Trainer und Verbände äußern sich zur 2G-Regel im Breitensport.
Die rechtlichen Konsequenzen für einige Vereine sind noch unklar.
Im Fußball rechnet man bis Ende der Woche mit einer Empfehlung.
Kreis Euskirchen – Die Worte dürften für manch einen Sportler so schmerzhaft wie eine Blutgrätsche gewesen sein. „Wer nicht geimpft ist, ist von den gesellschaftlichen Veranstaltungen ausgeschlossen“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann bei der Vorstellung der neuen Corona-Schutzverordnung. Von jetzt auf gleich – wenn man denn die Zeichen der Zeit vollständig ausgeblendet hat – ändert sich die taktische Ausrichtung.
Wer nicht geimpft oder genesen ist, bekommt ab sofort kein Trikot, darf noch nicht einmal auf der Tribüne die Daumen drücken. Der Großteil der Fußballer wünscht sich eine vorzeitige Winterpause, die Hallensportler fürchten teilweise eine erneute Unterbrechung ihrer Saison, die teils gerade erst begonnen hat.
Otto Offermann, Trainer VfL Gemünd
Keine große Umstellung sind die 2G-Regeln für die Verbandsliga-Volleyballer des VfL Gemünd. „Meines Wissens nach sind alle Spieler geimpft“, sagt Otto Offermann. Regelmäßige Kontrollen, ob sie geimpft oder genesen sind, führte der Verein schon vorher durch. Impfnachweise seien auch vor den Spielen in den vergangenen Wochen überprüft worden, so Offermann. „Außerdem führen wir Listen, wer wann beim Training war.“
Die Volleyballmannschaften können es ganz gut verkraften, wenn Spiele wegen nicht genesener oder geimpfter Teilnehmer abgesagt werden müssen. „Der Spielplan ist so ausgelegt, dass die Spiele problemlos nachgeholt werden können“, erläutert Offermann.
Sebastian Kaiser, Spielertrainer SV Frauenberg
Sebastian Kaiser vom Bezirksligisten SV Frauenberg fühlt sich überrumpelt von den neuen Regeln. „Im Fußball ergibt das keinen Sinn“, sagt er. Ab sofort könnten Ungeimpfte auch nicht mehr am Training teilnehmen. „Wie viele Ungeimpfte wir haben – das kann ich gar nicht sagen“, sagt er. Er schätze, dass zwischen zwei und fünf Spielern nicht geimpft seien – eine kleine Zahl mit großer Wirkung. „Das ist Wettbewerbsverzerrung. Die werden uns in den nächsten Spielen definitiv fehlen.“
Kaiser befürwortet deshalb eine vorgezogene Winterpause für den Fußball. „Die Spiele können wir im Frühjahr nachholen. Dann machen wir halt in der nächsten Runde zwei oder drei englische Wochen.“ Er hält es auch für schwierig, die Besucher und Schiedsrichter der Spiele zu kontrollieren – gerade bei Heimspielen in Frauenberg. „Bei uns kommt man von allen Seiten auf den Platz. Kontrollen gehen da schlecht“, erläutert Kaiser.
Hartmut Pitten, Trainer Euskirchener TSC
Auch beim ETSC fürchten die Trainer die Schwierigkeiten, die Corona-Kontrollen mit sich bringen. „Ich weiß gar nicht, wer geimpft ist und wer nicht“, sagt Hartmut Pitten. Die Nachweise zu kontrollieren werde schwierig – und sorge für Probleme während des Trainings. „Wir sind eine Integrationsmannschaft. Da ist wahrscheinlich kaum einer geimpft.“
Das bedeutet auch: In den nächsten Spielen könnte die Mannschaft wegen vieler Ausfälle nicht spielfähig sein. Das könnte für den ETSC Konsequenzen haben. Einmal ist der Bezirksligist bereits nicht angetreten. Sollten die beiden ausstehenden Partien vor der Winterpause ausgetragen werden müssen und der ETSC kann nicht antreten, wäre das bitter. Dann wäre der ETSC dreimal nicht angetreten und müsste in die C-Klasse – sofern es keine Sonderregelungen gibt. Für Pitten und den ETSC ist deshalb die beste Lösung ebenfalls eine vorgezogene Winterpause.
