Die Gründe für die Niederlage der JSG Erft 01 Euskirchen gegen den Tabellennachbarn sind vielfältig. Verletzungspech ist nur einer davon.
Fußball-BezirksligaDie JSG Erft 01 Euskirchen enttäuscht gegen Ahrem auf ganze Linie
JSG Erft 01 – Rot-Weiß Ahrem 1:3 (0:1). Die Hoffnungen von Trainer Stephan Reimer, nach den schwierigen Aufgaben der vergangenen Wochen gegen den Tabellennachbarn, also einen Kontrahenten auf Augenhöhe, die Trendwende einleiten zu können, wurden enttäuscht. Die Gründe, warum der Aufsteiger eine verdiente Niederlage kassierte und in dieser Verfassung ein heißer Abstiegskandidat ist, sind zahlreich.
Die Vorbereitung: Trainer Reimer sagte Abschlusstraining ab
Es ist zwar nicht zu beweisen, aber man darf davon ausgehen, dass beim Abschlusstraining der Gäste ordentlich Feuer drin war. Diesen Eindruck vermittelten die Ahremer bereits nach wenigen Minuten, als sie sich mit einer resoluten Zweikampfführung Respekt verschafften. In Kuchenheim gab es am Freitagabend dagegen nicht einmal Intensität auf Sparflamme: Es fand keine Übungseinheit statt. „Ich musste das Training aufgrund von zahlreichen Absagen aus den unterschiedlichsten Gründen streichen“, bemängelte JSG-Coach Stephan Reimer. Es ist keine neue Erkenntnis, dass sich das Engagement unter der Woche in erheblichem Maße auf das Auftreten am Sonntag auswirkt.
Das Verletzungspech: Die Brüder Bungart mussten angeschlagen rau
Nominell sah die Offensive der Gastgeber vielversprechend aus: In der Startformation standen Luke und Ben Bungart sowie Luc-Seal Roggendorf. Gemeinsam auf dem Kunstrasen war das Trio aber nur kurz. Luke Bungart verletzte sich im ersten Zweikampf der Partie an der Schulter und musste nach weniger als 20 Minuten runter. Sein Bruder Ben folgte ihm kurz nach Wiederanpfiff nach einem Duell im gegnerischen Strafraum, das der großzügig leitende Unparteiische nicht als elfmeterwürdiges Foul einstufte. Im Gegenzug über die rechte Seite traf Ahrems Niklas Thiel zum 2:1.
Im weiteren Verlauf des zweiten Durchgangs erwischte es dann auch noch den für Ben Bungart eingewechselten Felix Schlößer, der nach dem Abpfiff von zwei Spielern gestützt vom Feld humpelte.
Die Abschlussschwäche: JSG Erft lässt erstklassige Chancen liegen
Während der Partie tauchte beim neutralen Beobachter nicht zum ersten Mal die Frage auf, wer bei der JSG eigentlich die Tore schießen soll. So viele Chancen wie gegen Nierfeld ließ der Gegner aus dem Rhein-Erft-Kreis zwar nicht zu, aber dennoch hatten Jan Walther und Joker Arber Jashanica erstklassige Gelegenheiten, die aus kurzer Distanz kläglich vergeben wurden.
Auch ansonsten agierte die Heimelf in Strafraumnähe erneut extrem unglücklich: Ungenauigkeiten beim letzten Pass oder die falschen Entscheidungen, gepaart mit einer mittlerweile angesammelten Verunsicherung, führten dazu, dass es keinen Treffer aus dem Spiel heraus gab. Das einzige, wenn auch äußerst sehenswerte Erfolgserlebnis resultierte aus einem 20-Meter-Freistoß von Roggendorf, der den Ball zur Führung über die Mauer ins kurze Eck zirkelte.
