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Fußball im Kreis EuskirchenAuf gegenseitigen Respekt können sich alle einigen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Schiedsrichter und ein Fußballer diskutieren freundlich miteinander.

Unterschiedliche Meinungen und ein fairer Umgang miteinander müssen auf dem Sportplatz nicht im Widerspruch stehen.

Mit dem Stopp-Konzept sollen Schiedsrichter nun Brisanz aus Fußballspielen nehmen – auch im Kreis Euskirchen. Das sagen Verantwortliche.

Der Umgangston auf den hiesigen Sportplätzen lässt in unschöner Regelmäßigkeit zu wünschen übrig – Leidtragender ist nicht selten der Schiedsrichter. Der Unparteiische und seine Assistenten haben im Vergleich zu den Spielern einer Mannschaft die ungleich schwierigere, wenn nicht gar unmögliche Aufgabe, es allen Anwesenden – Zuschauern, Trainern und Akteuren beider Teams – recht zu machen.

Obwohl die Referees häufig das Opfer von verbalen Entgleisungen werden, sollen sie dabei stets Ruhe und Souveränität ausstrahlen, während dem Rest der mehr oder weniger stark am Geschehen auf dem Platz beteiligten Personen emotionale Ausbrüche zugestanden werden, Stichwort: Drucksituation.

Beleidigungen haben auf dem Platz nichts zu suchen

Doch in einer solchen befinden sich zweifellos auch die Spielleiter. Dürfen sie sich deshalb auch mal so richtig im Ton vergreifen oder nicht? Welche Fehler werden den Männern in Schwarz vielleicht eher zugestanden als anderen? Und wie können alle Beteiligten dazu beitragen, dass die Atmosphäre auf und neben dem Spielfeld trotz aller Meinungs- und eventuell auch Wahrnehmungsverschiedenheiten eine gewisse Grenze des guten Geschmacks nicht unterschreitet?

Die Antworten auf diese Fragen fallen bei den unterschiedlichen Gruppen erstaunlich ähnlich aus. „Grundsätzlich gehört all das, was in eine beleidigende Richtung geht, nicht auf den Fußballplatz“, erklärt Martin Kerkau. Der zweite Vorsitzende des SV Nierfeld hat den Sport aus verschiedenen Perspektiven erlebt: zunächst als Aktiver und später als Funktionär und Zuschauer.

Wichtig war, dass man sich bei aller Aufregung stets respektiert und nach dem Spiel die Hand gegeben hat.
Martin Kerkau, zweiter Vorsitzender SV Nierfeld

Kerkau erinnert sich an den rauen Umgangston, der zu früheren Zeiten an der Tagesordnung war. „Fußball lebt von Emotionen, und da ist man auch schon mal unterschiedlicher Meinung gewesen. Wichtig war, dass man sich bei aller Aufregung stets respektiert und nach dem Spiel die Hand gegeben hat.“

Damit es während einer Partie nicht zu größeren Problemen komme, sei ein gesunder Austausch zwischen den unterschiedlichen Parteien entscheidend. „Wenn Spieler und Schiedsrichter miteinander geredet haben, dann funktionierte es meistens. Mit Andreas Steffens, der anfangs mein Konkurrent als Spieler war und den ich später als Schiedsrichter oft erlebt habe, habe ich mich zum Beispiel immer gut verstanden“, sagt Kerkau.

Zülpichs David Sasse: „Ein Gespräch auf Augenhöhe ist elementar“

Ein Gespräch auf Augenhöhe hält auch Zülpichs Trainer David Sasse, zuletzt nach einer Roten Karte für ein Spiel gesperrt, für elementar: „Man darf nicht jedem den Mund verbieten und muss seine Entscheidungen auch mal erklären. Mit einer lauten und klaren Ansage kann ich gut umgehen, wenn ein Schiedsrichter seine Linie konsequent durchzieht. In Düren ist das leider nicht der Fall gewesen“, sagt Sasse, der sich im Normalfall ein gutes Verhältnis zu den Referees bescheinigt.

Den bereits angesprochenen Respekt und eine vernünftige Kommunikation hebt auch Uwe Stark, Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses, hervor. „Schimpfwörter gehören nicht auf den Platz, auch wir als Leiter eines Fußballspiels müssen selbstverständlich einen höflichen und freundlichen Umgang pflegen. Allerdings haben wir genau wie die Spieler das Recht, Fehler zu machen, ohne uns dafür anbrüllen zu lassen.“

Übungsleiter müssen beruhigend auf die Bank einwirken

In diesem Punkt nimmt Stark die Übungsleiter in die Verantwortung. „Wenn ein Coach nicht beruhigend auf seine Bank einwirkt, ist die Gefahr, dass es eskaliert, groß. Leider haben sich viele Trainer nicht unter Kontrolle“, berichtet der Chef der Referees.

Er räumt jedoch ein, dass auch die Spielleiter bisweilen unglücklich agieren. „Wenn ein Schiedsrichter eine Eigeninterpretation der Regeln vornimmt und einen zweiseitigen Zusatzbericht schreibt, anstatt die Dinge während der Begegnung mit den vorhandenen Möglichkeiten zu lösen, sorgt das für Unmut und Unsicherheit“, so Stark selbstkritisch. Konkret sei es um die Umsetzung des Stopp-Konzepts gegangen, das dem Schiedsrichter die Möglichkeit gibt, in hektischen Phasen für eine Beruhigung der Gemüter zu sorgen.