Nach HochwasserRüben-Kampagne in Euskirchen läuft dank Kraftakt wie geplant
Euskirchen – Trotz schwerer Flutschäden hat im Euskirchener Werk von Pfeifer&Langen die Rübenkampagne wie geplant begonnen. Ein Transporter nach dem anderen bringt Nachschub für den riesigen Zuckerrübenberg auf dem Gelände an der Bonner Straße. „Dass wir den Starttermin einhalten konnten, haben wir einem Kraftakt unserer Mitarbeiter zu verdanken“, sagt Dirk Oswald, der am Standort Euskirchen die Sparten Produktion und Technik leitet.
In der Nacht zum 15. Juli war die Erft weit über ihre Ufer getreten und setzte das Betriebsgelände unter Wasser. Die Keller und die Werkstatt liefen voll. In den Tagen und Wochen danach galt es, mehr als 600 Pumpen und Motoren „stromlos zu machen“, wie Oswald es formuliert, zu trocknen und in die Wartung zu geben.
Produktion zwölf Tage nach der Flut wieder aufgenommen
Das Personal erhielt Unterstützung von Kollegen aus Schwesterwerken und von externen Firmen. So gelang es, nur zwölf Tage nach der Hochwasserkatastrophe die Produktion wieder anlaufen zu lassen. „Wir stellen ganzjährig Weiß-, Kandis- und Flüssigzucker her. Wichtig war mit Blick auf unsere Kunden, die Lieferfähigkeit sicherzustellen. Und das haben wir geschafft“, sagt Dirk Oswald.
Das nächste Ziel, das Werk startklar für die Kampagne zu machen, wurde ebenfalls erreicht – „dank des hohen Engagements der Belegschaft und der Fremdfirmen“, so Britta Schumacher, die bei Pfeifer&Langen europaweit für Kommunikation und Marketing zuständig ist.
Pfeifer&Langen erwartet niedrigen Zuckergehalt in Rüben
Die Kampagne dauert voraussichtlich bis zur Jahreswende. Insgesamt seien die Erwartungen gedämpft, erklärt die Sprecherin. Das Rübenjahr sei von starken Niederschlägen und einem Mangel an Sonne geprägt gewesen. Schon die Aussaat musste vielerorts wegen Regens unterbrochen werden.
Niedrige Temperaturen und weiterer Regen führten zu Wachstumsverzögerungen – und dann kam die Flut. „Die Rübe kann grundsätzlich gut mit viel Wasser umgehen“, so Schumacher. Staunässe sei jedoch schädlich.
Insgesamt erwartet Pfeifer&Langen an seinen fünf Produktionsstandorten in Deutschland eine „gut durchschnittliche Rübenernte mit niedrigen Zuckergehalten“, die auf die fehlenden Sonnenstunden zurückzuführen seien. Immerhin sei in Regionen mit leichteren, wasserdurchlässigen Böden, wie rund um Euskirchen, mit überdurchschnittlichen Erträgen zu rechnen. Mit der Quantität ist man hier also zufrieden.
Viele Bauern haben den Rübenanbau zuletzt infrage gestellt
Im Rheinland hat Pfeifer&Langen nach Schumachers Angaben mit den Rübenanbauerverbänden neue Verträge ausgearbeitet, die den Landwirten „mehr Flexibilität, eine leicht höhere Bezahlung und eine einfachere Abrechnung bieten“. Damit werde es gelingen, den Rübenanbau zu stabilisieren, nachdem zuletzt viele Bauern den Rübenanbau infrage gestellt hätten – wegen der Wettbewerbsvoraussetzungen in Europa mit ungleichen Regularien bei Subventionen und Pflanzenschutzverordnungen.
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Wenn der finanzielle Ertrag nicht mehr stimme, könnten die Landwirte sich von der Rübe abwenden und auf andere Feldfrüchte setzen, sagt Dirk Oswald. „Wir haben diese Möglichkeit nicht. Wir sind auf die Rübe angewiesen.“ Das Unternehmen verfolgt deshalb das Ziel, beim Umfang der Flächen, die für den Rübenanbau genutzt werden, wieder das Niveau von 2017 zu erreichen. Dafür benötige die Landwirtschaft vor allem einheitliche politische Rahmenbedingungen in Europa.