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Für Kriegsopfer eingesetztVor 75 Jahren starb Theodor Kellermann aus Euskirchen

Lesezeit 4 Minuten

Große Teile der Stadt wurden im Krieg zerstört. Kellermann rettete immer wieder Verletzte aus den Trümmern. 

  1. Vor 75 Jahren starb Theodor Kellermann, der sich im Zweiten Weltkrieg in Euskirchen für Kriegsopfer eingesetzt hat.
  2. Kellermann war zu dieser Zeit als Kaplan in der Herz-Jesu-Pfarre in Euskirchen tätig.
  3. Bei einem weiteren Bombenangriff im Februar 1945 wurde er von einem Granatsplitter getroffen und verlor sein Leben.

Euskirchen – Am 25. Dezember 1944 schrieb Kaplan Theodor Kellermann einen Brief an Mitglieder der Herz-Jesu-Gemeinde, die wegen der anhaltenden Bombenangriffe auf Euskirchen nach Thüringen geflohen waren. Er schilderte darin den Zustand der Pfarrkirche. Herz Jesu sei „ein Bild des Grauens geworden“, zerstört durch den Luftangriff an Heiligabend.

„Auch durch das Kellerloch meines Hauses fiel eine Bombe, die aber zum Glück nicht explodierte, sonst wäre ich wohl nicht mehr unter den Lebenden, da ich mit meiner Haushälterin und zwei anderen, fremden Personen, die sich von der Straße zu mir in den Keller flüchteten, nur etwa zwei bis drei Meter davon entfernt stand“, schrieb der wegen seiner Hilfsbereitschaft hochverehrte Geistliche, der heute vor 75 Jahren starb.

Ein Granatsplitter traf ihn im Rücken

Etwa fünf Wochen nach Weihnachten hatte das von ihm beschriebene Glück den Kaplan verlassen. Am 2. Februar 1945 fielen wieder Bomben auf Euskirchen. Kellermann stand vor der Tür des Hauses in der Kessenicher Straße 103, in dem er wohnte. Als der Bombenhagel einsetzte, wollte er wohl noch im Keller Schutz suchen. Doch ein Granatsplitter traf ihn im Rücken. So kann man es in Kurzbiografien, Zeitungsartikeln und anderen Berichten über den Kaplan nachlesen, die das Stadtarchiv Euskirchen dieser Zeitung zur Verfügung gestellt hat. Dazu zählt auch eine Darstellung der Euskirchener Kaplan-Kellermann-Realschule, die seit 1975 den Namen des unerschrockenen Priesters trägt.

Starb mit 33 Jahren: Theodor Kellermann.

Kellermann, so heißt es darin, habe sich schwer verletzt in den Keller geschleppt. Als das Bombardement zu Ende war, forderten Helfer einen Kraftwagen an, doch „dem Wunsch wurde mit dem Hinweis auf den geringen Treibstoffbestand nicht entsprochen“. Zwei Landwirte aus der Nachbarschaft brachten den Verwundeten daraufhin auf einem Ackerwagen in ein Lazarett im Erlenhof zwischen Euskirchen und Wüschheim, wo Kellermann operiert wurde.

Schwere Darmverletzungen

„Der Splitter hatte zu schweren Darmverletzungen geführt“, wird Johannes Pistor, ein anderer Euskirchener Kaplan, in einer der Biografien zitiert. Er hatte seinen Mitbruder in den Erlenhof begleitet. Auch auf Burg Kirspenich, wohin man den Verletzten am nächsten Tag verlegte, war Pistor an Kellermanns Seite. Dorthin war das Euskirchener Marien-Hospital wegen der Bombenangriffe auf die Stadt ausgelagert worden.

Zur Person

Theodor Kellermann wurde am 22. Oktober 1911 in Essen-Steele geboren. Er studierte in Bonn und Freiburg Theologie und empfing am 3. März 1938 in Köln die Priesterweihe. Als Kaplan war er in Passau, Königswinter und schließlich, von 1940 bis zu seinem Tod, in der Herz-Jesu-Pfarre in Euskirchen tätig.

Die Stadt benannte eine ihrer Realschulen nach ihm, ebenso eine Straße in Bahnhofsnähe, die vorher Friedrichstraße geheißen hatte. (ejb)

Kellermanns Verletzungen waren zu schwer. Er starb am 3. Februar um 22.30 Uhr. So ist es in der Sterbeurkunde festgehalten, die im Archiv der Stadt Bad Münstereifel aufbewahrt wird. Kurz vor seinem Tod, erzählte Pistor später, habe Kellermann das Lied „Fest soll mein Taufbund immer stehen“ angestimmt. Er wurde auf dem Euskirchener Friedhof beigesetzt.

Die Ehrengrabstätte auf dem Euskirchener Friedhof.

Dass Kellermann bei dem Angriff am 2. Februar nicht gleich in einen schützenden Raum geeilt war, war typisch. Er wollte stets gleich zur Stelle sein, um zu helfen, sobald Fliegerbomben Tod und Zerstörung über die Stadt gebracht hatten. „Sein Fahrrad stand immer griffbereit, und wenn das Getöse der Bombeneinschläge verhallt war, spähte er nach den Richtungen des Angriffs und schwang sich auf das Rad“, heißt es in einem Bericht. In den meisten Fällen sei er der Erste aus den Reihen des Sanitätstrupps gewesen, der sich um Verletzte kümmerte.

Mit dem Handkarren durch die Stadt

Mit Hacke und Schaufel habe er auf den Trümmerbergen der eingestürzten Häuser gestanden. Er „grub Verschüttete aus und arbeitete sich an Verwundete heran, die unter den Trümmern von Luftschutzkellern lagen“. Anderen Schilderungen zufolge zog er mit einem Handkarren durch die Straßen der Stadt, um aus den Trümmern die Habseligkeiten der Menschen zu bergen. Der Kaplan war bekannt für seine Uneigennützigkeit, seinen Mut und seine Einsatzbereitschaft. In einem Faltblatt der Stadtpfarrei St. Martin mit dem Titel „Kaplan Kellermann – Unvergessener Held von Euskirchen“ ist zu lesen, dass er nach einem Großangriff am 7. Oktober 1944 nach Berichten von Augenzeugen übermenschliche Leistungen vollbracht habe.

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„Viele Euskirchener verdankten ihm ihr Leben.“In der Herz-Jesu-Gemeinde, so die Schilderung der Pfarrei, sei er von Anfang an beliebt gewesen: „Er half Kriegsflüchtlingen und kümmerte sich intensiv um Kranke und Sterbende.“ Bis ihm sein Einsatz für die Mitmenschen zum Verhängnis wurde.