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Deutsch-Belgische GrenzeVereinzelte Käufer trotz Reiseeinschränkungen

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Vor dem ehemaligen Zollamt in Losheim, steht Supermarkt- und Cafébetreiber Michael Balter (r.) mit einem ehemaligen Zöllner.

Hellenthal-Losheim – Es ist Samstagvormittag an der Grenze zwischen Deutschland und Belgien. Normalerweise ist an diesem Tag Hochbetrieb im Ardenner Center in Losheim, doch seit dem Vortag ist nicht mehr sicher, dass es auch in dieser Woche so sein wird. Am Freitag um 15 Uhr hatte der belgische Innenminister Pieter de Crem bekanntgegeben, dass ab sofort die Grenzen geschlossen seien und die Einreise nur noch aus wichtigen Gründen gestattet sei.

Das habe vor allem mit der Haltung niederländischer Touristen zu tun, sagte er laut „Luxemburger Wort“ in einer Pressekonferenz. Aus diesem Grund waren auch die Ferienhäuser und Hotels in Stavelot, Malmedy und Waimes geschlossen worden, wie die Nachrichtenagentur „Belga“ den Bürgermeister von Stavelot, Thierry de Bournonville, zitiert hatte. Auch für die Küstenorte waren Kontrollen angekündigt worden.

Die Hälfte von der Hälfte

„Ich habe sofort nur noch die Hälfte von der Hälfte geordert“, sagt Michael Balter, Betreiber des Cafés „Old Smuggler“ und des Delhaize-Supermarkts in Hergersberg auf belgischer Seite. Denn schon eine Woche vorher hatte er die Bestellungen reduzieren müssen, als in Belgien die ersten Einschränkungen für die Geschäfte verkündet worden waren. Mittlerweile ist eine Ausgangssperre erlassen worden.

Das freundliche Lächeln ist Balter jedoch nicht vergangen, denn Polizisten oder Grenzer sind bislang bei ihm nicht zu sehen. „Die Schlagbäume sind nicht wieder unten“, lacht er. Kunststück: Die sind längst abgebaut. Doch auch von den angekündigten Polizeikontrollen ist nichts zu sehen. Rund um den Grenzübergang liegen die verschiedenen Geschäfte von ihm, seinem Vater Hermann-Josef und Bruder Guido. Alle drei stehen vor der Theke des Cafés, in dem immer noch Kuchen und belgisches Backwerk verkauft werden dürfen.

Einkaufsfahrten nach Belgien verboten

Alle Einkaufsfahrten nach Belgien seien nun verboten. Ein Schlag für ihn, Balter, denn rund 70 Prozent seiner Kunden kämen aus Deutschland. Lichtenbusch, der große Grenzübergang in Aachen, sei zu, wird kolportiert. Doch wie eine Grenzschließung in der Eifel gehandhabt werden könne, weiß er nicht. „Die haben doch nicht genug Leute“, vermutet er.

Viele seiner Kunden kommen von weither, um sich hier mit Kaffee und belgischen Waren einzudecken. „Wir kommen direkt aus Köln“, sagt ein Ehepaar, das angibt, regelmäßig nach Losheim zum Einkaufen zu kommen. Die Schließung der Grenze finden sie nicht bedrohlich. „Dann parken wir auf der anderen Straßenseite, da ist noch Deutschland“, meinen sie. Autos mit Kennzeichen aus Bonn, Bergheim oder Siegburg rollen derweil auf den Parkplatz. Der Einkauf von Kaffee, so Balter, sei dafür der Hauptgrund.

„Delhaize“ als örtlicher Nahversorger

Für die Bewohner der Orte in der Umgebung ist dagegen der „Delhaize“ der Nahversorger. „Wir kommen hierher, wenn wir frisches Gemüse oder kleine Sachen brauchen“, sagt die Frau aus Hallschlag. Eine Frau verlässt mit mehreren Kästen belgischem Bier den Laden. „Mein Mann ist Belgier, dem mache ich damit eine Freude“, erzählt sie.

„Jeder muss theoretisch zu Hause bleiben“, betont Büllingens Bürgermeister Friedhelm Wirtz. Abgesehen von denen, die einen triftigen Grund hätten, ihr Haus zu verlassen, gebe es dann sowieso keinen Grund, über die Grenze zu fahren. „Eine physische Grenze ist nicht nötig“, betont er. Aktuell gebe es sehr wenige, die zum Beispiel die Grenze im Wald bei Wahlerscheid passieren würden. Die Maßnahme beziehe sich nach seiner Kenntnis vor allem auf den nördlichen Teil von Ostbelgien, wo zwischen Aachen, Kelmis und Raeren viele Verbindungen bestünden. Auch die Menschen, die ihren Zweitwohnsitz in der Ardennenregion hätten, müssten an ihrem Erstwohnsitz bleiben. „Wir müssen die Kontakte auf ein Minimum beschränken“, betont er.

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Für einen ehemaligen Zöllner in Losheim sind die Grenzschließungen hingegen kein Thema. „Ich lebe in Deutschland, aber meine ganzen Freunde sind in Belgien“, erzählt er. Ob er die jetzt nicht mehr sehen könne, wenn die Grenze geschlossen sei? „Ich kenne noch die ganzen Wege. Von früher“ sagt er augenzwinkernd.