Die Abwehrfehler: Defensive leistet gewaltige Unterstützung
Über den mühsam herausgeholten Vorsprung durften sich die Hausherren nicht lange freuen. Lediglich 180 Sekunden dauerte es bis zum Ausgleich der Rot-Weißen durch Niklas Bönsch, der nahezu ungehindert bis in den 16-Meter-Raum marschieren und dort ebenso widerstandslos abziehen konnte. Auch beim dritten Gegentor leisteten die 01er in Person von Rafael Oliveira gewaltige Unterstützung. Die nahm Torjäger Thiel bei seinem zweiten zielführenden Abschluss innerhalb weniger Augenblicke, der unhaltbar im linken oberen Eck einschlug, dankend an.
In der Schlussphase hätte aufgrund der immensen Lücken in der JSG-Deckung noch das eine oder andere Gegentor hinzukommen können, wenn nicht Torhüter Max Vornweg seinem Namen alle Ehre gemacht hätte. Mit einer vorbildlichen Leistung ersparte er seinen Kollegen eine deutlichere Pleite.
Nierfelder Überraschungssieg verhilft Zülpich zur Tabellenführung
SV Nierfeld – GW Brauweiler 4:3 (2:2).
Es gibt Dinge, die sind einfach schwer zu erklären: Da verliert das Team aus dem Schleidener Tal vor wenigen Tagen in Birkesdorf zweistellig, um dann mit fast der identischen Mannschaft einen Spieltag darauf den Spitzenreiter zu schlagen. „Heute bin ich richtig stolz auf die Jungs. Das sind die Tage, an denen es einfach Spaß macht und man sich die Frage stellt: Warum spielen wir nicht immer so?“, war Coach Dirk Scheer, ansonsten ein eher besonnener Charakter, für seine Verhältnisse aus dem Häuschen.
Einmal mehr zeigte sich, was die Kloska-Arena für die Heimelf wert ist. „Brauweiler ist wenig eingefallen. Sie haben versucht, genauso zu spielen, wie sie das auf großen Plätzen auch tun – mit Pässen in die Schnittstellen. Das hat aber nicht funktioniert, weil sie die Räume nicht hatten und unsere Sechser hervorragend gearbeitet haben“, lobte Scheer, der sich über die gute Leistung von Tim Wagner freute und den zweifachen Torschützen Niclas Hampel heraushob. „Eigentlich haben aber alle ihre Sache hervorragend gemacht. Das fing in dieser Woche schon beim Training an, als wir uns mit 18 bis 20 Leuten pro Einheit akribisch vorbereitet haben“, sagte Scheer.
Die anfängliche Befürchtung des Trainers, der Tabellenerste würde die eigene Elf nach dem 0:1 „zerpflücken“, erwies sich als unbegründet. Stephen Kinnen besorgte nach schönem Spielzug über Sven Pohl und Tomas Delcio Mateus zunächst den Ausgleich und Hampel traf sogar zur Führung, ehe Brauweiler zum 2:2 egalisierte. Auch der erneute Rückstand, der aus einem Missverständnis zwischen Covenant Oku Smart und Schlussmann Marc Virnich resultierte, konnte die Gastgeber nicht schrecken.
Hampel zog entgegen aller Erwartungen aus spitzem Winkel einfach mal ab und schaffte das 3:3, ehe er abschließend per Flanke mustergültig den Siegtorschützen Mateus bediente. Nachdem ein Gästeakteur die Beherrschung verloren und die Rote Karte gesehen hatte, brachten die Schwarz-Weißen den knappen Vorsprung recht souverän über die Runden und leisteten damit Schützenhilfe für den TuS Zülpich.
TuS Zülpich – Bergheim 0:0.
Die dritte Niederlage in Serie verhindert, aber auch keinen Sprung nach vorne gemacht: So lautete das Fazit für die Römerstädter, die sich in einem chancenarmen Vergleich leistungsgerecht mit dem Rivalen die Punkte teilten. „Es war genau wie die Partie vergangene Woche gegen Brauweiler ein Duell auf Landesliga-Niveau. Mit dem Unterschied, dass wir heute unsere taktisch beste Saisonleistung geboten haben, vorne aber nicht die gleiche Durchschlagskraft entwickeln konnten“, analysierte TuS-Trainer David Sasse.
