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Kaller BerufskollegNeubaupläne sorgen für Entsetzen

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Soll auf jeden Fall erhalten bleiben: Die Gemeinde Kall und die Kreis-SPD kämpfen für den Fortbestand des Berufskollegs Eifel.

  1. Bildungsbüro hat Alternativen zum Standort in Kall vorgestellt.
  2. Kalls Bürgermeister ist entsetzt.
  3. Kreis-SPD schließt sich Resolution an.

Kall – Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Nachdem am Dienstag ein vom Kreis beauftragtes Planungsbüro Varianten für die Zukunft der beiden Berufskollegs im Kreis Euskirchen vorgestellt und unter anderem eine Fusion in einem Neubau ins Gespräch gebracht hatte, hat der Kaller Ausschuss für Schule, Soziales und Generationen am Donnerstag einstimmig eine Resolution für den Erhalt des Standorts in Kall verabschiedet. Unterstützt werden die Kaller von der SPD-Kreistagsfraktion.

Folgende Alternativen hatten die Planer im Kreisausschuss für Bildung und Inklusion vorgestellt: eine Sanierung der Flutschäden an beiden Standorten, eine Sanierung nur in Euskirchen und eine Verlagerung der Kaller Schüler sowie einen Neubau an einer neuen Stelle. Eine interfraktionelle Arbeitsgruppe soll nun darüber beraten.

Die in einigen Varianten vorgesehene Schließung des Berufskollegs Eifel hat in Kall Entsetzen ausgelöst. „Ich war betroffen, als ich das gelesen habe“, sagte Bürgermeister Hermann-Josef Esser und stellte die Frage, ob denn jetzt alles in den Nordkreis verlagert werde. „Die Gutachter berufen sich auf Prognosen zur demografischen Entwicklung, die schon in der Vergangenheit oft so nicht eingetreten sind. Auch die prognostizierte Entwicklung bei den Kinderzahlen ist falsch“, betonte Esser. Überall würden Kita-Plätze fehlen: „Die Grundschule Kall ist jetzt sogar vierzügig.“

Ähnliche Entwicklungen

In den Nachbarkommunen gebe es ähnliche Entwicklungen. „Wenn wir das Angebot im Südkreis reduzieren, wird die Region unattraktiver. Das könnte für einen Bevölkerungsrückgang sorgen“, warnt der Bürgermeister. Und legt nach: „Beide Schulen werden zurzeit für einen zweistelligen Millionenbetrag saniert. Dann soll wieder mit Millionenaufwand eine neue Schule gebaut werden. Ich kann mich nur wundern, dass über einen Neubau überhaupt nachgedacht wird.“ Nach der Flutkatastrophe sei das vom Kreis ein völlig falsches Zeichen. „Ich habe auch Zweifel, ob wir eine Schule mit 4000 Schülern haben wollen.“

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Fabian Nowald, der die Resolution initiiert hatte, meinte: „Wir hatten gedacht, die Standortfrage wäre gelöst, und haben nicht damit gerechnet, dass das Thema auf den Tisch kommt.“

Klares Bekenntnis zu Kall gefordert

Alle Fraktionen seien sich einig, dass das Berufskolleg in Kall erhalten bleiben müsse. „Der Ausschuss fordert auch vom Kreistag und den Kaller Kreistagsmitgliedern ein klares Bekenntnis zu dem Standort“, so Nowald. „Der Berufsschulstandort in Kall ist wichtig für den Südkreis. Eine Zentralisierung wäre ein falsches Signal“, so Uwe Schubinski (CDU).

Die Resolution

Das „Berufskolleg Eifel“ in Kall kann auf eine jahrzehntelange Historie zurückblicken, in der es für Schülerinnen und Schüler aus dem gesamten Südkreis ein ortsnahes Schulangebot bereit hielt. Durch die zentrale Lage im Kreis Euskirchen und die gute Anbindung durch den ÖPNV erstreckt sich das Einzugsgebiet sogar bis nach Rheinland-Pfalz. Der Wegfall des Berufskollegs Eifel in Kall wäre für den Schulstandort Kall und die Vielfalt des Bildungsangebotes katastrophal.

Mehr als 20 Bildungsgänge

Am Kaller Berufskolleg werden mehr als 20 berufsbezogene Bildungsgänge angeboten, welche Abschlüsse vom Hauptschulabschluss bis hin zum Abitur sowie dem staatlich geprüften Betriebswirt ermöglichen.

Bereits im Vorfeld wurde in Kooperation mit der DRK-Pflegeschule Bonn im Südkreis am Standort Kall von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der „AG Pflege“ auf Kreisebene die Einrichtung einer Pflegeklasse als dringend erforderlich angesehen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, dies konkret am Standort „Berufskolleg Eifel“ in Kall umzusetzen. (wki)

Die SPD-Kreistagsfraktion gibt auch ein klares Bekenntnis zum Berufskolleg in Kall ab. „Wir setzen uns dafür ein, beide Standorte zu erhalten“, erklärt SPD-Fraktionschef Thilo Waasem. „Wer am Berufskolleg in Kall sägt, schadet dem ganzen Südkreis“, begründet der Kaller Kreistagsabgeordnete Emmanuel Kunz die Haltung der SPD.

„Eine weitere Konzentration von Angeboten in der Kreisstadt ist für einen Flächenkreis wie unseren nicht hinnehmbar und würde das Nord-Süd-Gefälle in unserer Region verstärken. Die Konsequenz wären weniger Bildungsmöglichkeiten für Menschen im Südkreis“, so Kunz.

Die SPD fordert auch die anderen Parteien auf, ein klares Bekenntnis zum Berufskolleg-Standort Kall abzugeben. „Denn Wiederaufbau darf nicht Abbau von funktionierenden Strukturen bedeuten“, meint Waasem.