Die JSG Erft 01 Euskirchen ist hochtalentiert und in der Bezirksliga angekommen. Aber es gibt für Trainer Stephan Reimer auch Baustellen.
Fußball-BezirksligaEin wichtiger Sieg für die JSG Erft 01 – und einige Erkenntnisse
JSG Erft 01 Euskirchen – Blau-Weiß Kerpen 4:3 (3:1). Das junge Team der JSG Erft 01 Euskirchen holt gegen Blau-Weiß Kerpen wichtige drei Punkte und zieht am Widersacher vorbei. Man kann konstatieren: Die Elf von Trainer Stephan Reimer ist endgültig in der Bezirksliga angekommen. Allerdings fallen auch ein paar Sachen auf, die besser werden müssen.
Die Passivität in der Abwehr
46 Gegentore hat Erft 01 in 16 Spielen kassiert. Macht fast drei pro Spiel. Das ist schon eine Herausforderung für die Offensive, die, wenn man gewinnen will, eben ein Tor mehr schießen muss als der Gegner. Gegen Kerpen wurden in der Defensive einige Spieler hin und wieder zum Zuschauer, obwohl sie eigentlich Darsteller sein sollten.
Das war vor dem 1:1-Ausgleich so, als die Erft-Verteidiger erst nach einem Freistoß keinen Zugriff auf die Flanke erhielten und dann auch nicht verhindern konnten, dass Kerpen in der direkten Folge drei Torschüsse in wenigen Sekunden abfeuerte. Das war vor dem 3:2 so, als die Erft-Spieler zuguckten, wie Kerpen kombinierte und einschoss. Am eklatantesten war dieses Verhalten allerdings in der Anfangsphase zu beobachten, in der Kerpener Spieler zu gleich drei Großchancen kamen. Wäre Patrick Straßfeld etwas treffsicherer gewesen, hätte es nach wenigen Sekunden 1:0 für den Gast gestanden. Sein überhasteter Schuss landete aber in den Wolken.
Der fehlende Plan B
Spätestens seit dem Ausscheiden Deutschlands bei den Weltmeisterschaften der Männer und der Frauen weiß man: Eine Mannschaft benötigt einen Plan B. Das gilt auch für die JSG Erft 01. Die talentierte Mannschaft beherrscht das temporeiche Direktspiel. In wenigen Ballkontakten geht es nach vorne. Vertikalspiel – immer und immer wieder. Und wenn drei Bälle beim Gegner landen, spielt das Team trotzdem genauso weiter, denn beim vierten Mal kommt der Pass dann doch an.
So fiel auch das 1:0 durch Doppeltorschütze Ben Bungart, hervorragend eingeleitet durch einen Steilpass von Julian Riße. Nach der 1:0-Führung zeigte die Mannschaft, dass sie immerhin über einen Plan A2 verfügt. Sie stand tiefer, ließ den Gegner kommen. Aber nach vorne ging es trotzdem weiter mit Hurra und Fanfaren. Was der Mannschaft fehlt, ist in diesen Situationen ein Akteur, der Ruhe ins Spiel bringt. Auch die Stürmer müssen vielleicht mal den unpopulären Weg gehen und einfach mit dem Ball zur Eckfahne laufen, anstatt krampfhaft weiter nach vorne zu pushen.
Torhüter entscheiden das Spiel
Die Nummer zwei von Erft 01 ist besser als die Nummer eins von Kerpen. Beim Aufwärmen hatte sich Max Vornweg verletzt, sodass Nico Wirtz zwischen den Pfosten stand. Und er erledigte seine Sache mehrfach spektakulär. Besonders vor dem schon erwähnten 1:1 wehrte er, wie jüngst Manuel Neuer gegen Kopenhagen, aus kürzester Distanz zwei Torschüsse innerhalb von Sekundenbruchteilen ab. Beim dritten Schuss war er machtlos. Da wären wir dann eben wieder bei der Passivität der Abwehr, die Wirtz im Stich ließ.
Auf der anderen Seite sah Lucas Thiel mehrfach unglücklich aus. Vor dem 1:0 konnte er den Ball nicht festhalten, der dann ins Tor kullerte, vor dem 3:1 schoss Leo Richerzhagen den Torwart an, der Ball prallte im hohen Bogen ins Tor. Und auch beim 4:2 kam Thiel zwar ans Leder, konnte den Kopfball von Tom Neukirch aber nicht abwehren. Es war ein gebrauchter Tag für Kerpens Nummer eins.
