Das Familienunternehmen Hilo in Hellenthal-Losheim ist längst mehr als ein Sägewerk. Die Produkte werden künftig energieautark gefertigt.
Holzindustrie in HellenthalLosheimer Werk setzt Wachstumskurs an belgischer Grenze fort
Für jeden, der durch Losheim fährt, ist es unübersehbar: Nah der belgischen Grenze tut sich etwas, und zwar etwas Großes. Denn Hilo, was die Abkürzung für „Holzindustrie Losheim“ ist, ist in den vergangenen Jahren über den Bereich des ursprünglichen Sägewerkes hinausgewachsen. Mehrere neue Werkshallen und die derzeit entstehenden Großsilos deuten an, dass sich das Geschäftsfeld des ursprünglich reinen Schnittholzlieferanten gewandelt hat.
Ein Eindruck, den Thomas Perings, Geschäftsführer und Eigentümer der Holzindustrie Losheim bestätigt. „Wir werden ein integrierter Standort“, sagt er. Was bedeutet, dass das Sägewerk nicht mehr das Halbfertigprodukt Schnittholz oder Späne an seine Kunden liefert, sondern stattdessen direkt vor Ort die Verarbeitung und Veredelung zum fertigen Produkt stattfindet – und das Ganze zudem energieautark.
Losheimer Holz-Betrieb hat Investitionen in Millionenhöhe getätigt
Ein Konzept, das vor Jahren bereits in Nettersheim von Ex-Bürgermeister Wilfried Pracht und dem damaligen Leiter des Regionalforstamtes Horst-Karl Dengel unter den Stichworten „Holzcluster“ und „Holzcampus“ entwickelt und projektiert wurde. Dabei sollten möglichst viele Branchen der Holzverarbeitung in der Eifel konzentriert und das in der Eifel gefällte Holz lokal weiterverarbeitet werden, damit die Region vom reinen Rohstofflieferanten zu einem Vollproduzenten werden und somit eine größere Wertschöpfung erzielen kann.
Letztendlich wurde dieses Projekt in Nettersheim bis heute nicht verwirklicht. Anders in Losheim. Hier sind in den vergangenen Jahren Investitionen in Millionenhöhe getätigt worden, von denen sich viele im Verborgenen abgespielt haben und nicht so offensichtlich sind wie die neuen Werkshallen, die rund um das Sägewerk herum entstanden sind.
Für die Endverbraucher ist Hilo dabei eine eher unbekannte Größe geblieben, denn die Firma beliefert ausschließlich Geschäftskunden mit Paletten sowie Garten-, Verpackungs- und Bauholz. Mit rund 80 Mitarbeitern erzielt der Betrieb einen Jahresumsatz von rund 50 Millionen Euro. Tendenz steigend, wie Perings sagt.
Rasante Entwicklung am Standort nahe der belgischen Grenze
Das Geschäft hat er von der Pike auf gelernt. „Ich bin seit 31 Jahren im Betrieb, von klein auf“, sagt der 38-Jährige lachend. Seit 1975 gibt es die Firma, die von seinem Vater Otto Perings gegründet wurde. Ihren Ursprung hat sie in einem Palettenwerk, das damals in Hallschlag seine Produktion aufnahm. 1993 kam das Sägewerk an der Losheimer Kreuzung der B265 mit der B421 – in Sichtweite der belgischen Grenze – dazu, um das für die Fertigung der Paletten notwendige Schnittholz selbst herstellen zu können.
Seit dem Eintritt von Thomas Perings hat sich die Firma stetig weiterentwickelt. Deutlich sichtbar wurde die Neuorientierung 2021 mit der Verlagerung des Palettenwerks von Hallschlag nach Losheim, was eine Verkürzung der internen Lieferwege mit sich brachte. „Im Grunde war es ein kompletter Neustart, mit allem, was zu einem modernen Palettenwerk dazugehört“, so Perings.
Drei automatisierte Fertigungslinien gibt es im neuen Produktionsgebäude. Vom alten Maschinenpark ist nur eine Nagelmaschine übrig, die restauriert wurde und als Anschauungsobjekt unter dem Dach des Verwaltungsgebäudes, dem alten Losheimer Bahnhof, steht.
