Euskirchen – Es kann losgehen – fast, theoretisch. Seit einigen Wochen stehen auf dem Gelände der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Euskirchen acht große Zelte. In diese Zeltstadt sollen nach Angaben der Bezirksregierung Köln in der kommenden Woche die ersten Geflüchteten einziehen. Geplant ist laut Vanessa Nolte, Pressesprecherin der Bezirksregierung, mit einer Belegung mit 150 Geflüchteten zu beginnen. Dann sei eine Aufstockung sukzessive möglich. Maximal können aktuell 500 Menschen in der Zeltstadt leben.
Doch ob es tatsächlich in der kommenden Woche losgeht, weiß aktuell nur die Bezirksregierung. Der Grund: der Rahmen-Hygieneplan. Der sieht zum einen vor, dass die Böden in derartigen Einrichtungen feucht gereinigt werden können. Zum anderen muss es auch möglich sein, dass die Böden im Falle eines Falles desinfiziert werden können. Bei den aktuell vorgesehenen Holzböden (mit zusammenschiebbaren Planken) ist das aufgrund der Fugen nicht möglich.
PVC-Boden würde 300.000 Euro kosten
Dieses Problem wird im Küchenzelt (Essensausgabe) nach Angaben des Kreises gelöst, indem dort ein gut zu reinigender und im Bedarfsfall desinfizierbarer Bodenbelag über das Holz gelegt wird. Diese Lösung favorisiert das Gesundheitsamt auch für die anderen Zelte.
Doch das würde viel Geld kosten. Nach Informationen dieser Zeitung rechnet die Bezirksregierung mit Kosten in Höhe von 300.000 Euro für einen PVC-Boden, der in den Zelten ausgelegt werden könnte. Die Alternative: Die Bezirksregierung setzt den Rahmen-Hygieneplan für die Zeltstadt der ZUE außer Kraft. Die Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Zudem ist das Brandschutzgutachten erstellt, liegt aber noch nicht vor.
„Ans uns liegt es nicht“
„Ans uns liegt es nicht. Wir stehen in den Startlöchern“, sagt Rolf Klöcker, Geschäftsführer des Kreisverbands des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Die Inbetriebnahme der Zeltstadt könne auch sehr kurzfristig erfolgen. Theoretisch sei es möglich gewesen, am Donnerstag nach der Abnahme schon die ersten Geflüchteten aufzunehmen.
Für die Geflüchteten sind laut Klöcker fünf Wohnzelte vorgesehen. Zwei Zelte sollen als Aufenthaltsräume und als Speisemöglichkeit genutzt werden. Ein Zelt ist als Info-Punkt vorgesehen. Dort müssen sich die ankommenden Menschen registrieren. Gleichzeitig wird dort auch eine Sanitätsstation eingerichtet. „Wir haben jetzt schon 30 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Es werden auch noch ein paar hinzukommen“, sagt Klöcker: „Wir sind gut vorbereitet.“ In der Vorbereitung seien neben den Hauptberuflern auch zahlreich Ehrenamtler des DRK beteiligt gewesen. „Gerade beim Aufbau der Betten haben sie uns unterstützt“, berichtet der DRK-Chef.
Geplant für drei Monate
Woher die Geflüchteten nach Euskirchen kommen werden und welcher Nationalität sie sind, steht laut Bezirksregierung noch nicht fest. Das werde von der Asylkoordination und der Bezirksregierung Arnsberg festgelegt, so Nolte: „Geplant ist die Zeltstadt aktuell für drei Monate. Eventuell ist eine Verlängerung für weitere drei Monate denkbar.“
Eifelhöhen-Klinik
Puffereinrichtung
Die Kölner Bezirksregierung will in Marmagen eine sogenannte Puffereinrichtung für Geflüchtete aus der Ukraine betreiben. Bis zu 756 Geflüchtete können in die ehemalige Eifelhöhen-Klinik einziehen. Ursprünglich sollte das bereits Ende April der Fall sein. Das dürfte knapp werden. Wie die Bezirksregierung nun auf Nachfrage bestätigte, finden aktuell immer noch Abstimmungsgespräche mit dem Kreis und dem Vermieter statt. Entsprechend gebe es noch keinen konkreten Termin, wann die ersten Geflüchteten in Marmagen eintreffen.
Gespräche dauern an
Auch die Auswahlgespräche mit potenziellen Betreibern der Einrichtung haben nach Angaben der Bezirksregierung noch nicht begonnen. Dafür müssen zuerst die Abstimmungen zwischen Kreis und Vermieter erfolgt sein, heißt es von der Bezirksregierung. Man hoffe aber weiter, dass die Freigabe der Eifelhöhen-Klinik „kurzfristig“ erfolgen könne. (tom)
Neben der ZUE laufen beim DRK auch die Vorbereitung für einen möglichen Betrieb der Eifelhöhen-Klinik im Hintergrund weiter. „Wir sind bisher seitens der Bezirksregierung noch nicht angeschrieben, ein konkretes Angebot, geschweige denn eine Leistungsbeschreibung vorzulegen“, berichtet Klöcker.
Laut Bezirksregierung liegt das daran, dass man sich immer noch in Abstimmungsgesprächen mit Kreis und Vermieter befindet (siehe „Verhandlungen über die Eifelhöhen-Klinik dauern an“). „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands. Natürlich werde man den Hut in den Ring werfen. „Für uns sind so kurzfristige Anfragen nicht neu. Das bekommen wir auch in diesem Fall gestemmt“, sagt Klöcker.
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Eine Herausforderung seien aber die Patientenbetten, die aktuell noch in den Zimmern der ehemaligen Reha-Klinik stehen. Die müssen anderweitig zwischengelagert werden.