Kreis Euskirchen – Zwei Redakteure, zwei Meinungen, steile Thesen: In ihrer unregelmäßigen Kolumne TNT beleuchten die beiden Lokalsportredakteure Thomas Schmitz und Tom Steinicke – also TNT – Themen aus dem Lokalsport.
Corona und die Flut
Corona und die Flutauswirkungen bestimmen das Bild im Sport. Die Leidtragenden sind vor allen Dingen Vereine, die im Sommer eh schon vieles verloren haben. Sie werden wegen dieser besonderen Umstände schlechter dastehen als Vereine ohne Flutfolgen.
Thomas: Planungssicherheit gibt es wegen der hohen Corona-Infektionszahlen für keinen Verein. Spiele, egal ob im Fußball, Handball oder Basketball, fallen reihenweise, teils kurzfristig, aus. Die Tabellen sind oft komplett verzerrt. Bestes Beispiel ist die Fußball-Bezirksliga: Nur vier von 18 Mannschaften haben alle 20 Spiele absolviert, Nierfeld und Hambach sind erst bei 16. Die Begegnungen sollen, wenn möglich, so schnell wie möglich nachgeholt werden.
Die restliche Saison wird in vielerlei Hinsicht zur Extrembelastung. Alleine Nierfeld und Sötenich sollten im März acht beziehungsweise sieben Spiele absolvieren. Doch mit welchem Personal? Sötenich fehlen zwölf Akteure (drei mit Corona), es bleiben zwölf Spieler plus zwei Reaktivierte aus den Alten Herren. Nierfeld hat zehn Ausfälle (drei Corona), übrig sind elf Leute. Frauenberg stehen 13 Spieler nicht zur Verfügung (zwei Corona-Fälle), 14 stehen im Kader. Euskirchen hat acht Verletzte, darunter drei von vier Torhütern, einen Gesperrten und drei Corona-Fälle, es bleiben 16 Mann. Zülpich fehlen 13 Spieler, darunter sind vier aktuelle Corona-Infektionen und drei Post-Covid-Fälle. Nur Mechernich kann aus dem Vollen schöpfen: niemand ist verletzt, die beiden Corona-Positiven kehren am Wochenende zurück.
Tom: Sieben Spiele in einem Monat? Ist doch super. Entsprechend weniger muss jeder trainieren. Jeder Sportler spielt lieber als zu trainieren. Allerdings könnten die Abendspiele zur Belastung werden, wenn noch viele Kilometer zurückgelegt werden müssen, um rechtzeitig zum Anpfiff da zu sein. Stichwort Schichtdienst. Corona selbst sehe ich wie Verletzungen. Das kann jede Mannschaft treffen. Unterm Strich können die vielen Partien aber auch ein Vorteil sein. Man kann sich förmlich in einen Rausch spielen. Die vielen Nachholspiele zu einem bestimmten Zeitpunkt sind auch nicht neu. Es ist durchaus schon vorgekommen, dass Gründonnerstag, Karsamstag und Ostermontag der Ball rollte. Und wenn es gut lief, lagen so viele Punkte im Nest, dass man alle Abstiegssorgen los war.
Der Sinn des Kreispokals
Der Fußballkreispokal soll erst nach dem Ende der Kreisliga-Einzelrunde ausgetragen werden. Weil dann aber die Vereine in den Landes- und Bezirksligen in die entscheidende Phase gehen, werden sie keine Mannschaften stellen oder mit der zweiten Garde antreten.
Thomas: Die sportliche Attraktivität des Kreispokals wird diesmal ein wenig leiden. Aber das war vorhersehbar, denn der Kreispokal 2021, der im Jahr 2022 zum Abschluss der Spielzeit ausgetragen wird, ist ein Pokal ohne echten Wert. Am Ende wird sich vermutlich dann doch eines der verbliebenen Teams aus Bezirks- und Landesliga Kreispokalsieger nennen dürfen – oder eben der SV Bessenich als Quasi-Bezirksligist. Im FVM-Pokal antreten darf der Gewinner nicht. Die Qualifikation dafür ist der „echte“ Kreispokal 2022, der zwei Monate nach dem Kreispokal 2021 ausgetragen wird. Andererseits: Den Kreispokalsieger 2021 wird’s am Ende nicht stören. Den Titel kann ihm niemand wegnehmen. Und in keiner Pokalsaison war die Chance größer, dass ein Außenseiter die Trophäe holt.
