„Wellerman“ auf EiflerischSebastian Kirch landet Youtube-Hit mit Borkenkäfer-Lied
Hellenthal-Hollerath – Der Rhythmus ist eingängig und wird bei den ersten Takten von den auf- und zuschnappenden Zangen eines Holzkrans begleitet. Dann beginnt in dem Video ein Mann zu singen: vom Wald und vom Borkenkäfer, vom Mangel an Bauholz und dem Elend, dass so viel von dem Holz, das täglich geerntet wird, in den Export geht. „Wo kommt das Bauholz her, oh Herrgott, sag es mir“, schmettert der Mann. Die Melodie ist vertraut und beliebt: Es ist der „Wellerman“, der Anfang des Jahres von Nathan Evans zum Nummer-eins-Hit in mehreren Ländern gemacht wurde.
Doch die Sprache ist nicht Englisch, sondern unverkennbar Eifelerisch, und der Sänger ist auch nicht mit einem Segelschiff im Pazifik, sondern mit einem Harvester in den Wäldern unterwegs. Mit ansteckender Lebensfreude ist Sebastian Kirch zu sehen, wie er seine Holzerntemaschine zwischen den Bäumen herfährt und einen Baum nach den anderen abnimmt und zu großen Poltern stapelt. Es ist zu sehen, dass dieser Mann, das, was er tut, auch gerne und mit Überzeugung macht.
Zurzeit erregt das Video von Sebastian Kirch, das auf Youtube und Facebook zu sehen ist, immer mehr Aufsehen. Ähnlich beliebt ist das Video vom „Harvesterfahrer“, das bereits seit vier Monaten im Internet zu sehen ist, und in dem Kirch zur Melodie von „Guantanamera“ von der Liebe zu seinem Beruf singt.
Wer den 30-Jährigen im Wald trifft, erlebt genau den Menschen, der im Video zu sehen ist. Lebensfroh und authentisch, unverstellt und in sich ruhend, steht Kirch freundlich lächelnd in seinem grünen T-Shirt und der Arbeitshose im Hellenthaler Wald. Vor seiner riesigen Holzerntemaschinen, dem Harvester und dem dazugehörigen Rückezug.
„Ich hatte schon immer Interesse an großen Maschinen“, erzählt er lächelnd. Bei der Firma Balter in Losheim sei er als Baggerfahrer tätig gewesen, bevor er vor sechs Jahren in Hollerath einen Harvester bei der Arbeit sah: „Ich habe den Fahrer gefragt, ob ich mir die Maschine mal ansehen könne. Der ist mein heutiger Chef.“ Für den Forstbetrieb Hasic aus Herscheid im Sauerland ist er seitdem in den Wäldern unterwegs.
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Dass Sebastian Kirch zum Sänger wurde, ist einer Dame namens Cordula Grün und der Hollerather Kirmes zu verdanken. „Als in Hollerath 2019 Kirmes gefeiert wurde, da konnten die Bands, die am Freitag im Festzelt auftraten, das Lied ,Cordula Grün’ nicht spielen“, erzählt Kirch schmunzelnd. Da das Publikum das Lied aber unbedingt hören wollte und er es als einziger komplett zum Besten geben konnte, ergriff er eben das Mikro und sang. „Am Samstag stand ich dann mit ,Strike Up’ gleich fünfmal auf der Bühne“, lacht er.
Damit war der Anfang gemacht. „Das Publikum war begeistert“, erzählt er.
Auch Bastian Bützler, Landwirt aus Bad Münstereifel, der auf seinem Youtube-Kanal „Nordeifel Agrarvideos“ Clips aus seinem Arbeitsalltag präsentiert, war davon so angetan, dass er Kirch fragte, ob man nicht mal etwas zusammen machen solle. Das Ergebnis war das Lied „Harvesterfahrer“, das beim Harvesterfahren entstanden ist. „Das kommt, da hat man einen Ohrwurm“, so Kirch.
Aufgenommen wurde das Lied mit dem Handy und mit der Karaokeversion von „Guantanamera“ unterlegt. Als sich immer mehr Interesse nach der Veröffentlichung des Liedes zeigte, beschlossen die beiden nachzulegen. „Da muss man am Ball bleiben“, sagte Kirch.
Das Lied vom Leiden des Harvesterfahrers und dem Borkenkäfer zum „Aloha Heja He“-Ohrwurm von Achim Reichelt sei entstanden, nachdem er im Sauerland unterwegs war, um dort über sieben Monate auf 100 Hektar vom Borkenkäfer vernichtete Fichten zu fällen. „Da habe ich noch einen rausgehauen“, so der Harvesterfahrer.
„Du konntest dem Wald zusehen, wie er kaputtging“ (Sebastian Kirch)
Am Sonntagmorgen in der vorvergangenen Woche sei er dann um 4 Uhr früh aufgestanden und habe das Wellerman-Lied geschrieben. Sebastian Kirch ist ohnehin Frühaufsteher. Morgens um 6 Uhr fährt er in den Wald und steigt in seine Maschine. Die Veränderung des Waldes erlebt er direkt vor seiner Windschutzscheibe. „Du konntest dem Wald zusehen, wie er kaputtging“, erzählt er. Seit drei Jahren habe er kein Frischholz mehr geschlagen. „Wir wissen nicht, was das gibt“, sorgt er sich um die Zukunft. Denn viel von dem Holz, das er geschlagen hat, geht in den Export.
Doch zurzeit gibt es noch viel zu tun. Aktuell ist Kirch wieder in der Eifel unterwegs. Hier wissen die Förster seine Ortskenntnis zu schätzen. Aktuell arbeitet er Holz auf, das durch Schneebruch auf dem Waldboden liegt. „Das wäre für den Borkenkäfer ein gefundenes Fressen“, so Kirch. Und für ihn viel Arbeit, die er immer noch gerne macht: „Ich fahre morgens gut gelaunt in den Wald und nach der Arbeit wieder gut gelaunt nach Hause.“