Christoph Hilgers, Trainer SG Oleftal
Bei den Landesliga-Fußballerinnen der SG Oleftal ist die 2G-Regel kein Problem. „Nur eine Spielerin ist nicht geimpft“, erläutert Christoph Hilgers. Vorstand und Spielerinnen hätten sogar überlegt, noch einen Schritt weiter zu gehen. „Wir haben Anfang der Woche darüber gesprochen, dass wir Selbsttests vor dem Training einführen.“
Viele der Spielerinnen würden für Polizei oder öffentlichen Dienst arbeiten, er selbst sei bei der Bundeswehr. „Da ist es besonders wichtig, dass wir auf der sicheren Seite sind. Aber es geht auch um Eigenschutz“, sagt Hilgers. Deshalb habe er sich auch schon boostern lassen. Eine Entscheidung, wie künftig der Einlass zu Spielen geregelt werde, gibt es bei der SG Oleftal noch nicht.
Wolfgang Kirfel, Vorsitzender/Trainer Kaller SC
Mehr Arbeit für Trainer und Verantwortliche, aber auch mehr Sicherheit: Wolfgang Kirfel, Vorsitzender des Kaller SC und gleichzeitig Trainer, ist angesichts der seit Mittwoch geltenden Regeln hin- und hergerissen. „Im gesamten Verein müssen jetzt alle Aktive, Trainer, Betreuer und einige mehr geimpft oder genesen sein. Das muss ja auch alles kontrolliert werden“, sagt Kirfel. Das sei schon aufwändig. Viele Spieler seien wohl geimpft, aber nicht alle, erläutert der Trainer. Deshalb könne es sein, dass der ein oder andere Handballer am Wochenende im Kader fehle. „Das dürfte sich auch nicht so schnell ändern. Vor allem dann nicht, wenn Spieler noch gar keine oder erst eine Impfung erhalten haben.“
Die Fußballer haben bald schon Winterpause. Um für mehr Sicherheit im Hallensport Handball zu sorgen, denkt der Kaller SC über verschärfte Regeln nach. „Angesichts der extrem hohen Inzidenzen zurzeit wäre eine 2G-Plus-Regel sinnvoll, weil ja auch Geimpfte das Coronavirus übertragen können“, so Kirfel. Schwierig für den Verein ist die Situation bei den B-Jugendlichen. „Da geht der Riss quer durch die Teams. Die 15-Jährigen betrifft die 2G-Regel nicht. Sie gelten als getestet. Wer 16 Jahre alt ist, muss dagegen ja geimpft oder genesen sein.“
Albert Wipperfürth, B-Jugend-Trainer, TV Palmersheim
Beim Spiel der B-Junioren des TV Palmersheim, bei der sieben Nationen aktiv sind, sind laut Trainer Albert Wipperfürth zwei Spieler von der Regelung betroffen. Sie werden am Samstag (siehe Kasten) nicht spielen dürfen.
Marcel Schmitz, B-Jugend-Trainer JSG Erft
Ein Spiel hat die B-Jugend der JSG Erft noch zu absolvieren. Wenn es nach Trainer Marcel Schmitz geht, findet die Partie am Samstag, 17.30 Uhr, in Kuchenheim gegen den FC Hürth nicht statt. Die Spieler seiner Mannschaft seien alle mindestens 16 Jahre alt. „Bei uns ist vor allem der vollständige Impfschutz das Problem. Es gibt ein paar Jungs, die den Status noch nicht erreicht haben“, so der Übungsleiter.
