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VerkehrsprojektEin Radweg auf der Oleftalbahn-Trasse zwischen Kall und Hellenthal?

Lesezeit 4 Minuten
Die Bahnanlagen der Oleftalbahn am Höddelbusch bei Schleiden sind von

Kaum noch zu erkennen sind die Bahnanlagen der Oleftalbahn am Höddelbusch in Schleiden.

Hellenthaler diskutieren Vorschlag eines Bürgers zur Oleftalbahn. Über die Zukunft der Strecke ist aber noch nicht entschieden.

Auch rund dreieinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 ist noch nicht für alle Bereiche der zerstörten Infrastruktur geklärt, ob und wie ein Wiederaufbau vollzogen werden kann. Da gibt es zum Beispiel die Oleftalbahn von Kall nach Hellenthal, deren Trasse seit dieser Zeit nicht mehr befahrbar ist. Besonders auffällig sind die zerstörte Brücke in Mauel und die üppige Flora, die sich inzwischen auf den Gleisen angesiedelt hat.

Die Oleftalbahn war nun auch Gegenstand der Diskussion im Hellenthaler Ausschuss für Gemeindeentwicklung, Tourismus und Freizeit. Anlass dazu war ein Schreiben von Karl-Heinz Hansen aus Kall, der sich dem Thema in einem Positionspapier eingehend widmete.

Reaktivierung der Oleftalbahn könnte 75,5 Millionen Euro kosten – mindestens

Eigentlich werden derzeit zu der Frage, ob eine Wiederbelebung der Strecke sinnvoll und ökonomisch realistisch ist, Gutachten erstellt, weshalb die Frage nach der Zukunft der Trasse aktuell in den Hintergrund gerückt ist. In einem Vorbericht war Anfang September 2024 mitgeteilt worden, dass eine Reaktivierung und Sanierung nur unter Einbeziehung von Mitteln aus der Fluthilfe möglich seien. 75,5 Millionen Euro, so eine erste Kostenschätzung, solle das Projekt kosten.

Das wird ein Fass ohne Boden. Da gehen 100 Millionen Euro weg für nichts und wieder nichts, für einen Regelverkehr, der nie zum Tragen kommen wird.
Bürgermeister Rudolf Westerburg über einen möglichen Wiederaufbau der Oleftalbahn

Von dem Vorhaben hält Hansen, nach eigener Auskunft Mitglied einer Gruppe von Radfahrern aus Kall, gar nichts. Eine Vielzahl von Argumenten führt er in dem Brief auf, den die Gemeinde Hellenthal über das Ratsinformationssystem öffentlich machte. So könnten nach Hansens Einschätzung durch die Bahn keine bestehenden Buslinien ersetzt werden. Stattdessen werde durch die Instandsetzung Personal gebunden, das zum Beispiel bei der Elektrifizierung der Eifelstrecke fehle. Auch gebe es erhebliche Geräuschbelästigungen für die Anwohner und Probleme beim Hochwasserschutz.

Bei einer Sanierung geht Hansen mit Blick auf heutige Sicherheitsanforderungen von zahlreichen Investitionen aus: Neue Bahnsteige, neue Schwellen, ein zweigleisiger Ausbau des Bahnhofs in Gemünd. Eine Einschränkung sei der Verkehr in Olef, wo der Dorfplatz nur in Schrittgeschwindigkeit und unter Begleitung eines Bahnmitarbeiters möglich sei. Eine Vielzahl von Kosten sei noch nicht einkalkuliert.

Bürger aus Kall schlägt den Bau eines Radwegs auf der Bahntrasse vor

Hansen ist stattdessen für die Umwandlung der Trasse in einen Radweg. Die bisherige Radverbindung habe gefährliche Streckenabschnitte, die so ersetzt werden könnten. Auch werde dann eine Verbindung zu mehreren beliebten Radwegen, etwa dem Vennbahnradweg geschaffen. „Die Abkehr von den Reaktivierungsplänen als Bahnstrecke und ein Umdenken im Hinblick auf eine Nutzung als Radweg würden wir sehr begrüßen“, schreibt er.

„Ich bin ein Freund dieser Trasse für den Freizeitverkehr gewesen“, sagte Bürgermeister Rudolf Westerburg im Ausschuss. Doch gegen den „Blödsinn“, der derzeit angedacht sei, müsse man sich wehren: „Das wird ein Fass ohne Boden. Da gehen 100 Millionen Euro weg für nichts und wieder nichts, für einen Regelverkehr, der nie zum Tragen kommen wird.“ Stattdessen solle die Schnellbuslinie verstärkt und optimiert werden. „Zum Beispiel muss in Kall genug Zeit eingeplant werden, damit einem Bahn oder Bus nicht vor der Nase wegfährt – was regelmäßig passiert“, forderte er. Auch wenn das Projekt vom Bund finanziert werden solle, seien es die Steuergelder der Bürger: „Solange ich Bürgermeister bin, werde ich mich dagegen wehren.“

Problem: Einrichtungen der Oleftalbahn unter Denkmalschutz

Doch er spreche nicht davon, einen parallelen Radweg zu dem bestehenden anzulegen. Der solle stattdessen besser beleuchtet und an den Kreuzungen sicherer gemacht werden. „Wir sollten das zur Kenntnis nehmen und abwarten“, sagte Karl Reger (Grüne) – etwa bis die Gutachten, die in Arbeit sind, vorliegen. Auch stehe die Strecke unter Denkmalschutz. Ein Radweg biete sich nicht auf der Trasse an.

„Ich empfinde den augenblicklichen Radweg nicht als attraktiv“, sagte Heinz-Bert Weimbs (SPD). Die Bahntrasse wäre ein schöner Radweg. Denn die Bahnstrecke sei aus seiner Sicht nicht so schön: „Das einzig Attraktive ist Olef, wenn der Schaffner mit der Bimmel geht.“ Ein Wiederaufbau solle nicht mit Steuermitteln gemacht werden, da sei seine Fraktion strikt dagegen.

Ähnlich äußerte sich Hans Mießeler (UWV), der zudem darauf verwies, dass die Trasse zwischen Kall und Gemünd Retentionsfläche für Gemünd sei. Möglicherweise könne man die Trasse für etwas ganz anderes nutzen – etwa einen automatisierten Bus, wie er gerade in der Messe Düsseldorf an den Start gegangen sei. „Es ist doch schön, wenn ein Bürger noch einmal darstellt, welche Punkte zu berücksichtigen sind“, freute sich Barbara Wand (CDU) über das Schreiben. „Schönen Dank an Herrn Hansen“, sagte sie.