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Jecke Hilfe für die SuppenkircheTollitäten helfen bei der Essensausgabe in Euskirchen

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„Ehrenkoch“ Paulo Pinto (r.) gab die Essen an die Kunden raus. Pinto war in der Session 2018/19 Bauer im Euskirchener Dreigestirn.

Euskirchen – Es sind noch 15 Minuten. Vor der evangelischen Kirche in Euskirchen hat sich eine Schlange gebildet. Etwa 15 Menschen warten in mindestens eineinhalb Metern Abstand darauf, dass die Suppenkirche mit der Essensausgabe beginnt. Jeden Donnerstag öffnet das karitativ-diakonische Projekt seine Tore für bedürftige Menschen jedweder Herkunft und Religion. Die Bedürftigkeit, die sich keineswegs nur auf die wirtschaftliche Situation bezieht, muss nicht nachgewiesen werden, willkommen ist jeder. „Auch Menschen, die einfach nur Gemeinschaft und Wärme suchen“, sagt Jens Schramm, Diakon der evangelischen Gemeinde und Initiator der Suppenkirche in der Kreisstadt.

An diesem Tag erhalten die ehrenamtlichen Helfer Unterstützung vom Euskirchener Dreigestirn aus der Session 2018/19. „In diesen schwierigen Zeiten, in denen es viele Probleme gibt und in denen der Karneval ausfallen wird, wollten wir ein Zeichen setzen“, sagt Schmitz, der vor zwei Jahren das närrische Oberhaupt der Kreisstadt-Jecken war – mit Jungfrau Michaela (Michael Fischenich) und Bauer Paulo (Pinto).

Liebgewonnene Tradition

Es ist mittlerweile eine liebgewonnene Tradition, dass das karnevalistische Oberhaupt der Kreisstadt samt Gefolge an Weiberdonnerstag in der Suppenküche vorbeischaut und einen Orden überreicht. Im Gegenzug erhalten der Prinz oder das Dreigestirn Küchenschürzen und sind fortan Ehrenköche des Projekts. „Wir haben damals gesagt, dass wir als Dankeschön zurückkommen und helfen werden“, sagt Schmitz. Versprochen. Gehalten.

Jungfrau Michael Fischenich (l.) und Prinz Dominik Schmitz verteilten Schokoladentafeln vor der Suppenkirche.

Während Pinto die fertig abgepackten Essensboxen rausgibt an die Kunden, verteilen Schmitz und Fischenich, ganz karneval-like, Schokoladentafeln unter den Suppenküchen-Gästen. „Ursprünglich wollten wir Strüßjer mitbringen, aber als Nachtisch ist Schokolade deutlich leckerer“, berichtet Fischenich. Der ehemalige Bauer Pinto ergänzt: „So etwas erdet total und zeigt, dass viele Probleme, die man persönlich als groß empfindet, im Vergleich zu anderen aber durchaus klein sind.“ Etwa 80 Essen werden an diesem Tag ausgegeben. Das ist nach Angaben von Schramm durchaus die Regel. Diesen Donnerstag werden es weniger sein. Er rechnet mit 50 bis 60. Darüber ist der Diakon alles andere als enttäuscht. „Es zeigt, dass Menschen, die zu uns kommen, besondere Tage mit der Familie verbringen. Und Heiligabend ist ein solcher besonderer Tag“, so Schramm. Viele Kunden hätten kaum Geld, aber ein soziales Umfeld. Dass die Suppenküche an Heiligabend geöffnet haben wird, liegt am Wochentag. „Wir haben jeden Donnerstag geöffnet. Also in diesem Jahr auch an Silvester“, erklärt Schramm.

Rotkohl und Schweinebraten

Zum Jahreswechsel wird es Rotkohl, Klöße und Schweinebraten geben. Fünf Teams aus jeweils acht Ehrenamtlern stellen die wöchentliche „Suppenkirche“ auf die Beine. Neben dem Einkauf beziehungsweise der Versorgung mit Lebensmitteln durch die Tafel und dem Zubereiten der Speisen gehören normalerweise auch das Zurechtrücken der Tische im Gemeindesaal an der Kölner Straße sowie das Eindecken, die Essensausgabe und das Abräumen zu den Aufgaben der Teams. Auch während der Corona-Pandemie gab es nicht einen Donnerstag, an dem kein warmes Essen ausgegeben wurde. Allerdings hat die Pandemie auch die Ehrenamtler zum Umdenken gezwungen. Das Essen wir nun fertig abgepackt an der Eingangstür ausgegeben.

Die Nudeln werden von Michael Bork in die Schale gefüllt. Anschließend werden sie gewogen. Erst dann kommt das Fleisch hinzu. Etwa 80 Essen werden jeden Donnerstag an der Suppenkirche ausgegeben.

Damit die Nudeln an diesem Tag reichen, werden sie in der Schale abgewogen. 350 Gramm Nudeln, 100 Gramm Gulasch. „Ohne Waage würde man sich vertun. So stellen wir sicher, dass das Essen für alle reicht“, erklärt Michael Bork, der seit Jahren das Projekt unterstützt. Mit Einsetzen der Corona-Pandemie habe man beim Essen sofort auf „to go“ umgeschwenkt.

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Der zeitliche Aufwand für die Ehrenamtler sei überschaubar, erklärt er. Sie müssten einmal im Monat donnerstags von 8 bis 14.30 Uhr zur Verfügung stehen. Für die Teamleiter komme ein monatliches Planungstreffen hinzu. Die Helfergruppen organisierten sich selber, so Bork: „Die Stimmung ist gut, die Teams halten toll zusammen.“