Die Gemeinde Hellenthal hat Erich Scholzen mit dem Ehrenamtspreis bedacht. Seit fast 60 Jahren ist er im Eifeler Turnen aktiv.
EhrenamtspreisSeit Jahrzehnten ist Erich Scholzen der Motor der Hellenthaler Turner
Bescheiden blieb er auch bei der Preisverleihung. „Zuerst wollte ich den Preis nicht annehmen“, sagte Erich Scholzen in seiner Dankesrede, nachdem er den Ehrenamtspreis der Gemeinde Hellenthal erhalten hatte. Als Wilfried Knips, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, ihn mit der Nachricht überrascht hatte, sei er erst einmal sehr zurückhaltend gewesen, da sein Engagement doch selbstverständlich sei. „Ich dachte immer, man muss mehr leisten“, sagte er.
Dabei ist die Leistung, die er, immer unterstützt und begleitet von seiner Frau Marlene, vorzuweisen hat, wahrlich aller Ehren wert. Seit 58 Jahren leitet er als Oberturnwart die Fachschaft Turnen des TuS Hellenthal, und in dieser Zeit hat er so einiges auf die Beine gestellt.
948 Mal das Deutsche Sportabzeichen abgenommen
So hat er mit seinem Verein an 57 Bezirksturnfesten im Turnbezirk Schleiden teilgenommen und davon zwölf mit dem TuS auf dem eigenen Sportplatz und in der eigenen Halle ausgerichtet. Auch an 19 Turnfesten und dem Ligaturnbetrieb des Turngaus Aachen, an zwölf Landesturnfesten, am Ligaturnbetrieb des Rheinischen Turnerbundes und an acht Internationalen Deutschen Turnfesten nahm seine Riege teil. Kinderfeste, Sportfeste und Sportwochen wurden veranstaltet, Elternnachmittage mit Turnvorführungen bereichert, der Trimmpfad in der Gemeinde eingerichtet und nicht weniger als 948-mal mit Willi Gehlen das Deutsche Sportabzeichen abgenommen.
„Er war mein Lehrer“, verriet Bürgermeister Rudolf Westerburg, als er Scholzen den Preis überreichte. Es seien so einige ehemalige Schüler von Scholzen anwesend, stellte er mit einem Blick in die Runde fest, die sich im Ratssaal versammelt hatte. „Ich dachte mir, der Zeitpunkt der Abrechnung ist gekommen“, so der Bürgermeister mit einem Augenzwinkern. Deshalb habe er seine alten Zeugnisse herausgesucht und seine alten Noten kontrolliert. Und stellte fest: „Englisch gut, Werken gut, da gab es nichts abzurechnen“, sagte Westerburg.
Turnverein half beim Ankommen in Hellenthal
1964 war Scholzen direkt von der Universität an die Volksschule von Hellenthal berufen worden. „Damals gab es noch die Residenzpflicht, deshalb mussten wir nach Hellenthal in eine der Lehrerwohnungen ziehen, die die Gemeinde bereithielt“, erinnerte Scholzen sich. Er stammt aus Dahlem, seine Frau Marlene aus Jünkerath. Beide waren in ihren Heimatorten in Turnvereinen aktiv. In Hellenthal frisch angekommen, suchten sie den Kontakt zum TuS und gingen in die Gruppe der „Montagsturner“, die ein Jahr zuvor von ehemaligen Turnern, Fußballern und Leichtathleten gegründet worden war.
„Wir haben erfahren, dass es die beste und schnellste Möglichkeit ist, an einem neuen Ort Fuß zu fassen, wenn man Mitglied in einem Verein wird“, rät er daher allen Neuankömmlingen. Er und seine Frau hatten dabei auch aus einer Not eine Tugend gemacht: Mangels eigenem Autos wäre es ihnen damals sowieso nicht möglich gewesen, in den bisherigen Vereinen weiter Sport zu treiben, berichtete Scholzen.
Sieben Vorsitzende im Verein miterlebt
Schon 1964 richtete er zwei Riegen im Jungenturnen ein, übernahm 1967 die Leitung der Fachschaft und der „Montagsturner“, die er bis heute inne hat. 1969 wurde er Oberturnwart und Vorsitzender des Turnbezirks Schleiden, ein Amt, das er bis 2024 innehatte.
Trotz der Bescheidenheit war die Freude bei Scholzen groß. Mit seiner Ehefrau Marlene sowie den Kindern Dieter, Frank und Petra war er zur Preisverleihung gekommen. Seine Familie sei immer in die Arbeit miteinbezogen worden. Auch unterblieb nicht der Blick auf die Menschen, die mit ihm in der langen Zeit im Verein tätig waren.
„Es ist mir unmöglich, den Preis alleine entgegenzunehmen, sondern ich möchte all die vielen Übungsleiterinnen und Übungsleiter, Helferinnen und Helfer und die im Verein Tätigen mit einschließen“, betonte er. Namentlich bedankte er sich bei Kirsten Heimerich, Willi Gehlen und Werner Thönnes, der mittlerweile seit 70 Jahren im TuS Hellenthal Mitglied sei. Sieben Vorsitzende habe er dabei in den sechs Jahrzehnten Vereinszugehörigkeit erlebt, sagte er, einen davon sogar gleich zweimal, wie er schmunzelnd mitteilte.