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Gegen das InsektensterbenPeter Bernhard Seemann aus Schweinheim baut Insektenhotels

Lesezeit 5 Minuten

Unterkunft inmitten blühender Pflanzen: Dieses schmucke Insektenhotel von Bernhard Seemann steht aif dem Dorfplatz in Schweinheim.

  1. Peter Bernhard Seemann setzt sich für den Insektenschutz ein – indem er Hotels für sie baut
  2. Der ehemalige Rettungssanitäter findet, die Menschen müssten endlich Schadensbegrenzung an der Natur betreiben
  3. Geld will er für seine Bauten nicht haben

Euskirchen-Schweinheim – Wer vor einigen Jahren einen Sommerspaziergang durch die blühenden Eifelwiesen unternommen hat, war dort meist nicht allein, sondern umgeben von dem ein oder anderem Flattervieh: Ein Zitronenfalter hier, eine emsige Biene dort. Die Grillen zirpten im Gras sowie allerlei Käfer und Ameisen krabbelten gemächlich am Wegesrand entlang. Heute ist das eher zur Seltenheit und der Begriff „Insektensterben“ zur regelmäßig erscheinenden Schlagzeile geworden.

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) verzeichnet rund 8000 Insektenarten auf der Roten Liste, die Hälfte ist bestandsgefährdet. Mit der bundesweiten Meldeaktion für Insekten ruft der Verein deshalb vom 2. bis 11. August die Bevölkerung auf, Insekten zu zählen. Ziel der Aktion ist es, einen umfassenden Blick über den Bestand der artenreichen Klasse zu erhalten und daraus eine Zukunftsprognose zu erstellen (siehe „Meldeaktion“).

Insektenhotel direkt am Dorfplatz

Doch trotz der Unternehmungen verschiedener Naturschutzvereine: Ein trauriges Schauspiel ist das Insektensterben in jedem Fall – und es hat langfristig weitaus größere Auswirkungen als die bloße Abwesenheit einiger bunter Schmetterlingsarten im Eifelpanorama.

Das hat vor einigen Jahren auch Peter Bernhard Seemann aus Schweinheim erkannt. Als pensionierter Rettungssanitäter gilt sein Engagement seit einigen Jahren der Rettung von Insekten. Er baut sogenannte Insektenhotels, und eines davon begrüßt die Besucher des kleinen Ortes Schweinheim direkt am Dorfplatz neben der Bushaltestelle.

Insekt des Jahres

Die Rostrote Mauerbiene hat der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) zum Insekt des Jahres 2019 gekürt – ein ganz besonderes Exemplar. Sie ist sehr friedlich und anpassungsfähig, fliegt auch bei nassen und kühleren Wetterbedingungen und mag am liebsten Obstbäume.

Die weiblichen Tiere tragen zwei spatelartige Hörnchen am Kopf, die zur Ernte von Blütenpollen dienen. Hierbei sind die Mauerbienen nicht auf eine bestimmte Pflanze angewiesen. Es gibt kaum eine Blütenpflanze, deren Pollen „Osmia bicornis“, so der lateinische Name des Insekts, nicht einträgt. Viel entscheidender sind aber der Umfang des Pollenangebotes und die Verfügbarkeit in Nestnähe – auch damit die Bienen ihre wichtige Aufgabe als Bestäuber wahrnehmen können. (the)

Mit Vorlagen für Kinder begonnen

Das Insektenhotel ähnelt auf den ersten Blick einem typischen Vogelhäuschen, bietet aber durch seine spezielle Bauweise jedoch gerade einen Schutz für die Krabbeltiere. „Ein Insektenhotel ist im Grunde sicherer Unterschlupf und Nisthilfe für Insekten“, erklärt Seemann.

Peter Bernhard Seemann

Vor einigen Jahren habe er mit dem Bau der Häuser begonnen, erinnert er sich und streicht über die mit Schmetterlingen gemusterte Tischdecke. Sein Bekannter Manfred Pfenning habe ihn seinerzeit gefragt, ob er nicht für eine Ferienaktion in der Naturschutzstation Teichmannhaus bei Kalkar ein paar Bausätze herstellen könne. Kinder sollten in einer Gruppe gemeinsam die kleinen Hotels nach einer Vorlage des Nabu bauen und dabei allerlei über die Wichtigkeit und Artenvielfalt der Insekten lernen.

