Frauenfußball Kreis EuskirchenDoppelfunktion als Trainer und Papa ist nicht selten
Nideggen-Embken – Kreisliga: Wenn der Vater mit dem Sohne… Halt! Stopp! Wenn der Vater mit der Tochter. So muss es richtigerweise heißen. Und so wird ein Schuh draus. Genauer gesagt: ein Fußballschuh. Wenn der Vater mit der Tochter zum Fußball geht und er der Trainer und sie die Spielerin ist, dann ist das im Kreis Euskirchen keine Seltenheit.
So ist das in Wißkirchen bei Vater Alexander Koch und Tochter Ramona der Fall. So gibt es diese Konstellation aber auch bei der SG Erfthöhen (Annika Lingscheid und Markus Lingscheid), der SG Oleftal (Celine und Christof Hilgers) und Ländchen-Sieberath (Lena und Hans-Peter Fink).
Väter-Töchter-Duell
Sie gibt es aber auch beim Tabellenführer TB-SV Füssenich-Geich mit Axel Sendscheid und Tochter Sina und bei der Spielvereinigung Nöthen-Pesch-Harzheim mit Dirk Mies und Tochter Emily. Letztgenannte standen sich zuletzt im Meisterschaftsspiel direkt gegenüber. Und während die Väter ihre Mannschaften aktiv, aber mit Ruhe und Besonnenheit coachten, waren die beiden jungen Frauen auf dem Platz omnipräsent.
Sina Sendscheid spielt auf der rechten Seite in der Viererabwehrkette und traf in ihrer Offensivbewegung gleich mehrfach auf die kämpferische Emily Mies, die vor der Abwehr auf der Sechs zu Hause ist. Soweit die sportlichen Ambitionen beider Vereine in dieser Saison auseinander liegen, so nah sind sie sich dann doch – inklusive des jeweiligen Vater-Tochter-Gespanns.
Beide Mannschaften gibt es erst seit relativ kurzer Zeit (Füssenich-Geich seit einem, Nöthen-Pesch-Harzheim seit zwei Jahren) und beide Väter wollen weder von einem Vor- noch von einem Nachteil in der Stellung in der Mannschaft von ihren Töchtern sprechen. „Wir gehen mit unserer Situation sehr professionell um und können Fußball und Privates sehr gut trennen“, sagt Axel Sendscheid, der seine Tochter nun seit vier Jahren trainiert.
Gleichbehandlung gefordert
„Emily und ich haben ein sehr gutes Verhältnis“, pflichtet Dirk Mies bei. Emily Mies, die ein Studium für Soziale Arbeit in Köln absolviert, spricht sogar von einem „entspannten und lockeren Verhältnis“ zu ihrem Vater und schätzt sich glücklich, dass sie so einen „coolen Vater“ hat. Sie sieht sich als Teil der Mannschaft, und da gehört es auch mal dazu, dass der Ton am Rand rauer wird. „Danach ist das aber wieder vergessen“ sagt die 21-Jährige.
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Füssenich-Geichs Sina Sendscheid sieht das ähnlich und fordert die Gleichbehandlung auch von ihrem Vater ein. „Ich möchte nicht bevorzugt, sondern nach meiner Leistung auf dem Platz beurteilt werden“, so die ebenfalls 21-Jährige, die in der Mannschaft den Status Trainertochter strikt ablehnt.
Während die sportliche Ausrichtung des Tabellenführers der Frauen-Kreisliga nicht nur in diesem Spiel zum Tragen kommt (Füssenich-Geich siegt klar mit 5:0), setzt man im Gästelager eher auf das Gesellige sowie den Spaßfaktor, mit Gleichgesinnten Fußball zu spielen, aber auch viel Zeit miteinander zu verbringen. „Der gegenseitige Respekt von und zu meinem Vater ist immer da, aber es muss auch mal ein Späßchen drin sein“, sagt die noch im Elternhaus in Bad Münstereifel-Rodert wohnende Emily Mies.
Gespräche zu Hause
Sina Sendscheid ist da schon einen Schritt weiter, denn die medizinische Fachkraft erinnert sich auch an Gespräche mit ihrem Vater am Abend eines Spiels. „Natürlich diskutieren wir zu Hause über gewisse Aktionen im Spiel, aber das hilft mir, auch noch besser zu werden“, sagt Sina Sendscheid. Auf die Meinung ihres Vaters kann sie dabei immer zählen. „Sina wird, genau wie jede andere Spielerin, gelobt und kritisiert, weil uns das sehr wichtig ist“, so der 54-jährige Axel Sendscheid. Er erinnert sich noch an die Situation, dass einige Spielerinnen aus der Mannschaft erst nach einem halben Jahr gemerkt haben, dass hier ein Vater-Tochter-Gespann zugegen ist. „Sina wird nie mit dem Tochterstatus spielen, sondern sie wird spielen, weil sie ihre Leistung zeigt“, so Sendscheids Devise, an der er seit vier Jahren festhält.
Bei all den sportlichen Zielen sind sowohl bei den Sendscheids als auch bei Familie Mies die Bodenständigkeit und viel Demut vorhanden, die sowohl die Väter als auch die Töchter mit ihrer Art auf und neben den Sportplatz leben.