Die Lokalsportredaktion stellt steile Thesen auf: zur Klasse des Sports, zum Abstieg der Erftbaskets und zur Kommunikation im Handball.
TNTIn den Sportligen im Kreis Euskirchen beginnt die Phase des Rechenschiebers
Ab und zu wirft man als Lokalsportredakteur (berufsbedingt) den Blick über den Tellerrand. Bei einem Austausch mit den anderen Lokalsportredaktionen des Verlags wurde klar: Sportlich gesehen ist der Kreis Euskirchen nur ein kleines Licht.
Thomas: Bundesligisten? Regionalligisten (außer im Tennis in der Abteilung Ü70 und in der Handball-A-Jugend)? Gibt es im Kreis Euskirchen nicht. Dass die Bezirksliga momentan das höchste der Gefühle im Fußball ist, sorgte bei den Kollegen für ein müdes Lächeln. Ich sage dazu nur: Macht aber nix, denn mit Engagement geht man auch im Kreis Euskirchen im Sport heran, da macht es keinen Unterschied, ob man nun Bundesliga oder Kreisliga spielt. Nur hübsch anzuschauen ist es hier nicht immer.
Tom: Ich könnte jetzt mit „Früher war alles besser“ kommen. 2. Bundesliga beim Tischtennis mit dem TTC Vernich, 2. Bundesliga im Volleyball mit den Sportfreunden 69 oder Dritte Liga mit den Handballern des TVE Bad Münstereifel oder auch Palmersheim. War schön, heute ist es das aber auch. Und wer weiß, was in den kommenden Jahren noch so kommt. Wenn die Handballerinnen der HSG Euskirchen beispielsweise so weiter spielen, wer weiß, wohin der Weg noch führt. Leider sind die Erfolge im Kreis Euskirchen bisher immer von kurzer Halbwertszeit gewesen. Daher lieber nachhaltig Bezirksliga als kurzfristig Regionalliga.
Es gibt nichts Schöneres als die Endphase einer Saison
Die Zeit kurz vor dem Saisonende ist für uns Journalisten und auch für Außenstehende die Spannendste.
Tom: Die Zeit zwischen den Spielzeiten finde ich auch immer nett, aber auch anstrengend. Jeden Tag ein anderes Gerücht, jeden Tag wird darüber philosophiert, wer wohin wechselt. Für die JSG Erft Euskirchen dürfte die Zeit nach der Saison spannender werden als die verbleibenden Partien. Zumindest dann, wenn sie am Sonntag gegen die SG Voreifel nicht gewinnen – dann dürfte der Abstieg besiegelt sein. Aber auch abseits der ersten Seniorenmannschaft hat die JSG wohl einige Baustellen. Rein sportlich gibt es aber nichts Schöneres als die Endphase einer Saison. Ein „Endspiel“ in der Kreisliga B, Staffel 2, um den Aufstieg zwischen der SG 92 und dem FC Dollendorf-Ripsdorf? Darauf würde sich nicht nur die Eifel freuen, sondern auch die Redaktion. Aber beim Blick auf die Kreisliga A dürfte der eine oder andere Rechenschieber glühen. Das könnte bis zum Schluss extrem spannend bleiben.
Thomas: Gedanklich packe ich besagten Rechenschieber tatsächlich aus. Neun Teams kämpfen in der Kreisliga A noch gegen den Abstieg. Zwei Plätze sind noch zu vergeben. Das wird noch wundervoll bis Pfingsten – nur nicht für die betroffenen Vereine. Das gilt auch für den Handball (sogar mit dem Kreisderby zwischen Euskirchen und Zülpich am vorletzten Spieltag, also am letzten Aprilwochenende).
Erst Post-Covid im Handball, jetzt die Zusammenlegung von Verbänden
Die Zusammenlegung der Handballverbände war schlecht kommuniziert und sorgt bei den Vereinen nur für Verwirrung.
Thomas: Hoffentlich kehrt mit der Saison 2024/25 endlich wieder Ruhe in den Handball ein. Nachdem in der vergangenen Saison die halbe Landesliga abgestiegen ist (der Handball litt, salopp gesagt, an Post-Covid), ist es dieses Jahr erneut unübersichtlich. Dass in der Oberliga keinerlei Spannung mehr ist, ist ebenso ärgerlich wie die Tatsache, dass mit endgültiger Wahrscheinlichkeit nicht jeder Verein wirklich weiß, wo er nächstes Jahr spielt. Das erinnert mich ein wenig an die vergangene Saison im Tischtennis, wo es sogar ein Entscheidungsspiel um die Zugehörigkeit in die Bezirksoberliga zwischen Euskirchen und Ennert gab – und am Ende doch beide Teams in besagter Liga spielen. Wie das unterste Kind im Handball nun zukünftig heißt, ist übrigens vollkommen egal. Kreisoberliga klingt allerdings nicht sexy. Man hätte das doch einfach weiter Kreisliga nennen können. Aber uns hat ja keiner gefragt.
Tom: Liebe Verbände – egal von welcher Sportart. Ihr wisst nicht erst am 13. Spieltag, wohin der Weg gehen soll. Also kommuniziert diesen eingeschlagenen Weg gefälligst deutlich und früh genug. Das hat auch etwas mit Wertschätzung für das Ehrenamt in den Vereinen zu tun. Wie eine Liga heißt, ist völlig wurscht. Dass aber bis zum Schluss niemand weiß, wo man spielt, ist ein Unding. Planungssicherheit sieht anders aus, Wertschätzung auch.
Bad Münstereifel kämpft gegen den Abstieg in der Basketball-Oberliga
Ein Abstieg der Erftbaskets Bad Münstereifel ist nicht so schlimm.
Tom: Abstiege sind nie schön, aber manchmal heilsam. Ähnlich, wie für das eine oder andere Team ein Aufstieg zum Verhängnis werden kann, kann das auch ein Abstieg. Aber ein Abstieg bietet eher die Chance, sich neu aufzustellen und auf die eigenen Stärken zu besinnen. Für die Erftbaskets dürfte ein Abstieg kein Beinbruch sein. Und manchmal tut es einer Mannschaft gut, in einer unteren Liga wieder Selbstbewusstsein durch Siege zu tanken. Und auch Zuschauer kommen lieber in die Halle, wenn die Möglichkeit da ist, dass das Lieblingsteam als Sieger vom Feld geht. Und für uns als Journalisten ist es immer schöner, sich auf ein Derby zu freuen. Und wenn das in einer niedrigeren Spielklasse ist, ist das nicht schlimm.
Thomas: Selbst wenn die Erftbaskets die Klasse halten, werden sie nächste Saison vermutlich wieder im Keller mitspielen. In der Landesliga können sie nicht nur in Ruhe wieder eine Mannschaft aufbauen, es käme sogar zum Lokalderby gegen Zülpich. Und das wäre doch großartig.