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Stunk unpluggedWarmschunkeln bei „Kumm loss mer friere“ in Hellenthal

Lesezeit 3 Minuten
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Auch Kardinal Woelki bekam in der Nummer „Des Teufels Kardinal“ sein Fett weg. 

Hellenthal – Da hielt es die Hellenthaler nicht mehr auf ihren Sitzen. „Wegen dem Brauchtum“ war angesagt – lauthals sang das Publikum mit und schwenkte die Arme: „Kölle Alaaf!“ Als letzte Zugabe hatten die Mitglieder der Kölner Stunksitzung auf ihrer Stunk-Unplugged-Tour die eingekölschte Cover-Version des U2-Hits „With or without you“ angestimmt, und der ganze Saal sang begeistert mit. Rund 250 Zuschauer waren in die Grenzlandhalle in Hellenthal gekommen, um die Stunker außerhalb ihrer angestammten „Jagdgründe“ im Kölner E-Werk zu sehen. Eingefädelt hatte dies die Gemeinde Hellenthal, die bei den Kabarettisten angefragt hatte.

„Wir haben fast 800 Sketche geschrieben, und bei vielen ist es schade, dass die nach einem Jahr verschwinden und nie wieder gespielt werden“, sagte Bruno Schmitz, langjähriges Mitglied der Sitzung. Deshalb sei vor 15 Jahren die Idee entstanden, Lieder und Sketche, die sich dafür eigneten, bei einer Tour durch das Kölner Umland vorzuführen. „Wir freuen uns, mal von Köln weg zu sein“, sagte er.

Biggi Wanninger nach positivem Corona-Test zu Hause

Eine Pflichtveranstaltung sei das nicht, ergänzte Schmitz. Eigentlich hätten sich dazu acht Stunker mit drei Musikern auf den Weg in die Eifel machen sollen, aber Biggi Wanninger, Präsidentin der Sitzung, musste wegen eines positiven Corona-Tests zu Hause bleiben. Doch die Kabarettisten machten kurzerhand aus der Not eine Tugend und begannen die Zwischenmoderationen mit den Worten: „Also, ich bin jetzt die Frau Wanninger.“

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Lauthals bejubelten die alternden Alternativen auf der Bühne der Grenzlandhalle die Freitagsdemonstrationen ihrer Kinder. 

Auch wenn die Akteure der Stunksitzung eigentlich gewohnt sind, vor 1200 Leuten zu spielen, machten sie deutlich, dass sie seit ihren Anfängen in der Kölner Studiobühne nicht verlernt haben, auch kleinere Säle zu unterhalten. Einen bunten Strauß von bekannten oder weniger bekannten Liedern und Sketchen präsentierten sie dem Publikum.

Des Teufels Kardinal in der Grenzlandhalle

Da sangen Klaus und Klaus aus der Bruder-Klaus-Siedlung in Köln zur Melodie von „The Boxer“ von Simon & Garfunkel, und die Mütter der Rapper Sido, Kollegah und Farid Bang beschwerten sich rappend bei ihren Söhnen über deren Sprachgebrauch.

Wie nicht anders zu erwarten bei der Stunksitzung, bekam auch die Katholische Kirche ihr Fett weg. Da beschwerte sich die Gottesmutter Maria über die Männerfixiertheit der Priesterschaft, die sie knapp als „Erdmännchen“ bezeichnete. Aus der in diesem Winter abgesagten Sitzung spielten sie „Des Teufels Kardinal“. Dabei holte sich der Kölner Kardinal Woelki bei seinem Chef, dem Teufel, neue Anweisungen zur Vernichtung der Kirche.

Mehr als eine Nostalgieveranstaltung

Überhaupt war das Programm nicht immer eine Nostalgieveranstaltung liebgewonnener Sketche. Corona war genauso häufig ein Thema wie der Krieg in der Ukraine. Die Folgen der drohenden Energiekrise wurden ebenfalls direkt in einer musikalischen Nummer aufgespießt: „Kumm loss mer friere“, sangen Josef Pieck, Frederick Wingchen und Christian Wübben, die für den musikalischen Background sorgten, zur Musik der Höhner. Oder auch „Am Kachelofen in der Elsassstroß“. „Wir fanden, die Sachen müssten aktualisiert werden und haben sie an einem Nachmittag mit Martina Klinke geschrieben“, erklärten die Akteure.

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Begeistert feierten die Zuschauer zum Finale mit einem kräftigen „Wegen dem Brauchtum: Kölle Alaaf“. 

Von der bekannten Intro-Melodie „80f“ bis zum Schluss ging das Hellenthaler Publikum begeistert mit. „Ich war selbst noch nicht bei der Stunksitzung, aber ich habe meinem Mann Wolfgang die Karten geschenkt“, sagte Rita Jansen. „Fantastisch!“, freute der sich über den gelungenen Abend.

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„Es ist wunderbar und schön“, sagte auch Simon Cox, der die Stunksitzungen seit vielen Jahren verfolgt. Doch er äußerte auch Kritik. „Hier sind eigentlich nur altgewordene Leute, denn die Stunker sprechen nicht die Sprache der Jugend, die werden davon nicht angesprochen“, lautete seine Einschätzung. Doch für die Generation, die im gleichen Alter wie die Stunker sei, sei das alles hervorragend.