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Rückblick Januar bis JuniSo war das Sportjahr im Kreis Euskirchen

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt die Heckansicht eines Rennwagens auf dem Nürburgring.

Die verschiedenen Rennserien auf dem Nürburgring sorgten bei allen Beteiligten zu einer Zerreißprobe.

Nürburgring, Handball, Fußball – die erste Jahreshälfte 2024 im Kreis Euskirchen war sportlich durchaus eine Achterbahnfahrt.

Man kennt es aus Tierdokumentationen. Ein junger, ungestümer Herausforderer versucht, den Platzhirsch herauszufordern, ihn bei seinem Geweih zu packen und ihn zu verdrängen. Das kann gut gehen. Wenn nicht, dann ist es eine Schmach für den Herausforderer.

Ein ähnliches Verhalten war am Nürburgring zu beobachten. Der Herausforderer war die Nürburgring Endurance Series, kurz: NES. Der Platzhirsch die seit 1977 ausgetragene Nürburgring-Langstrecken-Serie, kurz: NLS. Gegründet wurde die NES 2023. Da hinter ihr die Nürburgring Holding steckte, also die Eigentümerin der Rennstreckenbetreiberin Nürburgring 1927 GmbH, sollte die NLS keine Termine für 2024 erhalten. Stattdessen wollte die NES mit einer eigenen Rennserie an den Start gehen.

Protest der NLS vor Gericht war erfolgreich

Vor Gericht hatte die NLS mit einem Protest Erfolg. Die Rennstrecke musste Termine anbieten. Und so fand eine auf sechs Rennen verkürzte NLS-Saison statt, die künstlich, etwa durch die Hinzunahme der Qualifikationsrennen zum 24-Stunden-Rennen, ausgeweitet wurde.

Und die NES? Die sah schon vor dem ersten Rennen die schwarze Flagge. „Das Auftaktwochenende findet auf jeden Fall statt“, hatte ein Sprecher gut eine Woche vor dem ersten Lauf verkündet. Doch es hatten sich laut Medienberichten nur eine Handvoll Teilnehmer gemeldet.

Generell stand die Serie arg unter Beschuss. Die Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring (ILN), also die offizielle Vertretung der Teams und Fahrer von NLS, RCN und 24-Stunden-Rennen, hatte sich klar gegen die neue Serie ausgesprochen. „Die alteingesessene NLS/ VLN wird von der neu formierten NES in einen ruinösen Wettbewerb gedrängt“, teilte der Weilerswister Rennfahrer Björn Simon, der der Fahrer-AG der ILN angehört, dieser Zeitung mit.

Auch zweites NES-Rennen am Nürburgring fand nicht statt

Auch das zweite Rennen Anfang Mai fand nicht statt. Es hatten sich nur 15 Teilnehmer gemeldet – und dann sagten laut NES kurzfristig auch noch 88 Sportwarte ab. Der Deutsche Motor-Sport-Bund untersuchte den Vorfall – und konnte keine Beweise für die Aussage finden, wie berichtet wurde. Die NES tobte.

Mitte Mai verkündete die neue Rennserie, dass 2024 kein Lauf mehr stattfinde. Ende August ließ die Rennserie verlauten, dass sie von der Option, 2025 Rennen durchzuführen, keinen Gebrauch machen werde. Stattdessen erhält die NLS wieder neun Wochenenden.

Damit ist der Krach am Ring Geschichte. Er hatte von Anfang an ein Geschmäckle. Es wirkte, als ob die Betreiber der neuen Rennserie, die zu großen Teilen eine NLS-Vergangenheit haben, mit ihr noch ein Hühnchen zu rupfen hatten. Am Ende ließen sie selbst Federn – und der Platzhirsch, die Nürburgring-Langstrecken-Serie, stand als Sieger fest.

Es war nicht das einzige Mal, dass der Nürburgring respektive die NLS im vergangenen Jahr im Blickpunkt des Interesses stand. Bei den Einstellfahrten zu einem der Rennen im August kam es zu einer furchtbaren Explosion, bei der 22 Menschen verletzt wurden, vier davon schwer. Hinter einer Box im Fahrerlager hatte sich eine Explosion einer Druckluftflasche ereignet. Augenzeugen berichteten von schrecklichen Bildern. Das Rennen einen Tag später fand allerdings statt.


