29 Menschen wurden bei der Explosion einer Druckluftflasche verletzt. Das Rennen am Nürburgring fand einen Tag später trotzdem statt.
Nach ExplosionSechs-Stunden-Rennen am Nürburgring war Saisonhighlight mit viel Schatten
Ein normales Rennen war der vierte Lauf der Nürburgring-Langstrecken-Serie mit Sicherheit nicht. Und es lag nicht daran, dass er zwei Stunden länger sein sollte als sonst üblich. Die Ereignisse des Freitagabends, als im Fahrerlager 29 Menschen bei der Explosion einer Druckluftflasche verletzt wurden (vier davon schwer), überschattete das Wochenende.
Im Fahrerlager war man sich uneins, ob das Sechs-Stunden-Rennen angesichts der tragischen Ereignisse überhaupt hätte beginnen sollen. Die VLN traf aus rechtlichen Gründen die Entscheidung, den Teams die Wahl zu lassen, ob sie am eigentlich als Saisonhighlight geplanten Rennen teilnehmen wollen.
Allerdings hatten einige Teams gar keine Wahl, darunter auch McChip-dkr aus Obergartzem, hinter deren Box sich die Explosion ereignet hatte. Die Boxen 26 und 27 waren von Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft zur Spurensicherung versiegelt worden. Ein Sichtschutz im betroffenen Bereich des Fahrerlagers verhinderte neugierige Blicke.
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Starkregen machte einige Abschnitte des Nürburgrings zur Rutschbahn
Und dann zeigte sich der Nürburgring von seiner unerbittlichen Seite. Bereits zehn Minuten nach dem Start war einigen bewusst, dass dieses Rennen einen anderen Verlauf nehmen würde. Starkregen machte besonders die Streckenabschnitte Hatzenbach und Flugplatz zur Rutschbahn. Einige GT3-Autos schlugen in die Streckenbegrenzung ein, auch der Iversheimer Frank Stippler blieb nicht verschont.
Das Rennen wurde nach dem chaotischen Start und den nötigen Reparaturarbeiten unterbrochen. Erst um 14 Uhr ging es weiter – und dann auch nur noch für die sonst üblichen vier Stunden.
Profitiert von diesem Massenunfall der führenden Autos hatte Tobias Müller. Der Euskirchener fuhr ein Traumergebnis ein und landete mit seinem Porsche 992 GT3 Cup auf Gesamtrang zwei. Gleichzeitig gewann er die Cup-2-Klasse. Nach dem dritten Saisonsieg führt Müller nun die Porsche Endurance Trophy Nürburgring mit deutlichem Vorsprung an. „Wir alle wissen, dass wir von den Unfällen profitiert haben“, sagte Müller. „Wir haben echt durchgezogen. Das Rennen war nicht einfach. Ich saß im Auto, als der Platzregen kam. Das fühlte sich an wie schwimmen. Ich habe irgendwie mein Auto durch die Unglücksstellen gelenkt“, so Müller nach dem Rennen, der in der Verfolgergruppe unterwegs gewesen war.
Peter Terting aus Mechernich, ebenfalls in der Cup-2-Klasse gestartet, belegte Rang sechs in der Klasse. Der Weilerswister Björn Simon belegte den zweiten Platz in seiner Klasse, konnte diesen Erfolg wegen der Geschehnisse vom Freitag jedoch nicht genießen, wie er selbst sagte: „Manche stecken das vielleicht weg, ich nicht so gut. Man kennt die Betroffenen, und das macht es noch schwieriger.“ Persönlich wäre er dem Rennen am Samstag am liebsten ferngeblieben, man entschied sich jedoch als Team dafür, gemeinsam zu starten.
Die Euskirchenerin Carrie Schreiner sah wegen eines Lenkungsdefekts an ihrem BMW die Zielflagge nicht. In Anbetracht der Ereignisse hielt sie das Ergebnis dieses Wochenende für zweitrangig. Wichtiger sei, wie sie auf Instagram mitteilte, die schnelle Genesung aller Verletzten.
Der nächste Lauf der NLS findet erst am 19. Oktober statt. Dabei handelt es sich um die „55. Adenauer ADAC Rundstrecken-Trophy“. Das Saisonfinale geht am 16. November über die Bühne.
VLN richtet Spendenkonto ein
Die Zahl der Menschen, die bei der Explosion einer Druckluftflasche am Freitagabend im Fahrerlager verletzt wurden, ist mittlerweile auf 29 gestiegen. Es hatten sich laut Polizei noch weitere sieben Leichtverletzte gemeldet. Der Zustand des Schwerstverletzten und der drei Schwerverletzten sei stabil.
Die Maßnahmen der Spurensicherung seien bereits am Sonntag abgeschlossen worden. Die Ermittlungen zu Hintergründen und Ursache dauern an. Ein Gutachter sei von der Staatsanwaltschaft beauftragt worden.
Ein Spendenkonto eingerichtet hat die VLN als Veranstalter der Langstreckenserie. „Die Anteilnahme im Fahrerlager war groß, und ich wurde von vielen Fahrern, Teamchefs, Partnern und Freunden spontan angesprochen, wie man die betroffenen Personen und Teams unterstützen könne. Die Spenden werden wir komplett dafür einsetzen, zumindest den monetären Schaden bei allen Betroffenen zu lindern und eventuell anfallende Folgekosten abzufedern“, so VLN-Chef Mike Jäger. (mit dpa)