Neues Football-Team„Euskirchener Lions“ nehmen das Training auf – Großer Andrang
- Die „Euskirchener Lions“ haben ihr erstes Training abgehalten
- Für Trainingsequipment, Trikots und Spielfeldausrüstung werden 50.000 Euro benötigt
- Die Suche nach einem Trainer läuft noch
Euskirchen-Stotzheim – „One, two – Lions!“ So schallt es aus 56 Kehlen. Die Sportler auf dem Platz sind bei Temperaturen um den Gefrierpunkt so heiß auf Football, dass nicht wenige in kurzer Hose und T-Shirt zum ersten Training der Euskirchen Lions gekommen sind. „Das ist ein Traum. Damit haben wir nie im Leben gerechnet“, sagt Kevin Stauber. Der 20-jährige Zülpicher ist der geistige Vater des Football-Projekts, dass es so seit 36 Jahren im Kreis Euskirchen nicht mehr gegeben hat.
Auf dem Stotzheimer Sportplatz geht es beim ersten Training der neuen Mannschaft sehr amerikanisch zu. Aus dem Hampelmann, bei dem die Sportler die Arme über ihrem Kopf zusammenschlagen und die Beine vom Körper wegstrecken, wird der „Jumping Jack“, aus dem Knie-Hebe-Lauf werden die „High Knees“ und aus der Koordinationsleiter auf der kalten Asche die „Speed Ladder“.
„Es macht tierisch Spaß“
Auch die Freunde Jannis Müller und Till Thomas sind zur ersten Übungseinheit auf den Stotzheimer Aschenplatz gekommen. Eigentlich spielt Till bei der SG Rotbach/Strempt Fußball. Auf Facebook habe er von dem Projekt gelesen. „Ich war sofort Feuer und Flamme und bin dann zur Info-Veranstaltung. Und jetzt sind wir hier. Es macht tierisch Spaß“, sagt der Mechernicher, dessen Wunschposition die des „Wide Receivers“ – des Passempfängers – ist.
Sein gleichaltriger Kumpel Jannis hat noch keine Wunschposition. Er wolle einfach nur Football spielen, sagt er schmunzelnd, während er sich von einer Sprung-Übung erholt. Ganz unbeleckt ist aber auch er nicht in das Projekt gekommen. Der Mechernicher trägt ein Sweatshirt des US-amerikanischen Profiklubs Oakland Raiders.
Während Jannis Müller und Till Thomas noch keinerlei Kontakt zum Sport mit dem „braunen Ei“ hatten, ist Marc Jaromin schon fast ein alter Hase. Der Iversheimer spielt eigentlich bei den Erftstadt Bravehearts, will sich das Euskirchener Team aber mal anschauen – auch, weil er weniger Aufwand betreiben müsste, um zum Training zu kommen.
Viele tragen Stollenschuhe
Das Outfit stimmt beim ersten Training – zumindest zur Hälfte. Zur Football-Hose, die eng an den Beinen anliegt und mit Oberschenkelschützern ausgestattet ist, trägt der Quarterback – der Spielmacher – ein blaues Trikot des englischen Fußballvereins Chelsea London. Überhaupt sind einige der 56 Footballs-Fans Fußballer und tragen Stollenschuhe, die eigentlich dafür gemacht sind, gegen einen runden Ball zu treten. Beim ersten Training ist das aber zu vernachlässigen. Der Spaß und das Ausdauertraining stehen im Vordergrund.
Geleitet wird die Einheit von Dennis Höller. Der 150-Kilo-Koloss macht sämtliche Übungen vor und beeindruckt die Sportler mit seiner Schnellig- und Beweglichkeit. „Wer einmal richtig Football gespielt hat, profitiert bei der Fitness sehr lange davon“, erklärt Florian Kosman.
Der Weilerswister ist bei den Lions für die Finanzen zuständig. „Wir brauchen ein Budget von etwa 50.000 Euro – beispielsweise für Trainingsequipment, Trikots und Spielfeldausrüstung“, sagt Kosman, der bereits bei den NFL-Klubs Dallas Cowboys und Seattle Seahawks hospitiert hat. „Die Erfahrungen, die ich da gesammelt habe, fließen natürlich in die Lions ein“, sagt er. Seine Erfahrungen aus der aktiven Zeit bei den Kerpen Bears bindet Höller in die Trainingsplanung ein. „Die stand relativ schnell, da es sich um Standardübungen handelt“, erklärt er.
Der Blick ist Ansporn genug
Alles andere als gewöhnlich ist der Blick, mit dem der Trainer seinen potenziellen Spielern hinterherschaut, wenn die mal eine Hürde reißen oder nur mit 90 Prozent eine Übung machen. „Wenn er so guckt, möchte ich ihm nicht im Dunkeln begegnen. Zum Glück ist hier das Flutlicht an“, sagt Spieler Florian schmunzelnd. Der Blick sei Ansporn genug, alles zu geben.
Überhaupt präsentiert sich der Kader, der sich zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 60 Minuten kennt, bereits jetzt als Team.
Am Ende der ersten Übungen werden Liegestütze gemacht – insgesamt 20 für die ganzen gerissenen Hürden. Auch die, die keine abgeräumt haben, machen kommentarlos mit. „Das zeichnet eine Mannschaft aus“, ruft Höller in einer Lautstärke über den Platz, dass man es wohl auch noch in Billig hätte hören können, wenn der Wind günstig gestanden hätte.
Suche nach einem Trainer
Der Stotzheimer wird die Mannschaft aber nur in der Anfangszeit coachen. „Wir sind noch auf der Suche nach einem Trainer, haben aber bereits Gespräche geführt“, erklärt Lions-Chef Stauber.
Während Höller den Fokus auf Schnelligkeit und Ausdauer legt, setzt Mannschaftskollege Miguel Menge andere Schwerpunkte. „Er trainiert alle Spieler, die ihre T-Shirts mindestens in XL tragen“, erklärt Höller. Menge bringt den „schweren Jungs“ die Grundlagen beim Tackeln (engl. in Angriff nehmen) bei. Bei dem körperlichen Angriff geht es darum, den Gegner aufzuhalten oder im Idealfall den Ballträger zu Boden zu bringen. Immer wieder prallen 100 Kilo und mehr aufeinander. Das Gesicht verzieht dabei niemand – die Blöße möchte sich keiner geben.
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Genauso beeindruckend ist, dass die etwa zwölf XXL-Spieler ebenfalls schon zur Einheit geworden sind. Es wird sich abgeklatscht und angefeuert – und vor allem mit viel Leidenschaft trainiert. „Das Feuer in den Augen der Jungs ist unglaublich. Einerseits ist es gut, dass wir noch anderthalb Jahre Zeit haben, andererseits ist es schade, weil alle so heiß sind“, sagt Höller schmunzelnd.
Erstes Mannschaftsspiel erst 2020
Das erste Meisterschaftsspiel wollen die Löwen erst in der Saison 2020/21 in der untersten Liga, der Verbandsliga, absolvieren. „Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, uns Zeit zu lassen“, sagt Kosman.
Bis dahin soll aus dem Aschenplatz auch ein Kunstrasenplatz geworden sein. Für insgesamt 20.000 Euro wird der SV SW Stotzheim den neuen Kunstrasenplatz für Football fit machen. „Wir werden einen Teil der nötigen Markierungen dauerhaft auf dem Kunstrasenplatz aufbringen“, erklärt Vereinsvorsitzender Wolfgang Vohsen, der von der Spieleranzahl mehr als begeistert ist. „Damit hat im Verein wirklich niemand gerechnet“, so Vohsen.