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Geier Lilo und Adler MaliEifeler Greifvögel sind die Stars bei Karl-May-Festspielen

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt einen Schreiseeadler, der gerade vom Handschuh seines Falkners losfliegt. Im Hintergrund ist eine Lokomotive als Teil einer Bühnenkulisse zu sehen.

Schreiseeadler Mali ist derzeit bei in Bad Segeberg in den Winnetou-Inszenierungen zu sehen.

Dutzende Auftritte haben die Greifvögel aus Hellenthal bei den großen Festspielen in Deutschland. Dafür werden sie speziell trainiert.

Wenn sich im Sonnenuntergang Winnetou und Old Shatterhand die Hände reichen, dann ist auch ein wenig die Eifel mit dabei. Zumindest dann, wenn in den großen Festspielarenen, egal ob in Elspe, Mörschied bei Idar-Oberstein, Bad Segeberg oder sonstwo, Greifvögel ihre Bahnen über den Köpfen der Zuschauer ziehen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass diese aus der Greifvogelstation in Hellenthal stammen.

An vier verschiedenen Produktionen sind die Falkner aus der Station hoch über der Oleftalsperre aktuell beteiligt. Nicht nur in den Bühnenfassungen der Geschichten von Karl May, die im 19. Jahrhundert entstanden sind, sorgen die Hellenthaler Vögel für Aufsehen. Auch auf Rügen, wo auf der Naturbühne in Ralswiek die Störtebeker-Festspiele stattfinden, sind Eifeler Greife unterwegs, um für die richtige Dramatik zu sorgen.

Geierdame Lilo ist im Mai 2022 in Hellenthal geschlüpft

Zum ersten Mal kommt in diesem Jahr die Geierdame Lilo in „Unter Geiern“ in Elspe als heimliche Titelheldin zum Einsatz. „Die erste Anfrage hatten wir schon Anfang 2022, als in Elspe feststand, welches Stück gespielt werden sollte“, erinnert sich Karl Fischer, Leiter der Greifvogelstation. Da die Wahl der Karl-May-Bühne im Sauerland auf den Stoff von „Unter Geiern“ gefallen war, war schon klar, was für eine Vogelart integriert werden sollte.

Das Bild zeigt Gänsegeier Lilo vor einem grünen Hintergrund. Der Vogel ist bei den Karl-May-Festspielen in Elspe zu sehen.

Gänsegeier Lilo ist in den 74 Vorstellungen von „Unter Geiern“ in Elspe im Einsatz.

„Im Mai 2022 ist Lilo aus dem Ei geschlüpft“, berichtet Fischer. Mit einem speziellen Flugtraining wurde sie in diesem Frühjahr auf ihre neue Aufgabe vorbereitet. „Wir hatten auch noch einen Mönchsgeier, den wir hätten ausbilden können, aber Gänsegeier sehen mehr nach Geier aus“, so Fischer.

Zuerst einmal musste er lernen, durch eine Schlucht zu fliegen.
Karl Fischer

Lysann Hochgürtel und Fischers Tochter Claudia Hartl übernahmen das Training des Vogels. „Zuerst einmal musste er lernen, durch eine Schlucht zu fliegen“, so der Greifvogelspezialist. An steilen Hängen und Geländeeinschnitten mangelt es nicht auf dem Gelände des Wildgeheges, so dass das Training direkt in der „Mufflonschlucht“ absolviert werden konnte. Immer wieder flog Lilo den Weg über die Schlucht, baute Muskulatur auf und lernte, ihre Flügel zu benutzen. Dann wurde ihr beigebracht, sich nach der Landung in eine bereitstehende Kiste zurückzuziehen.

Der Flug über die Zuschauer löst Staunen und Bewunderung aus

Zweimal kommt Lilo in der Vorstellung zum Einsatz. Einmal kommt sie aus einem Tunnel, schwebt über die Bühne und bringt einen Indianer zu Fall. Bei ihrem zweiten Einsatz fliegt sie über die 4500 Zuschauer, was immer wieder Staunen und Begeisterung hervorruft. Betreut vor Ort wird sie von ihrer Trainerin Lysann Hochgürtel.

Ihr Rückzugsort ist ihre große Kiste, in der die Geierdame auf einem Bollerwagen zu ihren Auftrittsorten gefahren wird. Wenn diese aufgemacht wird, setzt Lilo aufs Stichwort zu ihrem Flug an und landet dort, wo sie eine zweite Kiste weiß, in die sie hineinspaziert. Wer die Flugshows in Hellenthal kennt, weiß, dass die Greifvögel mitunter minutenlang darüber meditieren, ob sie losfliegen sollen oder nicht.

Die Eifeler Vögel kennen ihre Einsätze ganz genau

Wie kann der Flug bei den Festspielen so sekundengenau geplant werden? „Lilo hört schon in der Szene vorher die Musik und bereitet sich darauf vor zu starten, wenn die Musik für ihre Szene einsetzt“, erläutert Wolfgang Holtmeier, seit 15 Jahren Falkner in Hellenthal. Wenn im richtigen Augenblick die Kiste geöffnet werde, habe sie die Überlegungen, ob sie fliegen möchte oder nicht, bereits hinter sich und starte sofort.

Drei Greifvögel sitzen in einem Kastenwagen. Ein Mann nimmt einen heraus. Er führt mit den Vögeln Flugtrainigs durch.

Mit den Hellenthaler Vögeln trainieren Karl Fischer und seine Kollegen.

Auch im Nebenprogramm in Elspe sind Hellenthaler Vögel zu sehen. Ein Adler, eine Eule und zwei Bussarde zeigen ihr Können und landen auf den Händen von Reitern. Das erfordert viel Training für die Vögel, die Pferde und auch für die Schauspieler.

Adler Mali wurde auf den Winnetou-Einsatz mit Pferden vorbereitet

So wie bei Mali, dem Afrikanischen Schreiseeadler, der in Bad Segeberg im Stück „Winnetou 1 – Blutsbrüder“ für Aufsehen sorgt, wo er von Viktor Sader und Justin Große unterstützt wird. „Normalerweise bekommen wir das Drehbuch und wissen, was erwartet wird“, erläutert Fischer. Er wisse von seinen vier Schreiseeadlern, dass nur zwei davon mit Pferden arbeiten wollen.

Sorgfältig werden die Vögel von den Pferdetrainern Dr. Ursula Meyer aus Euskirchen und Hermann Klinkhammer aus Kommern auf ihre Aufgaben vorbereitet. Aber auch die Pferde müssen genau getestet werden. „Ich weiß nach zwei Minuten, mit welchem Pferd gearbeitet werden kann“, so Fischer.

74 Vorstellungen fliegt Lilo in Elspe „Unter Geiern“, 72 Mal zeigt Mali in Bad Segeberg bei „Winnetou“ seine Flugkünste. Falke Zwerg, der in Mörschied von Bea und Bernd Kinder betreut wird, hat 18 Aufführungen. Und Steinadler Juri, der mit seinem Falkner Volker Walter auf Rügen bei den Störtebeker-Festspielen aktiv ist, wird 67 Mal zum Einsatz kommen.

Für Greifvogelstation und Wildgehege ist das auch immer die Möglichkeit, für einen Besuch in der Hellenthaler Heimat der Greifvögel zu werben, die ihre Kreise über den Freilichtbühnen ziehen.