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Euskirchener ist Präsident des OLG KölnBernd Scheiff entspannt auf seiner Harley

Lesezeit 6 Minuten
Bernd_Schleiff

Im historischen Treppenhaus des OLG Köln wurde Bernd Scheiff zum Amtsantritt mit Applaus begrüßt.

Herr Scheiff, hätten Sie gedacht, einmal Präsident eines Oberlandesgerichts zu werden, als Sie Ihr Abitur in der Tasche hatten? Wie war das damals?

Bernd Scheiff: Mein Abitur habe ich 1977 am Emil-Fischer-Gymnasium in Euskirchen gemacht. Ich wollte immer meinen eigenen Weg suchen. Beruflich sollte er in die Rechtswissenschaft führen, sodass ich in Bonn Jura studiert habe, allerdings ohne den Plan, Richter zu werden. Mein Berufswunsch nach der Referendarzeit war stattdessen Rechtsanwalt. Dann kam allerdings ein Anruf des Oberlandesgerichts mit der Frage, ob ich Richter werden wolle. Entscheidend war der Ratschlag meines Vaters: „Mach das mal!“, hat er gesagt.

Jetzt leiten Sie einen Gerichtsbezirk, in dem weit über 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig sind. Wie tritt man eine solche Stelle an – mit Respekt oder eher mit Vorfreude?

Es war eine Mischung aus beidem. Man will diesen Job gut machen, sowohl für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch für den Bezirk, in dem ungefähr 4,5 Millionen Menschen leben. Ich verspüre aber auch eine große Freude bei der Arbeit. Das fing schon mit meiner Begrüßung an.

Wie war das?

Großartig. Nachdem Justizminister Peter Biesenbach mir in Düsseldorf die Ernennungsurkunde überreicht hatte, sind wir zusammen nach Köln gefahren. Als ich in das Gebäude am Reichenspergerplatz kam, hatten sich viele Kolleginnen und Kollegen im weitläufigen historischen Treppenhaus versammelt. Es gab einen riesigen Applaus – das hat mich sehr berührt. Für mich war das Gänsehaut pur. Am Ende meiner Begrüßungsrede habe ich gesagt: „Ich bin wieder zuhause.“ Mehr konnten wir leider nicht machen – eine Feier gab es wegen Corona nicht.

Zur Person

Bernd Scheiff ist am 21. Dezember 2021 zum Präsidenten des Oberlandesgerichts (OLG) Köln ernannt worden. Er wurde am 24. März 1959 in Kirchheim geboren, wuchs dort im landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern auf und machte 1977 am Emil-Fischer-Gymnasium in Euskirchen sein Abitur.

Nach seinem Jura-Studium und der Referendarzeit in Bonn begann er 1987 seine richterliche Laufbahn am Landgericht Bonn, wo er auch mit Aufgaben der Justizverwaltung befasst war. 1998 wurde er zum Richter am OLG Köln ernannt, wohin er nun zurückgekehrt ist. Bis 2003 leitete er dort das Dezernat für Liegenschaften und Finanzen und war damit vor allem für die Betreuung der Bauvorhaben im OLG-Bezirk zuständig.

2003 wurde er Vizepräsident des Landgerichts Aachen, 2008 Präsident des Landgerichts Mönchengladbach, ehe er 2013 in gleicher Funktion die Leitung des Landgerichts Düsseldorf übernahm.

Scheiff ist verheiratet und hat drei Kinder. (ejb)

Kannten viele Leute Sie noch aus Ihrer ersten Zeit am OLG Köln, die schon etwa 20 Jahre zurückliegt?

Einen erheblichen Teil der Kolleginnen und Kollegen kenne ich noch. Mit ihnen gab es also im Dezember ein Wiedersehen. Neue Gesichter zu entdecken macht aber auch Spaß. Das ist für mich alles in allem eine schöne Ausgangslage.

Sie hatten schon viele verantwortungsvolle Posten. Wie unterscheidet sich der jetzige von den vorangegangenen?

Die Verantwortung ist noch größer. Der OLG-Bezirk Köln ist einer von nur dreien in Nordrhein-Westfalen, neben Düsseldorf und Hamm. Zu Köln gehören die Landgerichtsbezirke Köln, Bonn und Aachen mit wiederum 23 Amtsgerichten, darunter Euskirchen, Rheinbach und Schleiden, in denen ich mich jetzt nach und nach vorstellen werde und für Fragen zur Verfügung stehe. Und es gibt noch eine Besonderheit: Bei uns ist der zentrale IT-Dienstleister der Justiz in NRW angesiedelt, der die Informationstechnik für alle Justizarbeitsplätze im Land organisiert und betreut. Dazu gehört, dass wir zukünftig überwiegend mit elektronischen Akten arbeiten werden.

