Mehr als fünf Jahre dauerte die Sanierung in Hellenthal. Die Kirchengemeinde hatte auch mit Handwerkermangel und Kostenexplosion zu kämpfen.
WiedereröffnungNach Feuer und Flut ist das Alte Pfarrhaus in Hellenthal saniert
Hell und freundlich sind die Räume, in die Pfarrer Oliver Joswig zum Gespräch bittet. In der Sakristei deutet er auf eine Sitzgruppe. „Hier habe ich auch schon Traugespräche geführt“, sagt er. Wer sich an den Zustand in diesem Haus vor einigen Jahren erinnert, wird staunen. Denn das Alte Pfarrhaus war nicht mehr als ein Rohbau, als es nach einem Feuer vor fünfeinhalb Jahren entkernt werden musste.
Es waren Bilder, die alle, die in dieser Nacht im Februar 2019 dabei waren, wohl nicht vergessen. Lichterloh stand das Dach der Evangelischen Kirche in Hellenthal in Flammen, nur knapp konnten die Feuerwehrleute ein Übergreifen des Brandes auf den Turm verhindern. Doch das Dachgeschoss des Alten Pfarrhauses, das als Pfarrheim genutzt wurde, war ein Raub der Flammen geworden, die darunterliegenden Stockwerke und die Kirche selbst waren durch Löschwasser erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden.
Junger Brandstifter legte auch an der Hellenthaler Kirche Feuer
Dass das Feuer gelegt worden war, war schnell klar. Auch hier war es der junge Brandstifter, der die Menschen im Schleidener Tal zwischen November 2018 und Mai 2019 in Angst versetzte, indem er, angefangen mit dem Johannes-Sturmius-Gymnasium in Schleiden, mehrere Brände legte. Im November 2019 wurde er vom Aachener Landgericht zu einer Jugendstrafe von viereinhalb Jahren Haft verurteilt.
Noch länger, fast fünfeinhalb Jahre, dauerte es, bis nun das Alte Pfarrhaus wieder offiziell in Dienst gestellt wird. Mit einem Gemeindefest ist der Anlass begangen worden.
„Corona, Flut, Ukrainekrieg. Da kam alles zusammen“, sagt Joswig in der Rückschau. Natürlich mit allen Auswirkungen, die die Ereignisse mit sich brachten: Handwerkermangel und die Kostenexplosion bei den Baustoffen. Schon kurz nach dem Brand stockte der Wiederaufbau, weil zunächst kein Architekt das Projekt übernehmen wollte.
Schließlich konnte Christoph Commes aus Heimbach gewonnen werden – ein Glücksfall, wie sich bald herausstellte, da er auch gelernter Zimmermann ist. Denn das Gebäude hat seine Eigenheiten. Das Pfarrhaus ist in mehreren Abschnitten direkt an die Kirche angebaut worden, so dass beide unter einem Dach sind. Deshalb bestand auch die Gefahr, dass bei dem Brand das Feuer durch den Dachboden bis zum Kirchturm durchschlägt.
Die enormen Schäden hatten für die Gemeinde auch positive Seiten
Doch die Sanierung nach dem Feuer habe auch gute Seiten gehabt, berichtete Joswig. Denn als die Beschieferung des Daches erneuert werden sollte, stellten die Handwerker fest, dass die Dachsparren an den unteren Enden durchgefault waren. „Das konnte durch eine Holzkonstruktion aufgefangen werden“, so der Pfarrer. Dann sei das Dach neu mit Schiefer gedeckt worden.
Ein Gewinn ist auch der Raum im Dachgeschoss, der nun mit Dachfenstern versehen ist. Dort, wo das Feuer getobt hatte, ist nun ein angenehmes Dachzimmer entstanden. „Vorher wurden hier die Noten der Chöre von Gemünd und Schleiden aufbewahrt“, erinnert sich Joswig.
In der Osternacht haben die Pfadfinder bereits wieder ihr Domizil im Pfarrhaus bezogen. Der offene Anbau, der für die Lagerung der Pfadfinderutensilien genutzt worden war und in dem das Feuer gelegt worden war, ist auch wieder aufgebaut – doch jetzt hat er eine geschlossene Holzfassade.
Die Versicherung zahlte 1,8 Millionen Euro für die Sanierung
1,8 Millionen Euro seien an Versicherungsleistungen gezahlt worden. Auch die Preissteigerungen seien übernommen worden. „Es war eine gute Zusammenarbeit mit der Versicherung“, sagt Joswig. Doch auch der Förderverein der Kirche musste tätig werden. Er hat zum Beispiel die Fenster an der Frontseite der Kirche finanziert, die zwar vom Brand verschont worden waren, aber aus energetischen Gründen ersetzt werden mussten.
Gleich zweimal musste dagegen die Heizung erneuert werden. Zum ersten Mal nach dem Brand, was besonders schnell gehen musste, um die Kirche beheizen zu können. Zum zweiten Mal nach der Flutkatastrophe 2021, als Wasser in den Keller gedrungen war. Überhaupt hatten die Wände des Gebäudes das Löschwasser der Brandnacht wie ein Schwamm aufgesogen. „Da war an manchen Stellen noch Jahre nach dem Feuer Feuchtigkeit in den Wänden“, so der Pfarrer.
„Es ist schön geworden, aber es ist noch ein Stückchen fremd“, sagt Joswig. Man muss sich halt noch einleben. Die zusätzlichen Räume entzerren jedoch auch die Situation im Pfarrheim, wo es immer wieder Terminprobleme gegeben habe. Die Kinder- und Jugendarbeit sowie die Pfadfinder haben bereits ihre Arbeit aufgenommen, auch der Raum für Taizégebete steht wieder zur Verfügung. Auch für externe Gruppen bis zehn Personen besteht die Möglichkeit, diese Räume zu nutzen. „Es ist mir lieber, sie werden genutzt, als dass sie leerstehen“, so Joswig.
Zu Beginn habe es bei Gesprächen Akustikprobleme gegeben, deshalb seien Bilder aufgehängt worden, die den Schall dämmen und es leichter machen, Gespräche zu führen. „Banksy kann man eigentlich auch in einer Kirche aufhängen, besonders das Mädchen mit dem Luftballon“, sagt Joswig und guckt zufrieden auf den Druck an einer Wand.