäzen in den 1980er Jahren zu vier deutschen Meistertiteln, dreimal gewann der BSC den Pokal.

Ob man „niemals so ganz geht“, wie es im Lied von Trude Herr, Wolfgang Niedecken und Tommy Engel heißt, ist ungewiss: Noch ist am Hansahochhaus der Saturn-Schriftzug zu lesen, der nachts leuchtet. Ob er zeitnah gegen „Mediamarkt“ ausgetauscht wird? „Wir haben die Fläche lediglich vermietet“, sagt Daniel Schild, Mitglied der Geschäftsleitung der Koerfer-Gruppe, der das Hochhaus gehört. Seitens der Mediamarkt-Saturn-Holding gab es dazu bislang keine Antwort.