Tom: Ich bin kein Trainer. Ist vielleicht auch besser. Ich würde meine Spieler nicht am Pokal teilnehmen lassen. Man kann sich natürlich auch beim Aussteigen aus dem Bus verletzen oder sich wie Robbie Keane mehrere Bänder reißen, weil man auf dem Sofa sitzend mit dem Fuß nach der Fernbedienung angelt. Aber die Gefahr beim Spiel ist immer größer als beim Training. Und wegen eines unwichtigen Pokalspiels das entscheidende Spiel gegen den Abstieg verpassen? Als Trainer wäre das für mich keine Option. Für die Kreisligisten ist der Pokal eine tolle Sache, die Zeit zu überbrücken, weil lange genug auf Fußball verzichtet werden musste. Aber für die Bezirksligisten darf der Pokal keine Option sein. Selbst für den ETSC nicht, der bis dahin wohl abgestiegen ist. Aber der ETSC kann in der Rückrunde, wie das Spiel gegen Hambach gezeigt hat, Zünglein an der Waage im Abstiegskampf sein.
Harzen im Handball
Harzen beim Handball – ja oder nein? Darüber wird fast so leidenschaftlich diskutiert wie über die Frage, ob ein Videobeweis den Fußball wirklich gerecht macht. Dabei macht das klebrige Zeug den Sport nicht attraktiver.
Tom: Handball ist ein toller Sport. Und ohne Harz ändert sich daran nichts. Das Harzen sollte in den unteren Ligen generell verboten werden. Attraktiver wird der Sport mit dem Haftmittel nämlich nicht, dafür bleibt Spielern und Vereinen viel Ärger erspart, wenn man die Halle eventuell selbst reinigen muss – was mit Harz gefühlt eh unmöglich ist. Also kann man auch direkt darauf verzichten, zumal niemand mit dem Handball beginnt, um sich später mal Harz an die Finger schmieren zu können. Man spielt es, weil es ein toller Sport ist, bei dem Torhüter grundsätzlich einen an der Klatsche haben, weil sie sich ohne großen Schutz, ohne Handschuhe aus fünf Metern mit voller Wucht den Ball um die Ohren werfen lassen. Als ehemaliger Fußballtorwart kann ich nur sagen, dass ich davor den allergrößten Respekt habe – und den Jungs ist es auch egal, ob der Ball mit Harz verschmiert ist oder nicht.
Thomas: Wie soll ich nach so einem leidenschaftlichen Plädoyer gegen das Harzen widersprechen? Genau, gar nicht. Denn ich sehe es genau so wie mein Kollege: Handball ist ein schneller, ein attraktiver Sport. Daran ändert sich nichts, ob mit oder ohne Harz. Aber gerade in den unteren Ligen ist die Reinigung einfach nur ein Kostenfaktor, entweder für den Verein oder die Kommune. Also: Weg mit dem klebrigen Zeug!
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Auf- und Abstiegsrunden
Bei Handball und Basketball haben die Verbände eine Auf- und Abstiegsrunde ins Leben gerufen. Das ist eine Idee, die auch beim Fußball Schule machen könnte, weil sie die Saison spannender macht.
Tom: Auf jeden Fall. Und vor allem macht sie die Spiele für die Mannschaften und Spieler attraktiver. Klar, man sagt, dass man vor allem die Spiele gegen schwächere Teams gewinnen muss, wenn man aufsteigen möchte. Aber auf Kreisebene treten schwächere Teams in der Schlussphase einer Saison auch schon mal gerne nicht an, weil sie vermeintlich keine Chance haben. Und Zuschauer kommen auch lieber zu einem Spitzenspiel als zu einem Duell gegen einen Abstiegskandidaten. Es sei denn, der heißt Borussia Mönchengladbach und trifft auf den 1. FC Köln. Wer am Ende einer langen Bundesligasaison oben steht, ist zurecht deutscher Meister. Für die Kreisligen ist das Prinzip aber eine Überlegung wert. Spieler messen sich doch auch lieber mit den besten Akteuren, den besten Teams. Und wenn man das Ganze auf die Spitze treiben möchte, könnte man unter dem Ersten und Zweiten noch eine Best-of-Three-Serie spielen. Jede Mannschaft hat ein Heimspiel, wer als erstes zwei Siege hat, steigt auf. Ein mögliches drittes Spiel findet auf neutralem Platz statt.
Thomas: Grundsätzlich bin ich kein Fan von Auf- und Abstiegsrunden – auch nicht von Relegationsspielen. Gerade bei letzterem ist es unfair, dass zwei Begegnungen über eine ganze Saison entscheiden sollen. Aber wenn man schon darüber nachdenkt, dann auch komplett extrem. Warum nicht ligaübergreifende Relegationsrunden? Die besten Teams aus der Kreisliga B treten gegen die schlechtesten Teams der Kreisliga A an. Je mehr Spiele es gibt, desto gerechter wird das dann.