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ExtremsportRipsdorfer saß elf Stunden im Sattel, Marmagenerin lief Marathon den Berg hoch

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt die beiden Läuferinnen, die in die Kamera lächeln.

Hatten auch nach 28,5 Kilometern noch gut lachen: Christine Becker (l.) aus Scheven und Jennifer Diblik aus Marmagen.

Volker Daniels aus Ripsdorf schaffte den Ötztalmarathon, Jenny Diblik lief den Jungfrauenmarathon – beide kamen an ihre körperlichen Grenzen.

So ein bisschen bekloppt sein, kann nicht schaden – zumindest dann nicht, wenn man mit dem Rennrad den Ötztaler Radmarathon absolvieren möchte. Oder laufend den Jungfrau-Marathon schaffen möchte. Wer nicht ein bisschen verrückt ist, der muss zumindest eine ausgeprägte Leidensfähigkeit haben.

Wie sonst soll man es erklären, dass man freiwillig 227 Kilometer und 5500 Höhenmeter in 10:57,48 Stunden in Österreich und Südtirol mit dem Rennrad fährt? Oder nicht nur einen Marathon läuft, sondern dabei auch noch 1953 Höhenmeter meistert und auf einem Gletscher, dem Eigergletscher am Westhang des Eigers, ins Ziel läuft?

Marmagenerin läuft zum ersten Mal den Jungfrauenmarathon

Und so verliert Jennifer Diblik auch kein Wort über eventuellen Muskelkater oder irgendwelche Zweifel daran, dass der Jungfrau-Marathon zu keinem Moment nicht ein unbeschreibliches Erlebnis gewesen sei. Die ersten zehn Kilometer nach dem Start in Interlaken (Schweiz) seien noch recht flach gewesen, auch die Strecke mit ihren Teer- und Schotterwegen fast schon traumhaft.

Ab Grindelwald wurde die Laufstrecke eher zu einem Trail, und ab Kilometer 25 ging es der 38-Jährigen zufolge nur noch steil nach oben. „Die Landschaft um uns herum war einfach nur atemberaubend. Die Berge, die Seen und die kleinen Ortschaften, die wir passiert haben, waren so schön, dass wir die Anstrengung fast gar nicht bemerkt haben“, berichtet die Hobbyläuferin, die von Christine Becker aus Scheven begleitet wurde.

Die Stimmung und die Verpflegung auf der Strecke waren einfach der Hammer. Ich bin superglücklich und auch ein bisschen stolz, die Herausforderung gemeistert zu haben.
Jennifer Diblik, Ultraläuferin

Becker, eine der Hauptorganisatorinnen der Eifelcup-Laufserie und leidenschaftliche Ultraläuferin, hatte den Jungfrau-Marathon vor drei Jahren erfolgreich absolviert. Damals wurde sie moralisch von Jennifer Diblik unterstützt, aber nicht läuferisch begleitet. Aber 2021 entstand der Wunsch, die Herausforderung auch einmal gemeinsam zu meistern. Gesagt, versprochen, umgesetzt.

„Die Stimmung und die Verpflegung auf der Strecke waren einfach der Hammer. Ich bin superglücklich und auch ein bisschen stolz, die Herausforderung zwischen Eiger, Mönch und Jungfrau angenommen und gemeistert zu haben“, berichtet Diblik.

Ripsdorfer Volker Daniels erfüllt sich einen Traum auf dem Rennrad

Die 38-jährige Eifelerin hat vor knapp zehn Jahren mit dem Laufen begonnen, um, wie sie es sagt, „mein Übergewicht in den Griff zu bekommen“. Nach anfänglich ein bis zweimal die Woche einem fünf Kilometer langen „Jogg und Walk“ steigerten sich sowohl die Frequenzen als auch die Distanzen. Und beim Lauftreff des FC Keldenich kam es dann zur Schicksalsbegegnung: Diblik traf Becker, Becker traf Diblik.

„Sie hat mich sofort zu neuen Herausforderungen überredet“, erinnert sich die 38-jährige Marmagenerin. Anfangs lag mein Fokus eher auf dem steten Verbessern meiner Bestzeiten vom Zehn-Kilometer-Lauf bis hin zur Marathondistanz. „Aber seit der Geburt meines Sohns genieße ich das Laufen nur noch. Zudem habe ich die Umfänge gesteigert, und die Landschaften reißen mich mehr als irgendwelche Bestzeiten“, so Diblik. Mittlerweile laufe sie in der Woche zwischen 80 und 100 Kilometern. Immer eher spontan ohne einen speziellen Trainingsplan – so wie es eben passt.

Das Bild zeigt Volker Daniels, wie er einen Pass erklimmt. Im Hintergrund ist ein Berg zu sehen, auf dem Schnee liegt.

Der Ripsdorfer Volker Daniels saß beim Ötztaler Radmarathon fast elf Stunden im Rennradsattel.

Einen speziellen Trainings- und Ernährungsplan hatte auch Volker Daniels nicht – und das beim bisher sportlich herausforderndsten Erlebnis seines Lebens. „Dafür, dass ich ohne Trainer, ohne entsprechenden Trainingsplan und für meine nicht vorhandene Rennraderfahrung individuell trainiert habe, hätte es nicht besser laufen können“, sagt Daniels über das Erlebnis „Ötztaler Radmarathon“.

Der 43-jährige Eifeler belegte nach 227 Kilometern den 565. Platz im Gesamtklassement. Um eine Platzierung rauf oder runter sei es ihm nie gegangenen, sagt der Fußballer des FC Dollendorf-Ripsdorf. Dabei sein sei bei so einem Sportevent alles. Erst recht, wenn man erst seit einem Jahr Rennrad fahre, sagt Daniels. „Zu so einer Teilnahme gehören Demut, Respekt und auch Glück. Eine Erkältung kann das ganze Projekt ja schneller beenden, als man niesen kann“, so Daniels.

Ötztalmarathon: Eifeler saß mehr als zehn Stunden im Sattel

Aber der Eifeler war nicht erkältet, und es lief wie eine frischgeölte Kette. Und die surrte mitunter richtig laut, denn bei der Abfahrt in Richtung Innsbruck erreichten die Teilnehmer nicht selten Geschwindigkeiten um die 100 km/h auf ihren Rennrädern. Doch die Kletterpartien sind das eigentliche Terrain des Eifelers, der es als FC-Fan gewöhnt ist, zu leiden. Beispielsweise zum Jaufenpass oder zum berüchtigten Timmelsjoch, dem sogenannten Scharfrichter des Rennens in Österreich und Südtirol.

In St. Leonhard beginnt der 31,4 Kilometer lange Anstieg mit einem Höhenunterschied von 1724 Metern. Ein Anstieg, für den oft allein mehr als zweieinhalb Stunden benötigt werden – Spaß kommt bei den Strapazen nicht auf. Oder doch? „Es war einfach mega. Ich hatte nie Schmerzen oder Probleme“, sagt der Hobby-Rennradfahrer: „Natürlich ist das auch ein Zeichen dafür, dass man möglicherweise noch etwas machen können, aber im schlimmsten Fall hätte ich meinen Traum verloren.“

Und wie das eben so ist nach einem wahr gewordenen sportlichen Traum: Man setzt sich das nächste Ziel. So auch Volker Daniels. „Fix an Events ist da noch nichts, aber da wird sich schon was finden. Zudem schweben mir schon Rennradurlaube in den Alpen, Mallorca, Schwarzwald & Co. im Kopf. Vor allem da, wo es schön hochgeht.“