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Iversheimer ErftuferOpen-Air-Konzertreihe erfreut täglich Anwohner

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Unter freiem Himmel spielten die Musiker am Iversheimer Erftufer seit dem Frühjahr täglich.

Bad Münstereifel-Iversheim – Er nimmt seit Ende März auf einem Stuhl platz, greift zur Gitarre und singt munter drauflos – vorwiegend deutsche Lieder, die das zum Teil betagte Publikum aus dem Effeff kennt. Josef Heinen ist einer der Hauptinitiatoren der Open-Air-Konzertreihe, die im Schatten der Iversheimer Kirche am Erftufer seit gut sechs Monaten nahezu täglich die Anwohner erfreut. Das ist in Zeiten der Corona-Pandemie schon etwas Besonderes.

Doch die Macher des Iversheimer Kultur-Events achten von Anfang an penibel in der Straße Am Bloch darauf, dass die Musiker und Zuhörer die Regeln einhalten, also den Sicherheitsabstand halten. Jetzt in der kalten Jahreszeit läuft das Ereignis langsam, aber sicher aus.

„Es war am 22. März, als dieser Aufruf aus Italien kam, auf die Balkone zu gehen und für die vielen Helfer, das medizinische Personal, die Pflegerinnen und Pfleger sowie die Verkäuferinnen und Verkäufer als Ausdruck unserer Dankbarkeit und Solidarität, Musik zu machen. Da schlug mir Ralf Kolvenbach vor, zur gegebenen Zeit auf die Wiese vor unseren Häusern zu gehen und zu musizieren“, erinnert sich Heinen an die Anfänge zurück. Daraus, das erste kleine Freiluft-Konzert fand an einem Sonntag statt, entstand eine bemerkenswerte Konzertreihe.

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Inzwischen schon 200 mal

Sobald die Kirchenglocken um 18 Uhr läuteten, ertönte inzwischen 200-mal Kolvenbachs Trompete oder Dudelsack als Auftakt für das tägliche Erft-Festival. An der in der Regel knapp einstündigen Darbietung nahmen die unterschiedlichsten Akteure und Gruppen teil. So etwa der Musikverein Iversheim, Robert Kunze mit seinem Akkordeon, Troubadour Günter Hochgürtel, Johannes Schöner von den Höhnern, Volker Schmitz und seine Partnerin Doris, das A-cappella-Trio EU-Semble, Dudelsack-Spieler aus Weilerswist, Wolfgang Schonert und viele mehr.

Die Veranstaltungsreihe ist mit der Zeit zu einem kleinen, aber nicht wegzudenkenden Fest geworden – nicht nur für die Musiker, sondern auch für alle Gäste. Für die war die Musik in diesen schwierigen Zeiten ein echter Herzwärmer. Die zum Teil betagten Besucher brachten ihre Klapp- und Rollstühle mit und harrten am Erftufer der musikalischen Performance, die unweigerlich kommen sollte. Eintritt zahlen musste keiner. Auch die Musiker, egal wie professionell sie agierten, verzichteten auf eine Gage. Auch die Werbetrommel wurde wegen der grassierenden Pandemie nicht gerührt. Was es hingegen immer gab, waren wahre Begeisterung und Zusammenhalt für und durch die Musik.

Jeder Musiker machte spätestens nach seinem zweiten Auftritt die Bekanntschaft mit Josef Jonen. Der passionierte Handwerker hatte für jeden, der das kleine Festival mit seinem Mitwirken bereichert hatte, ein liebevoll gefertigtes Souvenir parat. Für diejenigen, die wie Robert Kunze alias „Akkordjong“ mehrmals aufgetreten sind, gab es eine besondere Leuchte, die wahlweise mit einem Teelicht, einem Kerzenstummel oder mit Lampenöl betrieben werden kann.

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Das Licht dient als bleibende Erinnerung daran, dass das Coronavirus nicht in jedem Fall für Vereinsamung und Entfremdung sorgen muss. Dazu sprach auch immer unmissverständlich der mehrstimmige Ruf aus dem Publikum: „Danke Eveschem.“

„Für uns ältere Menschen war das einfach das Beste, was uns passieren konnte“, sagte Arnulf Volkelt und drückte zugleich seine Hoffnung aus, dass nach einer Winterpause die Konzertreihe wieder aufgenommen wird.