Sägewerk mit modernster Mess- und Kapptechnik
Als nächstes wurden große Teile des Rundholzplatzes modernisiert und vollautomatisiert, vor allem in Zusammenarbeit mit der Blumenthaler Firma Holtec. Das Sägewerk erhielt im Sommer 2022 ein vollautomatisiertes Sortierwerk mit modernster Mess- und Kapptechnik. „Das garantiert optimale Ausbeute bei konstant gleichbleibender Qualität“, so Perings. Vorbei sind damit auch die Zeiten, in den der Aufenthalt im Sägewerk eine staubige Angelegenheit war. „Wir bieten moderne und attraktive Arbeitsplätze“, sagt der Geschäftsführer stolz.
Doch darauf beschränkten sich die Neuerungen nicht. Vorher schon waren ein Hobelwerk und Trocknungsanlagen in den Betrieb integriert worden, so dass die Endprodukte den Kundenwünschen angepasst werden konnten. Was dafür an Wärme und Strom benötigt wird, wird demnächst am Standort erzeugt, um das Werk energieautark zu machen.
Hilo will Holzspäne in Zukunft selbst zu Pellets weiterverarbeiten
Auch eine Spanaufbereitung wird installiert, so dass die anfallenden Späne zukünftig zu Produkten wie Holzpellets weiterverarbeitet werden können. Für die Spanaufbereitung sowie für die Pressen entstehen die Gebäude, die zurzeit noch in Bau sind. „Alle Beteiligten, vom Architektenbüro PE Becker, den Bauunterunternehmen über die Stahlbauer bis hin zu den Anlagenlieferanten, leisten tolle Arbeit“, sagt Perings zufrieden.
Das Losheimer Sägewerk hat sich in den vielen Jahren einen treuen Kundenstamm erarbeitet. Hilo arbeitet flexibel, Abmessungen und Längen sind frei wählbar. Je nach Kundenwunsch sind Schnitt- und Gartenhölzer sowie Paletten getrocknet, gehobelt und imprägniert lieferbar. „Diese Vielfalt und Flexibilität, aber Liefertreue, Qualität und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zeichnen uns aus“, weiß der Geschäftsführer um die Stärken.
Das Holz, das bei Hilo verarbeitet wird, stammt aus den Wäldern der Region. „Die Nutzung von Holz ist praktizierter Umweltschutz“, betont Perings. Damit der Wald als ökologische Ressource für den Natur- und Artenschutz erhalten bleibe, sei seine aktive und an die klimatischen Bedingungen angepasste Bewirtschaftung wichtig.
Der Naturwerkstoff Holz stelle aber auch einen erheblichen Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum dar und ist gleichzeitig eine wichtige Einnahmequelle für die öffentliche Hand.
Hilo schafft 30 neue Stellen in Hellenthal-Losheim
Mit 80 Mitarbeitern gehört Hilo-Holz zu den großen Arbeitgebern in der Gemeinde Hellenthal. Doch auch beim Personal will man wachsen. 30 weitere Angestellte werden durch die Erweiterung benötigt, so Geschäftsführer Thomas Perings.
„Die Verkehrslage ist gut, die Firma ist zügig zu erreichen“, sagt Bürgermeister Rudolf Westerburg. Zwar liegt Losheim, der Standort von Hilo, im äußersten Südwesten von Nordrhein-Westfalen, doch an der Grenze ist die Welt nicht zu Ende. Ganz im Gegenteil: „Wir haben in der Gemeinde Hellenthal rund 200 belgische Arbeitnehmer“, betont er. Viele Hellenthaler pendeln im Gegenzug zu belgischen Betrieben. Durch die Öffnung der Grenzen sei viel möglich geworden.
„Hier wird Europa gelebt, hier kann man die Vorteile sehen“, so Westerburg. Im Grenzgebiet gebe es in der Summe bei verschiedenen Arbeitgebern rund 500 Arbeitsplätze, die qualitativ hochstehend seien. „Wer bei uns anfängt, hat eine Zukunftsperspektive“, verspricht Perings angesichts des Wachstumskurses, den sein Unternehmen nimmt. So sucht er für seinen Betrieb Anlagenbediener, Gabelstaplerfahrer, aber auch Industriemechaniker und -elektriker, Mechatroniker, Produktionsplaner und Verwaltungsmitarbeiter.