Das Duell zwischen dem TuS DJK Dreiborn und dem SV Schöneseiffen ist mehr als Lokalderby – es ist gefühlte Eifel-Champions-League.
Wie Dortmund gegen SchalkeRivalität zwischen Schöneseiffen und Dreiborn ist greifbar
Sonntag, 15 Uhr. Ob in Dreiborn die Champions-League-Hymne aus den Boxen dröhnt? Wahrscheinlich nicht. Dafür ist der TuS viel zu bodenständig. Genau wie Gegner Schöneseiffen. Dabei hätten beide Teams die Gänsehaut-Melodie für Fußballer durchaus verdient. Wenn Dreiborn gegen Schöneseiffen in der Kreisliga A spielt, dann ist das für die Eifel gefühlte Champions League. 2900 Meter Luftlinie trennen die Orte. Mehr Derby geht wohl nicht.
„Wir lassen auch schon mal das Flutlicht länger an, damit man in Dreiborn denkt, dass wir wieder oder länger trainieren“, sagt Schöneseiffens Trainer Heiko Zimmer. Psychospiele mit Augenzwinkern auf Bundesliga-Niveau. Dabei hätte die der SVS derzeit gar nicht nötig. Zehn Punkte hat der Aufsteiger bereits gesammelt, die Gastgeber aus Dreiborn nur derer drei.
Schöneseiffens Coach Zimmer wartet auf ersten Derbyerfolg
Zudem stellt die Mannschaft von Trainer Zimmer mit acht Gegentreffern die zweitbeste Abwehr. Er geht davon aus, dass er im Derby personell aus dem Vollen schöpfen kann. „Das ist ein Spiel, bei dem keiner wegen eines kleinen Wehwehchens absagt. Da muss ich meine Jungs eher ein bisschen zügeln, motiviert werden muss da niemand“, so der Coach.
Zimmer ist nun seit sieben Jahren Trainer beim SV Schöneseiffen. Ein Derby gegen Dreiborn hat er noch nicht gewonnen. „Das wird einfach mal Zeit“, sagt der Coach.
Juri Hermann erzielte Dreiborns Siegtreffer gegen Schöneseiffen
Das Duell am 27. März 2022 ging mit 1:0 an Dreiborn. Torschütze war Juri Hermann, der auch diesmal im Kader der TuS stehen wird. Er verwandelte damals einen Handelfmeter. Für den 34 Jahre alten Dreiborner, der von Kindesbeinen an für die DJK kickt, ein großartiges Gefühl. „Er ist meine rechte Hand auf dem Platz. Er ist einer, der dem Fußball sehr viel gibt und tut, um möglichst hoch zu spielen“, lobt Dreiborns Trainer Heiko Kistemann.
Für den Übungsleiter ist es das erste Duell als Hauptverantwortlicher an der Seitenlinie. Kistemann bezeichnet sich als detailverliebt. Wie er aber sein Team trotz aktuellem Negativtrend für das Derby einstimmt, welche taktischen Kniffe aus der Kiste gezaubert werden, will Kistemann nicht verraten. Ein Erfolg könne vielleicht eine Trendwende herbeiführen. Ganz bestimmt sei es für den gesamten Ort aber „eine coole Sache“.
Die Rivalität sei den Dörfern und damit den Menschen vor Generationen in die Wiege gelegt worden. Allein schon die Nähe der beiden Orte sei ein Grund. Hinzukomme, dass sich die Freundeskreise seit Jahren mischen. Da ziehe man sich gegenseitig auch mal gerne auf – verlieren sei deshalb so oder so verboten.
Werner Kasper ist Dreiborner. Der 70-Jährige ist das direkt gewählte Ratsmitglied und war langjähriger Vorsitzender der TuS DJK Dreiborn. Ein echter Eifeler. Schöneseiffen gegen Dreiborn sei wie Dortmund gegen Schalke. Und dennoch sagt er im Gespräch etwas Bemerkenswertes: „Mittelfristig wäre es für beide Vereine das Beste, eine Spielgemeinschaft zu gründen.“ Aktuell seien die Bretter, die dafür zu bohren seien, zu dick. Aktuell liefe es für beide Vereine ja auch gut. „Wir haben vier Mannschaften im Seniorenspielbetrieb. Das können nicht viele Vereine von sich behaupten, die so eng nebeneinander liegen“, so Kasper, der am Sonntag auf ein 1:1 tippt.
Gemeinsamer Kunstrasen am Windpark Schöneseiffen denkbar
Jochen Kupp ist so etwas wie der Mister Schöneseiffen. Der 55-Jährige stand lange als Vorsitzender an der Spitze des SVS, ist wie Kasper das direkt gewählte Ratsmitglied des Höhenortes. Anders als sein Parteifreund hofft er aber nicht auf eine Punkteteilung. „Wir gewinnen 3:1“, so Kupp.
Aber auch Kupp denkt, dass mittelfristig eine Spielgemeinschaft durchaus Sinn ergeben könne – allein schon, um Kräfte zu bündeln. Den möglichen Ort für einen gemeinsamen Kunstrasenplatz habe er mit Kasper in gemeinsamen Ratssitzungen bereits ausgeguckt: im Bereich des Windparks.
„Dann könnten wir die Windräder als Flutlichtmasten nehmen“, scherzt Kupp. Aber trotz aller Rivalität à la Dortmund und Schalke, arbeiten die beiden Eifelvereine bereits zusammen. So wurde in Dreiborn ein gemeinsamer Trainingsplatz angelegt.
Beide Vereine haben nicht nur einen gemeinsamen Trainingsplatz, sondern auch seit mehr als 20 Jahren eine Jugendspielgemeinschaft. „Wir betreiben eine gute Jugendarbeit, von denen beide Vereine profitieren“, sagen Kupp und Kasper unisono. Und die Ü50-Fußballer seien vor einigen Jahren Kreismeister geworden. „Wir können auch zusammen“, so Kupp. Als gelebte Integration hält seit Jahren Michael Möhrer her. Der Dreiborner spielt für den TuS DJK Dreiborn und war aber auch lange für Schöneseiffen aktiv.
Dreiborn
Der Ort Dreiborn wurde 1334 erstmals urkundlich erwähnt. Er liegt 563 Meter über dem Meeresspiegel. Der letzte Bürgermeister der Gemeinde Dreiborn war Hubert Heinen. Der bekannteste Fußballer des TuS Dreiborn ist Noah Katterbach. Der Defensivspezialist vom 1. FC Köln arbeitet derzeit nach einem Kreuzbandriss an seiner Rückkehr auf den Platz. (tom)
Schöneseiffen
Der Ort Schöneseiffen wurde 1322 erstmals urkundlich erwähnt. Er liegt am höchsten Punkt 622,7 Meter über dem Meeresspiegel. In Schöneseiffen leben etwa 400 Einwohner. Der Windpark Schleiden-Schöneseiffen verfügt über 17 Windkraftanlagen. Er gehört von der Leistung her zu den größten in NRW. (tom)