Das sagt der Trainer
Stephan Reimer sprach zu Recht von einem verdienten Sieg. „Am Anfang hat der Torwart uns ein paar Tore geschenkt, am Ende haben wir aber die Konterchancen“, fand der JSG-Erft-Coach. Lob gab es unter anderem für Prince Yoka, der angeschlagen war und komplett durchgespielt hat. Und dann freute den Trainer vor allem eine Nachricht aus seinem Lazarett: „Der Arm von Luke Bungart wächst endlich zusammen. Vielleicht habe ich ihn in der Rückrunde wieder.“
Wesseling-Urfeld gelingt zweiter Saisonsieg – gegen Nierfeld
SpVg Wesseling-Urfeld – SV SW Nierfeld 3:0 (2:0). Von einem gebrauchten Tag, wenn nicht gar einer gebrauchten Woche sprach Nierfelds Trainer Dirk Scheer. Vernünftiges Training sei wegen der Schneefälle nicht möglich gewesen, hinzu kamen einige Krankheitsfälle. Und dann verliert man als zweites Team überhaupt in dieser Saison gegen Wesseling-Urfeld. „A: Wir haben verdient verloren und B: Wir hätten noch zwei, drei Stunden weiterspielen können und hätten das Tor nicht gemacht“, sagte Scheer.
Bei den ersten beiden Gegentoren in der 19. und 26. Minute habe Nierfeld den Gegner freundlich unterstützt: Beim 0:1 durch kollektives Nichteingreifen der Viererkette, beim 0:2 prallt der Ball bei einer Rettungsaktion durch Covenant Oku Smart im Strafraum an dessen Arm, was einen Strafstoß zur Folge hatte.
Nach 30 Minuten beendete Dirk Scheer das Experiment Viererkette und stellte auf das bewährte 3-5-2-System um. Dadurch erhielt die Mannschaft mehr vom Spiel und spielte sich sogar Torchancen heraus. „Die haben wir aber alle kläglich vergeben. Selbst einen Elfmeter in der 60. Minute verschießt Delcio“, kann es Scheer nicht fassen.
„Mit dieser Leistung hast du es schwer, die Klasse zu halten“, sagt Scheer. Zu viele einfache Fehler habe seine Mannschaft gemacht, besonders Pässe über 10 bis 15 Meter seien nicht angekommen. Zufrieden war der Nierfelder Trainer aber darüber, dass seine Elf immer weiter gekämpft habe. Vor dem Spiel gegen Lohn am Donnerstag sagt Scheer: „Mund abputzen, weitermachen.“
TuS Zülpich übernimmt die Tabellenführung von Horrem
Horremer SV – TuS Chlodwig Zülpich 0:2 (0:1). Das Spitzenspiel der Bezirksliga gewinnt der TuS Zülpich beim Horremer SV mit 2:0, wodurch es zum Tausch des Tabellenplatzes kommt. Das Team von David Sasse ist nun auf Platz eins. Zwei Kopfballtore durch Marco Weinhold (37.) und Dominik Spies (88.), jeweils nach Freistößen von Niko Berekoven, entscheiden das Spiel. „Beide Standards waren so einstudiert“, sagt David Sasse.
Horrem überraschte die Gäste zu Beginn mit einem tiefen Spielaufbau und langen Bällen nach vorne. Durch einen solchen Ball kam Horrem auch zur ersten Torchance. Die Eins-gegen-eins-Situation konnte Zülpichs Torwart Robin Metternich vereiteln. „Das war ein Hallo-wach-Moment“, sagt David Sasse, dessen Elf dann aufdrehte. Zweimal scheiterte Manuel Macherey am Horremer Schlussmann.
In der zweiten Halbzeit stellte Sasse taktisch ein wenig um, attackierte Horrem deutlich später. „Horrem hat dagegen keine Mittel gefunden und hat nur noch lange Bälle geschlagen“, fasst Sasse es zusammen. Erneut hält Horrems Schlussmann überragend gegen Manuel Lepartz. Und auch der Schiedsrichter habe laut Sasse zwei große Chancen zunichtegemacht, als er ein Handspiel und ein Foul nicht geahndet hatte.
Ins letzte Ligaspiel der Hinrunde am Sonntag gegen Erft 01 will man hoch konzentriert, mit viel Demut und Respekt gehen, kündigt Zülpichs Trainer an.