Frauen der HSG Euskirchen machen ihr Meisterstück

Die Frauen der HSG Euskirchen konnten ganz entspannt Karneval feiern. Denn am 3. Februar stand fest: Der Aufstieg in die Handball-Oberliga ist ihnen nicht mehr zu nehmen. Ein 29:20 gegen Gelpe/Strombach II bei gleichzeitiger Niederlage der DJK Leverkusen bedeutete, dass die HSG nicht mehr von einem Aufstiegsplatz verdrängt werden konnte. Ein paar Wochen später stand auch fest, dass nicht nur der Aufstieg, sondern sogar die Verbandsligameisterschaft gefeiert werden konnte.

Das Bild zeigt die Handballerinnen der HSG Euskirchen nach dem Aufstieg.

Aufsteiger: die Frauen der HSG Euskirchen.

Zwar verlor man im ersten Spiel nach dem Aufstieg (und nach Karneval, vielleicht hatte man das mit dem Feiern etwas zu ernst genommen) beim großen Konkurrenten BTB Aachen. Es sollte aber die einzige Niederlage für die Spielerinnen von Andreas Kunzke bleiben. Jubeln durfte auch Corinna Schmitz. Mit 174 Toren wurde sie beste Werferin der Verbandsligastaffel – und zwar mit großem Abstand. Allein im letzten Spiel, dem 29:23-Sieg gegen Polizei Köln II, erzielte sie 14 Treffer. Das Abenteuer Oberliga begann im Herbst – und stellt die Frauen bis heute vor einige Herausforderungen.


SG Dahlem-Schmidtheim krönt unglaubliche Aufholjagd

Am 7. April 2024 entschied sich die Meisterschaft in der Kreisliga A. 5:4 gewann der SSV Lommersum gegen Verfolger Dahlem-Schmidtheim. Sechs Spieltage vor Schluss lag Lommersum mit sieben Punkten Vorsprung vorne. Da kann doch nichts mehr schiefgehen! Tat es dann aber doch. Der SSV holte aus den sechs Spielen nur noch acht Punkte. Macht 58 Zähler.

Die SG Dahlem-Schmidtheim jedoch gewann alle sechs Partien und hatte am letzten Spieltag nicht nur die sieben Punkte aufgeholt, sondern sogar drei mehr als der Konkurrent. Es dürfte eine der unglaublichsten Aufholjagden gewesen sein, die es im Kreis Euskirchen jemals gegeben hat. Und auch wenn es damals vielleicht die Lommersumer sehr geschmerzt haben dürfte, diesen Vorsprung nichts ins Ziel gerettet zu haben, werden sie sich angesichts der starken Bezirksliga oft gedacht haben, dass der Nicht-Aufstieg vielleicht gar nicht verkehrt war.


Alte Herren statt Baller League

Die Sportredaktionen kannten im Winter gefühlt nur ein Thema: die Baller League von Lukas Podolski und Mats Hummels. Bekannte (Ex-)Kicker treten in von Prominenten geleiteten Teams an. Ein Heidenspektakel. Doch der Kreis Euskirchen hat seine eigene Baller League. Schon seit Jahren erfreut sich die Ü32-Kreismeisterschaft wachsender Beliebtheit. Immer mehr Mannschaften überlegen, eigene Teams zu stellen. Neben dem Sport steht der Spaß im Vordergrund – ganz wie in der Baller League auch. Der große Unterschied: Zwar gibt es im Kreis Euskirchen auch Hallenturniere, doch die Kreismeisterschaft findet an der frischen Luft statt.


Das Bild zeigt den Bessenicher Trainer am Spielfeldrand.

Im Februar war für Bessenichs Trainer Artur Mezler Schluss.