Mit welchen Folgen?

Der Umbruch ist gewaltig, die Arbeitsplätze wandeln sich – weg vom händischen Büro. Wegen Corona haben die meisten Kolleginnen und Kollegen auch zuhause einen Arbeitsplatz. Die elektronische Akte erlaubt es, dass sie keine Berge von Papier mitschleppen müssen. Und bei uns entzerrt das außerdem die Situation in der Pandemie.

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Man hört von Nachwuchsmangel in den Gerichten. Was ist das Schöne an Ihrem Beruf? Mit welchen Argumenten können Sie jungen Menschen empfehlen, Jura zu studieren oder eine Ausbildung in anderen Bereichen der Justiz zu absolvieren?

Wir müssen die Werbung verstärken, um junge Menschen für die Justiz zu interessieren. Sie bietet viele attraktive Arbeitsplätze, nicht nur den Richterberuf, sondern auch in der Rechtspflege und in Service-Einheiten. Was meinen Beruf als Richter anbelangt: Ich empfinde ihn als den großartigsten Beruf der Welt.

Was ist das Schöne?

Man hat immer wieder neue Lebenssituationen als Grundlage seiner Entscheidungen. Man hat in vielen unterschiedlichen Rechtsgebieten zu entscheiden. Wer aufgeschlossen ist, kann in diesem Beruf sehr viel erleben. Viele Verfahren sind interessant und spannend. Sich mit der Vielfalt des Lebens auseinanderzusetzen – das hat was.

Welche Voraussetzungen muss man für das Richteramt mitbringen?

Man muss mit Menschen umgehen können. Wichtig sind auch Kommunikationsbereitschaft, eine gewisse Charakterstärke, Selbstbewusstsein. Das alles natürlich neben juristischen Fähigkeiten.

Arbeiten Sie als OLG-Präsident auch noch als Richter?

Ja, ich leite einen Zivilsenat. Das gehört dazu. Der Status als Richter bleibt mir nur erhalten, wenn ich tatsächlich auch Verhandlungen führe. Als Landgerichtspräsident in Düsseldorf habe ich zum Beispiel auch eine Berufungszivilkammer geleitet mit etwa 300 Verfahren pro Jahr. Der überwiegende Anteil meiner Arbeit hier im OLG besteht aber natürlich aus Verwaltungstätigkeit.

Zurück in Ihre Heimat: Wie ist heute Ihre Beziehung zu Kirchheim? Besteht regelmäßiger Kontakt?

Wir haben unser Haus in Bonn, doch viele Wochenenden verbringe ich in Kirchheim. Es ist immer schön, in die Heimat zu kommen. Ich genieße es, mit meiner Mutter und meinem Onkel zusammen zu sein. Wenn ich die Zeit dafür habe, fahre ich mit dem Motorrad nach Hause. Ich muss nur zwei Minuten auf meiner Harley-Davidson sitzen, dann bin ich entspannt. Meine erste Maschine habe ich auch noch, eine BMW R 60/5, Baujahr 1972. Mittlerweile ist sie restauriert worden. Mit ihr bin ich früher vom Hof meiner Eltern viel auf Tour gefahren.

Wie erinnern Sie sich an Ihre Schulzeit?

Direktor am Emil-Fischer-Gymnasium war Adalbert Fechner. Den fand ich gut. Er war eine echte Respektsperson für uns. Spontan fällt mir auch mein Lateinlehrer Schaeben ein, ebenso Hochhausen in Französisch, Buchmann in Biologie, Steinke in Mathe, Bach in Deutsch oder Frau Reuter in Musik. Alles in allem eine Truppe, die man nicht vergisst. Das gilt auch ganz besonders für eine Reihe meiner Mitschüler.

Haben Sie weitere Hobbys?

Ich koche sehr gerne, wofür mir allerdings leider oft die Zeit fehlt, und ich lese gerne – am liebsten etwas Spannendes und Aufregendes. Die harten Krimis überlasse ich aber meiner Frau. Ich bevorzuge Autoren wie Martin Walker. In seinen Büchern findet man häufig Rezepte, womit wir wieder beim Kochen wären.