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Hochwasserschutz gegen WohnraumWeidesheimer diskutieren auf Versammlung

Lesezeit 3 Minuten

In der Bürgerversammlung zeigte sich, wie umstritten die geplante Bebauung des Gärtnerei-Geländes in Weidesheim ist.

Euskirchen-Kuchenheim – Hochwasserschutz hier – Dorfentwicklung dort. Spätestens seit der Flutkatastrophe birgt diese Kombination Konfliktstoff. Dies zeigte sich am Mittwochabend im Gästehaus des LVR-Museums in Kuchenheim in einer Bürgerversammlung der Stadt Euskirchen zum Bebauungsplan Nr. 2 für Weidesheim.

Eine Investorengruppe will am nördlichen Ortsrand ein Wohngebiet entwickeln, und zwar auf dem Gelände einer Gärtnerei, die nach Angaben der Stadtverwaltung aufgegeben wird, weil sich kein neuer Betreiber findet. Das Areal liegt zwischen der K 21 (Weidesheimer Straße), der Straße Zur Kleeburg und dem Dadenbergring. Am südwestlichen Rand verläuft das Niederkastenholzer Fließ.

Die zusätzliche Versiegelung verstärkt die Hochwassergefahr

Das Konzept sieht drei Mehrfamilienhäuser mit je fünf bis acht Wohnungen an der Weidesheimer Straße vor, zudem vier Doppel- und zwölf Einzelhäuser, wie Ursula Lanzerath vom gleichnamigen Planungsbüro in der Infoveranstaltung sagte. Die Fläche umfasse 15 000 Quadratmeter. Davon seien heute 5800 Quadratmeter versiegelt, künftig sollen es 7000 mehr sein.

Eine Bürgerinitiative fordert die Stadt Euskirchen auf, das Bebauungsplanverfahren zu stoppen. Grundstücke und Häuser am Dadenbergring seien im Juli ebenso überflutet worden wie große Teile der Gärtnerei, sagte der Sprecher der Initiative, Andreas Schwill.

Durch die Zusatzversiegelung würde die Hochwassergefahr steigen, warnte Schwill und fügte hinzu: „Seit der Flut haben wir eine andere Verantwortung.“ Dies gelte auch mit Blick auf die Anlieger des unteren Erftmühlenbaches, in den das Niederkastenholzer Fließ mündet.

Die Suche nach alternativen Grundstücken gestaltet sich als schwierig

„Wir sehen durchaus den Bedarf an Wohnraum für junge Familien in Weidesheim“, erklärte Schwill. Für die Bereitstellung von Bauland stünden im Ort aber Alternativflächen zur Verfügung. Damit rief er den Widerspruch anderer Dorfbewohner hervor. Sie berichteten von Einheimischen, die seit Jahren vergeblich nach Baugrundstücken suchten.

Widerspruch gegen Häuser am Veybach

Proteste werden auch gegen die geplante Bebauung eines Areals in der Euskirchener Kernstadt laut. Auf dem Gelände zwischen Keltenring, Nordstraße und Veybach stand früher eine Papierfabrik. Sie wurde in den 1990er-Jahren durch einen Brand zerstört. Der Eigentümer will dort acht Mehrfamilienhäuser mit etwa 110 Mietwohnungen bauen, die Stadt hat ein Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplans (Nr. 152) eingeleitet.

Im städtischen Ausschuss für Umwelt und Planung wurde bei dieser Gelegenheit kontrovers über das Vorhaben diskutiert, nachdem das Gelände am 14. Juli vom Veybach bis zur Nordstraße überflutet worden war. Jetzt legt auch eine Bürgerinitiative Widerspruch ein.

Sie bemängelt unter anderem, dass für das Plangebiet kein Hochwasserschutzkonzept vorliege. Auch „die Belange des Brandschutzes und der Immissionen“ seien im bisherigen Verfahren vernachlässigt worden, heißt es einem Schreiben der Bürger, die etwa befürchten, dass sich das Wohngebiet negativ auf die Verkehrssituation in der Nordstraße auswirkt. (ejb)

Vor diesem Hintergrund sollte man in der Diskussion das Augenmerk „nicht nur auf den Hochwasserschutz richten“, forderte eine Weidesheimerin. Ein anderer Versammlungsteilnehmer stimmte zu: „Wenn die Leute wegziehen, weil sie hier nicht bauen können, stirbt das Dorf aus“, sagte er.

Der Technische Beigeordnete der Stadt, Oliver Knaup, erklärte, der Ausschuss für Umwelt und Planung werde die vorgebrachten Bedenken und Anregungen in den weiteren Beratungen berücksichtigen. Die Stadt müsse den Hochwasserschutz im Auge haben, sei aber auch verantwortlich für die Wohnraumversorgung. „Das macht die Abwägung so schwer.“ Was Maßnahmen gegen Überflutungen angeht, sagte er: „Einen hundertprozentigen Schutz gegen extreme Regenereignisse wie im Juli wird es an keiner Stelle geben.“

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Der Dezernent erklärte auch, warum die Stadt eine Bebauung des Gärtnerei-Geländes favorisiert. Da es schon zum Teil bebaut sei, falle der Eingriff in die Natur nicht so gravierend aus. Hinzu kämen Hindernisse bei anderen potenziellen Wohnbauflächen im Ort. So befinde sich auf Grundstücken östlich der K 21 ein Gräberfeld, das als Bodendenkmal eingetragen sei. Und an der Sachsenstraße sei die Hochwasserproblematik die gleiche wie an der Gärtnerei.