  1. 13. Januar: Die Cousins René Lönenbach (Palmersheim) und Marius Schmitz (Rheinbach) verlieren vor 1000 Fans mit dem Harzhelden-All-Star-Team 28:43 gegen die Profis von Bayer Dormagen. Mittlerweile spielen beide gemeinsam beim TVP in der Oberliga.
  2. 29. Januar: Paukenschlag bei den Männern der HSG Euskirchen: Das Trainerduo Marco und Nils Matheis verlässt den Verein mit sofortiger Wirkung, nachdem ihnen der Vorstand mitgeteilt hatte, zur neuen Saison nicht mehr mit ihnen zu planen.
  3. 22. Februar: Der strauchelnde Fußball-Bezirksligist SV Bessenich trennt sich vorzeitig von Trainer Artur Mezler – rund eine Woche, nachdem man den Abschied zum Saisonende verkündet hatte. Doch das Team startete denkbar schwach in die Rückrunde.
  4. 24. Februar: Leroy Zeller, seit Jahresbeginn Ersatztorwart bei Alemannia Aachen, gibt für seinen neuen Klub sein Regionalliga-Debüt gegen den FC Gütersloh. Zeller, der aus Sinzenich stammt, hatte zuvor fünf Jahre in US-College-Mannschaften gespielt.
  5. 17. März: Seine erste Goldmedaille als Solist bei einer deutschen Meisterschaft hat sich der Langstreckenläufer Norbert Schneider aus Kall erkämpft. In der Altersklasse 55 beim Werderseelauf in Bremen brauchte er für die Ultramarathonstrecke von 50 Kilometern 3:54:31 Stunden.
  6. 19. März: Nun also auch die JSG Erft: Nachdem eine Trennung nach der Saison zwischen dem Fußball-Bezirksligisten und Trainer Stephan Reimer schon verkündet worden war. Reimer erhoffte sich mit dem Schritt einen neuen Impuls für seine bisherige Mannschaft.
Das Bild zeigt Frank Stippler in einem Rennauto sitzend. Er trägt einen Helm.

Der Iversheimer Frank Stippler feierten einen Erfolg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.

  1. 17. April: Kann man mal machen: Die A-Junioren der JSG Erft 01 Euskirchen besiegen im Viertelfinale des FVM-Pokals Alemannia Aachen mit 2:1. Arber Jashanica erzielte den Siegtreffer für den Bezirksligisten. Das 1:0 hatte der Bundesligist sich selbst ins Tor gelegt. Im Halbfinale war gegen Bayer Leverkusen dann aber Schluss für die JSG.
  2. 20. April: Ein trauriger Tag für die Erftbaskets Bad Münstereifel. Nach einer deutlichen Niederlage bei den Telekom Baskets Bonn III steigt die von Florian Hammes trainierte Mannschaft aus der Oberliga ab. Immerhin: Acht Monate später spielt das verjüngte Team in der Landesliga ganz oben mit und könnte den Wiederaufstieg schaffen.
  3. 11. Mai: In einem packenden Finale holt sich die HSG Geislar-Oberkassel gegen den TV Palmersheim den Kreispokalsieg. Freuen durfte sich aber René Lönenbach, der zum drittbesten Spieler der Saison gekürt wurde. Bei den Frauen wurde Corinna Schmitz von der HSG Euskirchen sogar als beste Spielerin der Saison ausgezeichnet.
  4. 12. Mai: Doppelten Grund zur Freude hatte der TuS Zülpich: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten gelingt den Männern der Aufstieg in die Fußballlandesliga. Die Frauen, die ein Jahr zuvor noch als SG Oleftal spielten, holen die Kreisliga-Meisterschaft knapp vor dem VfL Kommern und treten in der Folgesaison in der Bezirksliga an.
  5. 2. Juni: Ein 24-Stunden-Rennen „wie im Märchen“ erlebt der Iversheimer Frank Stippler. Weil Audi sich aus dem GT-Sport zurückzieht, hatte er zum letzten Mal die Gelegenheit, als Werksfahrer ein gutes Ergebnis zu erzielen. Im Nebel des Nürburgrings holte er bei einem auf zwölf Stunden verkürzten Rennen seinen dritten Gesamtsieg.
  6. 29. Juni: Endlich wieder viel los im Erftstadion (das mittlerweile Heinz-Flohe-Stadion heißt). Regionalligist Fortuna Köln war zum Testspiel gegen den SC Wißkirchen erschienen. Und das ein Jahr zu früh. Denn der SCW hatte die Fortunen zum Jubiläum 2025 eingeladen. Die Kölner schlugen den Bezirksligisten mit 8:0.