Die wenigen Möglichkeiten von Devin Nickisch und Lucas Carell blieben ungenutzt, auf der anderen Seite kamen die Gäste ebenfalls nur selten durch und trafen einmal den Außenpfosten. Angesichts der eigenen Nullnummer schickte Sasse umso lieber Glückwünsche in die Eifel zu seinem ehemaligen Teamkollegen Dirk Scheer. „Wir stehen nach wie vor in Kontakt und tauschen uns über die jeweiligen Gegner aus. Ich freue mich sehr für ihn und kann nur zum wiederholten Mal meinen Respekt darüber ausdrücken, was er in Nierfeld momentan leistet.“
Horrem – SC Wißkirchen 2:2 (1:0).
Nachdem sich Stammkeeper Jan Beyers verletzt und danach auch der vorgesehene Vertreter Oliver Achterberg kurzfristig abgemeldet hatte, stand Trainer Kevin Greuel vor einem Problem. Wer sollte gegen den Tabellendritten zwischen die Pfosten? Es wird immer nachvollziehbarer, warum der Coach Robin Zimmer zum Mannschaftskapitän gemacht hat, denn auf den 25-Jährigen ist offenbar in jeder Lage Verlass. „Ich bin schon bei einigen Hobbyturnieren ins Tor gegangen, ich mache das“, zitierte Greuel seinen Spielführer, der sich vor dem Anpfiff recht spontan zu einem Aufgabenwechsel entschied und seine Sache unaufgeregt erledigte.
Am ersten Gegentreffer Mitte des ersten Durchgangs war Zimmer ebenso schuldlos wie beim Ausgleich eine Viertelstunde vor dem Ende, über den sich der Wißkirchener Übungsleiter mächtig echauffierte. „Der Ball ist ganz klar im Toraus gewesen, was der noch sehr junge Assistent durch das Heben der Fahne auch angezeigt hat. Das Problem war nur, dass er auf der Seite der Horremer Zuschauer stand und anschließend verbal beeinflusst wurde, weshalb der Schiedsrichter das Tor letztlich gegeben hat“, berichtete Greuel, der sich zuvor über den Doppelpack seines Jokers Timo Quast gefreut hatte. Letztlich überwog der Frust.
SpVg Wesseling-Urfeld – Rhenania Bessenich 3:3 (0:1).
Das Kontrastprogramm im Vergleich zum SV Nierfeld erlebte die Rhenania. Hatte man am letzten Wochenende noch einen Überraschungscoup beim 3:2 gegen den SC Elsdorf gelandet, blamierten sich die Blau-Weißen nun gegen das Schlusslicht, das seit Anfang Dezember und dem 3:0 über Nierfeld in der Liga keinen Zähler mehr errungen hatte. „Ich bin super angefressen, denn wir haben heute gegen einen kämpferisch guten Gegner zu wenig investiert. Am Ende ist das Ergebnis gerecht, auch wenn der Schiedsrichter uns in einigen Situationen ganz klar benachteiligt hat“, kommentierte Bessenichs Frank Marwitz.
Nach einem Eigentor und dem erfolgreichen Abschluss von Jehon Vatovci unmittelbar nach dem Seitentausch deutete alles auf den erwarteten Auswärtsdreier hin, doch das unglückliche Abwehrverhalten vor dem 1:2 war nur der Vorbote für das, was in der Schlussphase noch kommen sollte. Selbst der erneute Zwei-Tore-Vorsprung – erneut war Vatovci zur Stelle – brachte keine endgültige Sicherheit, weil einige ihre Aufgabe nun zu nachlässig und gar nicht erledigten.
„Wenn du vorne nicht triffst, kassierst du hinten die Tore. Diese alte Weisheit traf heute vollkommen auf uns zu“, kommentierte Marwitz. Ein umstrittener Elfmeter sowie ein Treffer aus dem Gewühl heraus, der mithilfe des Innenpfostens über die Linie trudelte, bescherten den Gastgebern ein spätes Remis. „Gegen Elsdorf konnten wir uns hinten reinstellen und kontern. Heute mussten wir selbst das Spiel machen und haben uns damit sehr schwergetan“, erklärte Marwitz.