Die kurzfristige Änderung sorge für eine Wettbewerbsverzerrung. „Deshalb hoffe ich, dass der Verband die Spiele absetzen wird, damit bis zur Rückrunde eine möglichst gleiche Voraussetzung herrscht“, so Schmitz. Die Regel wird bei der JSG wie vom Land vorgeschrieben bereits ab Mittwoch umgesetzt. „Ich muss den Jungs sagen, dass sie zu Hause bleiben müssen. Das tut mir in der Seele weh“, so Schmitz.
Philipp Sparwasser, Trainer der ErftBaskets
„Mit Ausnahme eines Spielers sind alle geimpft oder genesen“, sagt Philipp Sparwasser. Da werde man nun das Gespräch suchen, um den Grund dafür herauszufinden. „Es ist für alle Mannschaften eine besondere Situation, da in jedem Team statistisch gesehen ein bis zwei Spieler nicht geimpft oder genesen sein dürften“, so der ErftBaskets-Trainer, der am Samstag beim ungeschlagenen Spitzenteam TV Stürzelberg gefordert ist.
Beim Heimspiel in der kommende Woche in der Euskirchener Willi-Maurer-Halle sollen die Zuschauer laut Sparwasser wieder kontrolliert werden – genau wie bisher auch. In den bisherigen Heimpartien mussten die Besucher ihren Impfausweis zeigen, der dann mit dem Smartphone gescannt wurde. Zudem erhielt jeder Besucher einen Stempel aufs Handgelenk.
Peter Trimborn, Trainer TV Palmersheim
„Ich mache mir da keine Sorge. Mein Team ist durchgeimpft. Manche erhalten nun sogar schon ihre Booster-Impfung“, sagt Peter Trimborn von den Verbandsliga-Handballern des TV Palmersheim. Auch um die Kontrolle der Zuschauer bei Heimspielen in der Peter-Weber-Halle in Kuchenheim mache er sich keine Gedanken, da es nur einen Zugang zur Tribüne gebe. „Wir haben bisher nach 3G kontrolliert, nun machen wir es eben nach 2G“, so Trimborn.
Doris Mager, Vorsitzende des Fußballkreises
„Die Umsetzung von einem auf den anderen Tag stellt uns alle vor erhebliche Herausforderungen. Wieder sind die Ehrenamtler in der Pflicht es umzusetzen. Da hätte ich mir mehr Vorlauf gewünscht“, sagt Doris Mager.
Karl-Walter Marx, Vizepräsident Handballverband
„Der Handball wird weiter durchgeführt“, sagt Karl-Walter Marx, der für den Spielbetrieb in der Region Mittelrhein verantwortlich ist. Der überwiegende Anteil der Handballerinnen und Handballer sei geimpft. Und sollten sich doch Mannschaften darauf verständigen, Spiele zu verschieben, könnten diese bis Mitte Februar verlegt werden. Es seien noch ausreichend Spielwochenenden vorhanden. Auch in der Jugend gebe es noch Ausweichmöglichkeiten.
Uwe Plonka, Präsident Westdeutscher Basketballverband
Der Basketball sei gut durch die Corona-Zeit gekommen, weshalb der Spielbetrieb unter 2G-Bedingungen fortgesetzt wird. „Wir sind wie bisher vorsichtig“, sagt Plonka. Für Kinder und Schüler bis 15 Jahre gelt der Schülerausweis als Nachweis. Ab 16 Jahre müssen ein Schülerausweis und eine Bestätigung der Schule vorgelegt werden, , ansonsten gelte die 2G-Regel.
Ellen Bertke, Sprecherin Fußballverband Mittelrhein
Beim Fußballverband wartet man auf die Empfehlungen des Landessportbundes. „Dort sitzen die Experten, die jedes einzelne Detail berücksichtigen“, sagt Ellen Bertke. Mit einer Entscheidung wird noch vor dem Wochenende gerechnet.