Die Nominierten zur Sportlerwahl 2024 im Kreis Euskirchen stellen wir in loser Reihenfolge vor. Heute: der Tischtennisclub Vernich.
Sportlerwahl 2024Der Zusammenhalt ist beim TTC Vernich am wichtigsten
Geld schießt keine Tore, heißt eine Fußballweisheit, mit der behauptet wird, es sei nicht möglich, eine gute Mannschaft zusammenzukaufen. Ob das jetzt tatsächlich so ist, sei dahingestellt, doch der TTC Vernich 1949 macht deutlich, dass auch in anderen Sportarten Freundschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl für den nachhaltigen Fortschritt eines Vereins hilfreicher sind, als Spitzensportler zu engagieren.
Eine erstaunliche Entwicklung hat die erste Mannschaft des TTC Vernich genommen. Von der Kreisklasse ist der Tischtennisverein in wenigen Jahren bis in die Landesliga aufgestiegen und schneidet dort als Aufsteiger in der laufenden Saison gut ab. Es ist klar, dass dazu Sportler gehören, die ihr Handwerk verstehen. Aber statt den Erfolg über alles zu stellen, sind im TTC Vernich der Zusammenhalt und ein funktionierendes Vereinsleben genauso wichtig.
Anfang des Jahrtausends spielte Vernich noch in der zweiten Liga
Schon in den frühen Jahren des 21. Jahrhunderts war der TTC Vernich das Aushängeschild des Tischtennissports im Kreis Euskirchen. Zu der Zeit habe der Verein in der zweiten Bundesliga gespielt, berichtet Mannschaftsführer Christian Schorn. „Das war ein großer Erfolg, heute gibt es das so kaum noch in der Region“, sagt er. Doch irgendwann sei das Projekt Bundesliga beendet gewesen und der Verein habe einen Niedergang erlebt. Es sei zurück in die Landesliga gegangen und dann abwärts bis in die Kreisklasse. „Und dann kamen die Neuen“, so Schorn.
Alle kommen aus der Region und seien sportlich in den höheren Ligen unterwegs gewesen, erläutert Schorn. Er selbst hat schon NRW-Liga gespielt. Doch ihm ist auch klar: „Das ist ein höherer Trainingsaufwand.“ Das sei für einen Amateur neben den Anforderungen durch Beruf und Familie nicht mehr zu leisten gewesen. Also sei die Idee gekommen, mit Freunden gemeinsam den Sport in einem Verein zu betreiben, der vielleicht nicht in so hohen Ligen unterwegs ist, der aber dafür Gemeinschaft und Zusammenhalt bietet.
Christian Schorn und Eike Schleert nahmen 2019 das Heft in die Hand
Da Schorn im TTC als Jugendlicher gespielt hatte und später auch als Jugendtrainer aktiv war, kam der Verein ins Spiel. Als der alte Vorstand zurückgetreten sei, hätten er und sein Sportsfreund Eike Schleert im Jahr 2019 das Heft in die Hand genommen. Nach und nach hätten sie die weiteren Spieler ins Team geholt.
Mit ihnen kam der Erfolg: Von der Kreisklasse ging es immer weiter hinauf bis in die Landesliga, in der der TTC aktuell spielt. „Eigentlich wollten wir um den ersten Platz mitspielen, aber wir sind auf dem dritten“, so Schorn und fügt, trotz allem sportlichen Ehrgeiz, schnell an: „Das ist nicht schlimm.“ Denn wichtiger sei es, eine homogene Mannschaft zu haben, als sich einen Spitzenspieler einzukaufen. „Wir unternehmen auch gern nach dem Spiel noch etwas oder haben im Sommer ein Vereinsfest“, so der Vereinschef.
Nachwuchsarbeit ist beim TTC Vernich besonders wichtig
Besonders wichtig aber sei für den Klub die Nachwuchsarbeit. Zwischen 15 und 20 Kinder seien aktuell in Vernich im Training und würden ausgebildet. Mittlerweile hätten schon die ersten Nachwuchsspieler, die bei ihm vor zehn Jahren das Tischtennisspielen gelernt hatten, den Trainerschein gemacht und würden mitarbeiten, berichtet Schorn. „Es ist schön zu sehen, dass die dabeigeblieben sind“, sagt er.
Dabei müsse versucht werden, die Nachwuchsspieler so früh wie möglich bei den Erwachsenen zu integrieren. „Im Tischtennis ist eine Doppelspielberechtigung für Senioren und Jugend möglich“, erläutert er. Das sei auch bei 14-jährigen Spielern bereits erlaubt.
Vier Herren- und zwei Jugendmannschaften haben die Vernicher. Während die erste Mannschaft in der Landesliga spielt, hat die zweite gerade den Aufstieg von der Bezirksklasse in die 2. Bezirksliga geschafft. „Wir ziehen die mit“, sagt Schorn. Es sei für einen Verein wichtig, dass zwischen den Mannschaften nicht so große Sprünge seien, sondern die erste Mannschaft einen vernünftigen Unterbau habe. So könne talentierten Jugendspielern ein Platz in der zweiten Mannschaft angeboten werden, mit Option auf mehr. „Daran ist auch die alte erste Mannschaft zerbrochen: dass der Sprung zur zweiten Mannschaft zu groß war“, weiß er. Und so wird, statt einen Starspieler zu bezahlen, lieber allen Mannschaften ein neuer Satz Trikots spendiert. „Bei uns kriegt keiner Geld, da liegt der Fokus auf einem gesunden Verein“, so Schorn.