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„Steril und austauschbar“Kritik an Paul Böhms Plänen für die Giebelhäuschen in der Altstadt

Lesezeit 3 Minuten
Für den Wiederaufbau der Giebelhäuschen sieht Paul Böhm neue Fensterformen und einen hellen Verputz vor.

Für den Wiederaufbau der Giebelhäuschen sieht Paul Böhm neue Fensterformen und einen hellen Verputz vor.

Der Gestaltungsbeirat plädiert für die Überarbeitung der Fensterformen, ein Denkmalschutzverein findet den Entwurf „inakzeptabel“.

Der Gestaltungsbeirat des Kölner Stadtrats hat sich für Änderungen bei den Plänen für den Wiederaufbau der Giebelhäuschen am Fischmarkt durch den Architekten Paul Böhm ausgesprochen. „Wir haben dafür plädiert, dass an Größe und Form der Fenster noch einmal gearbeitet werden muss. Außerdem schien uns einer der Giebel zu nah an den Chor von Groß St. Martin heranzurücken, darüber soll sich Herr Böhm mit dem Denkmalschutz verständigen“, sagt Sabine Pakulat (Grüne), Mitglied des Gestaltungsbeirats und Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses.

Ansonsten treffe der Entwurf „im Großen und Ganzen die Vorgaben“. Dass die Häuschen nicht mehr in Orange und Grün gestrichen werden, wurde akzeptiert. Böhm habe anhand von historischen Fotos dargelegt, dass die Farben eine Idee der jüngsten Geschichte waren. „Die kräftigen Farben sind erst in den 1980er Jahren angebracht worden.“

Die Giebelhäuschen vor dem Abbruch der beiden linken Gebäude

Die Giebelhäuschen-Ensemble vor dem Abbruch der beiden linken Gebäude

Harsche Kritik kommt dagegen von der Kölner Gruppe des Denkmalschutzvereins „Stadtbild Deutschland“. Der Entwurf würde zu „inakzeptablen Ergebnissen“ führen, heißt es in einer Stellungnahme. „Herr Böhm spricht davon, dass er die Architektur der Giebelhäuser ‚aufgeräumt‘ habe. In Wirklichkeit hat er allerdings alles beseitigt, was die beiden Gebäude interessant und zu Unikaten gemacht hatte. Das Ergebnis ist steril und austauschbar.“

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Vor allem die Form und Anzahl der Fenster und der Verzicht auf die dunklen Umrahmungen werden kritisiert. Und schließlich auch der Plan, die Häuschen weiß zu verputzen. Das Ensemble habe mit der Farbigkeit für ein „vielfältiges Erscheinungsbild am Fischmarkt“ gesorgt. Die Petition des Vereins, in der ein „originalgetreuer Wiederaufbau“ der Häuschen gefordert wird, habe bereits mehr als 5000 Überschriften.

Arbeiten sollen im Juli starten

Die beiden Giebelhäuschen mussten Ende 2023 bis auf das gemauerte Erdgeschoss abgebrochen werden, weil ihr Fachwerkgerüst völlig marode und nicht mehr zu retten war. Nachdem bereits ein Architekt mit den Wiederaufbauplänen gescheitert war, hatte vor kurzem Paul Böhm, der Architekt der Kölner Zentralmoschee, das Projekt übernommen.

In einem ersten Entwurf, der allerdings nur Zeichnungen und keine Visualisierungen enthält, zeigte sich, dass sich neuen Häuschen in vielen Punkten von den alten unterscheiden werden.

Vor allem verändert sich die Form und Anzahl der Fenster. Sie werden höher und schmaler, auch wird es keine halbrunden Fenster mehr im Giebel geben. Hintergrund ist, dass in den Stockwerken moderne Zimmer für das Hotel „Kleines Stapelhäuschen“ geschaffen werden sollen. Auch werden die Fenster nicht mehr dunkel umrandet, sondern mit hellem Holz umfasst. Vor allem aber werden die Fassaden nicht mehr bunt gestrichen, sondern hell verputzt.

Die Arbeiten in der Altstadt sollen im Juli starten. Die drei Nachbar-Giebelhäuschen sind von den Veränderungen nicht betroffen. Sie sind in ihrem Bestand auch nicht gefährdet, da sie keine Fachwerkkonstruktionen haben.