Bau der Insektenhotels als Schadenbegrenzung

Der heute 76-Jährige sagte spontan zu, lieferte einige Dutzend Zuschnitte für die Aktion und fand schnell Gefallen an dieser Bastelarbeit. Er wollte damit einen kleinen Beitrag leisten, etwas für den Schutz der Umwelt tun.

Durch den Eingriff der Menschen in die Natur, den Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft und natürlich durch den zunehmenden Anbau von Monokulturen hätten Insekten ihren natürlichen Lebensraum weitestgehend verloren, ist sich Seemann sicher. Es sei nun endlich an der Zeit, dass die Menschen etwas täten, um eine Art Schadensbegrenzung zu betreiben, appelliert der Schweinheimer.

Meldeaktion

Vom 2. bis 11. August ruft der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) zu einer Insekten-Zählaktion auf. Damit möchte die Organisation erstmals die kleinen fleißigen Helfer unserer Ökosysteme näher in den Fokus rücken. Der sogenannte Insektensommer ist eine bundesweite Aktion, um eine kontinuierliche Erfassung der Insekten zu etablieren. Die Meldeaktion ist die erste Zählung dieser Art. Sie soll helfen, Daten zur Artenvielfalt und zur Häufigkeit der Insekten zu sammeln.

Der Naturschutzbund bietet dafür auf seiner Website Vordrucke an, die das Zählen der Krabbeltiere erleichtern sollen. Mit der kostenlosen App „Insektenwelt“ kann man mehr als 120 Insekten per Foto auf dem Smartphone bestimmen. (the)

www.nabu.de

www.insektensommer.de

Imkern wird immer populärer

Immerhin: Es zeigt sich im Moment zumindest ein steigender Trend, was den Schutz der Krabbeltiere betrifft. So hat sich beispielsweise auch das Imkern in den vergangenen Jahren zu einem populären Hobby entwickelt, und das LVR-Freilichtmuseum in Kommern klärt regelmäßig über die Arbeit mit und um die Honigbiene auf.

Es scheint also eigentlich ganz einfach zu sein, einen kleinen Beitrag zu leisten. Die einen entdecken für sich das Imkern, und Seemann baut weiter seine Insektenhotels.

Fertige Bausätze wie zur Anfangszeit nutzt er heute allerdings nicht mehr, wie er sagt. Nur der Rahmen sei immer in der gleichen Bauweise gemacht. Der Giebel des kleinen Daches ist mit wetterfester Teerpappe bespannt, und außen befindet sich zum Schutz vor Vögeln etwas Kaninchendraht. „Innen ist jedes Hotel anders eingerichtet“, erklärt Seemann.

„Alles erlaubt, was Wald und Wiese hergeben“

Mit der Bohrmaschine bohrt er Löcher unterschiedlicher Größe in Holzabschnitte und Rundhölzer, steckt diese in den vorgefertigten Holzrahmen und füllt die Lücken mit Holzwolle, Stroh, Reisig, getrocknetem Moos oder allerlei anderem aus der Natur. Dadurch schafft er eben genau die Umgebung, in der sich die Insekten wohlfühlen.

„Insektenhotels können im Grunde aus allen naturbelassenen Materialien bestehen“, erklärt er: „Es ist alles erlaubt, was Wald und Wiese hergeben.“

Komposthaufen als Ersatz-Hotel

Und so individuell er das Innenleben der Hotels gestaltet, so unterschiedlich sind auch die Größen. Zwei regelrechte „Luxushotels“ stehen bei der Familie Seemann gerade in der Tordurchfahrt.

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Die Schweinheimer Dorfgemeinschaft hat sie bei ihm in Auftrag gegeben, erzählt der „Hotelbauer“. Viele weitere Dutzende habe er bereits hergestellt. Ob er dann immer auf Bestellung arbeitet? Da winkt er ab. Er mache das nicht, um mit den Bauten reich zu werden. Er freue sich über eine kleine Spende für den Aufwand oder ein paar gute Schrauben, sagt er und lacht beherzt.

Seemann: „So ein Häuschen kann sich wirklich jeder in den Garten stellen.“ Und wer keinen Garten hat oder keinen Platz für das Hotel? Da hat der Insektenretter einen ganz einfachen Tipp parat: Ein Komposthaufen. Und wem das zu viel Arbeit sei, der könne einfach mal das ein oder andere modernde Blatt im Garten liegen und einfach verrotten lassen. Das seien ganz kleine Gesten, die den Insekten einen geschützten Nist- und Lebensraum böten.