L204 zu breitLandesbetrieb beseitigt Engpass an der Strecke der Kaller Flitsch
Kreis Euskirchen – „Das ist fast wie Geburtstag“, freut sich Wolfgang Heller, Vorsitzender der Bahn- und Businitiative Schleidener Tal (BuBI), die die Saison- und Sonderfahrten auf der Oleftalbahn organisiert.
Für großes Empören hatte die Nachricht gesorgt, dass der Landesbetrieb Straßen NRW bei der Sanierung der L 204 die Fahrbahn in Höhe der Mastertmühle in Anstois zu breit ausgebaut hatte. Und zwar um genau 24 Zentimeter. Das sorgte dafür, dass der vorgeschriebene Sicherheitsabstand zur Oleftalbahn nicht mehr eingehalten werden konnte. Die Strecke wurde kurzfristig stillgelegt und darf bis heute nur mit Ausnahmegenehmigung befahren werden. Jetzt teilt Rechtsanwalt Alexander Kirfel im Auftrag der Rhein-Sieg Eisenbahn (RSE) als Pächter der Strecke mit, dass der Landesbetrieb die Straße zurückbauen wird. Geschätzte Kosten dafür: rund 30 000 Euro.
Engpass fiel nicht auf
Wie Kirfel berichtet, sei zunächst gar nicht aufgefallen, dass der Landesbetrieb Straßen die L 204 zu nah ans Gleis der Flitsch gebaut habe. Kirfel in der auch mit dem Landesbetrieb abgestimmten Presseerklärung: „Das fiel zunächst nicht auf, weil die Baumaßnahme im Winter durchgeführt wurde. Und im vergangenen Winter fuhr die Flitsch nicht. Anfang Mai sollte die Saison beginnen. Doch die Landeseisenbahnaufsicht untersagte wegen der Stützmauer den Betrieb.“ Kirfel weiter: „Es gab viele lange Gesichter bei zahlreichen Fahrgästen ausgebuchter Sonderfahrten und vor Ort Gerüchte, dass man sich auf diesem Wege am Ende vorsätzlich der Oleftalbahn entledigen wollte.“
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Derzeit läuft der Betrieb über eine Ausnahmegenehmigung bis Ende August. Das ist mühselig: Vor Beginn der Engstelle an der Mastermühle muss der Zug anhalten. Dann muss ein Zugbegleiter aussteigen und vor der Bahn bis zum Ende der kritischen Stelle gehen. Weil die Züge dort normalerweise mit einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern fahren, führt dieses Prozedere zu einer deutlichen Fahrzeitverlängerung und zu Anschlussverlusten in Kall.
„Die Angst war auch bei der Bahn- und Businitiative Schleidener Tal groß, dass die Flitsch dauerhaft nicht mehr fahren darf“, erklärt Kirfel: „Doch jetzt gibt es Entwarnung. Streckenbetreiber RSE und Straßen NRW haben in einem Termin eine gemeinsame Lösung gefunden. Die RSE wird bei der Landeseisenbahnaufsicht darauf hinwirken, dass die geltende Ausnahmeregelung bis Saisonende verlängert wird. Im Gegenzug wird Straßen NRW die L 204 Mitte Oktober für einige Tage sperren und die Stützmauer so weit versetzen, dass das Lichtraumprofil der Bahnstrecke nicht mehr eingeschränkt ist.“ Dies wird laut Kirfel etwa 30 000 Euro kosten. RSE und Straßen NRW würden die entstandenen Unstimmigkeiten bedauern.
Bahn sollte nie stillgelegt werden
Andreas Groß, verantwortlicher Projektleiter Bau beim Landesbetrieb Straßen: „Es war nie unsere Absicht, die Oleftalbahn stillzulegen. Hier gab es einen Fehler in der Bauausführung, der jedoch in fehlerhaften Katasterplänen begründet war. Mit der RSE arbeiten wir schon seit langem in verschiedenen Projekten immer wieder gut zusammen.“
Dazu Walter Zienow, Geschäftsführer der Rhein-Sieg Eisenbahn: „Wir können das nur bestätigen und bedanken uns bei Straßen NRW für die konstruktive Zusammenarbeit auch in diesem schwierigen Fall. Für uns und für die Kommunen Schleiden und Hellenthal ist das ein guter und erfreulicher Tag. Endziel für uns ist nach wie vor die Reaktivierung der Oleftalbahn für den regulären Personenverkehr im Stundentakt. Dafür ist die gefundene Lösung unerlässlich.“
„Ich bin grundsätzlich natürlich froh mit der Verpflichtung für den Rückbau der Bundesstraße und die Einsicht des Landesbetriebs Straßen“, sagt Wolfgang Heller. Und weiter: „Das bedeutet, dass ein langfristiger Betrieb möglich wird für unsere Saisonfahrten von Mai bis Ende Oktober. Ich freue mich aber auch, dass so die Weichen gestellt sind für eine komplette Reaktivierung der Oleftalbahn, die ich weiterhin als Zielsetzung verfolge.“
Er hoffe nun darauf, dass der Zeitplan für die kommende Saison eingehalten werde.
„Das ist natürlich toll“, freut sich auch Marita Rauchberger, die stellvertretende BuBI-Vorsitzende. „Ich habe allerdings schon daran geglaubt, dass es klappt.“
Zu der Tatsache, dass der Landesbetrieb die L 204 zurückbaut, sagt sie: „Irgendwo müssen Gesetze ja auch eingehalten werden.“ Der Verein habe sich nach Schließung der Strecke in seiner Existenz bedroht gefühlt. Einige Fahrten seien nämlich ausgefallen.