Nachdem ein Vorgänger mit seinen Plänen nicht weiterkam, übernahm nun Paul Böhm, der die Zentralmoschee schuf, die Planung.
„Ich werde etwas aufräumen“Dieser Kölner Star-Architekt baut die Giebelhäuschen wieder auf
Vor mehr als einem Jahr mussten zwei der fünf Giebelhäuschen am Fischmarkt wegen maroder Bausubstanz bis auf das Erdgeschoss abgebrochen werden. Seitdem klafft eine in schwarze Planen verpackte hässliche Lücke in der Häuserzeile. Eine Wunde in einem der beliebtesten Fotomotive der Stadt. Getan hat sich in all den Monaten nichts.
Nun allerdings könnte sich etwas tun. Der Kölner Star-Architekt Paul Böhm, vor allem bekannt durch die von ihm entworfene Zentralmoschee, ist vom Investor damit beauftragt worden, die Häuschen wieder aufzubauen. „Ja, ich bin eingeladen worden, dieses Projekt zu übernehmen“, bestätigt Paul Böhm dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das zunächst beauftragte Architekturbüro hatte offensichtlich in all den Monaten keinen Entwurf vorlegen können, der am Ende aus Sicht der Stadt genehmigungsfähig war.
Nun soll es also Böhm richten. Er habe gerne angenommen. „Das ist eine Herausforderung. Das ist ein sehr sensibler Ort und die Aufgabe nicht einfach.“ Es sei eine schwierige Gemengelage direkt vor Groß St. Martin an dieser wichtigen Stelle in der Altstadt. Er wolle keinen „historisierenden Fake“ errichten, sondern „etwas Zeitgenössisches, das in das historische Stadtbild passt“.
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In der Tat ist es spannend, dass ausgerechnet Paul Böhm die pittoresken – um nicht zu sagen niedlichen – Häuschen nun wieder aufbauen soll. Denn seine Architektur ist geprägt von klaren Linien, gilt als elegant und modern – und „auf höchstem Niveau schlicht“, wie es ein Kritiker einmal ausdrückte.
Einen Entwurf wolle und könne er öffentlich noch nicht präsentieren, dazu sei es zu früh, so Böhm. Die Anfrage sei erst vor etwa zwei Monaten gekommen. „Ich werde die Häuschen im Sinne des Denkmalschutzes und trotzdem interessant und spannend gestalten“, sagt er diplomatisch. „Ich bin selbst gespannt.“ Mit dem Bauamt und den städtischen Denkmalschützern sei er nun in ständigem Austausch.
Böhm betont aber, dass die Veränderungen im Vergleich zum Vorzustand eher subtil sein werden. „Es wird sehr auf das feine, zarte Detail ankommen.“ Die Silhouette werde erhalten bleiben. „Ich möchte die Architektur aber ein wenig aufräumen.“ Und: „Die farbliche Nuancierung wird sicherlich nicht auf der vorausgegangenen aufbauen.“ Die beiden Häuschen waren grün und orange gestrichen. Nach Einschätzung des Denkmalschutzes wurde dieser Anstrich aber ohnehin erst in den 1980er Jahren im Zuge der Sanierung des Rheingartens angebracht. Auch Paul Böhm betont, man müsse genau hinschauen, was tatsächlich historisch sei. „In der Nachkriegszeit wurde alles sehr schnell wieder aufgebaut und dabei wurden sehr viele Detailfehler gemacht.“ Dies könne man nun korrigieren.
Steile Dächer der Giebelhäuschen sind vorgeschrieben
Die städtischen Denkmalschützer setzen aber klare Grenzen: So müssen die steilen Dächer mit der vorherigen Traufhöhe und Firstlinie wiederhergestellt werden. Auch die hohen Fensterformate und die Verputzung sollen wieder aufgenommen werden. Insgesamt sei das Ziel, die Proportionen innerhalb der Nachbarschaft zu bewahren. So hatten es Stadtkonservator Thomas Werner und Baudezernent Markus Greitemann im Mai 2024 bei einem Pressetermin formuliert. „Wir werden das alles einhalten – mit einer Verfeinerung“, sagt Paul Böhm.
Die Probleme mit den beiden Giebelhäuschen waren bei Sanierungsarbeiten im Hotel „Kleines Stapelhäuschen“ an der Lintgasse zutage getreten, das auch einige Zimmer in den oberen Geschossen der Häuschen hat. Die Hamburger Immobiliengruppe Centralis hatte das Hotel gekauft und im Frühjahr 2023 mit der Modernisierung begonnen. Bei den Arbeiten kam in den Giebelhäuschen ein bisher unter dem Putz verstecktes historisches Fachwerk zum Vorschein, das nach Untersuchungen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert stammt. Es erwies sich jedoch als völlig marode und konnte nicht mehr erhalten werden. Im August 2023 wurden die beiden Häuschen aus Sicherheitsgründen eingerüstet, Ende 2023 dann abgetragen. Die drei Nachbarhäuschen sind nicht gefährdet, sie haben keine Fachwerkgerüste.
Paul Böhm arbeitet eng mit der Stadt zusammen
Die Stadt äußerst sich auf Anfrage erst einmal sehr pauschal zum weiteren Vorgehen: „Es gibt einen neuen Planer, der zurzeit mit der Denkmalpflege, dem Stadtplanungsamt und der Bauaufsicht seinen Entwurf im gemeinsamen Dialog mit diesen Ämtern ausarbeitet.“ Paul Böhm sagt: „Wir sind bestrebt, möglichst zeitnah zu einem Ergebnis zu kommen.“ Wenn die Baugenehmigung erst einmal da sei, könne es dann durchaus schnell mit dem Bau losgehen. „Damit die Wunde geheilt wird.“
Die riesige Zentralmoschee und nun zwei Häuschen am Fischmarkt – ist das nicht ein sehr kleiner Auftrag für Böhm? Nein, das sei zwar kein Zig-Millionen-Projekt, aber bei weitem nicht sein kleinster Auftrag, sagt er. So plane er zurzeit einen winzigen Meditationsraum vor einer ehemaligen evangelischen Kirche an der Rochusstraße in Ossendorf, in der nun die japanische Kampfkunst Aikido gelehrt wird.