Trainer Tobias Berg coacht einen speziellen Jahrgang. Drei Namen ragen heraus.
Gegner sind teilweise zwei Jahre älter als die U11 der JSG Erft.
Turnier auf Malle die Belohnung für eine starke Leistung.
Euskirchen-Kuchenheim – Juventus Turin, Manchester City, AC Mailand, Español Barcelona, JSG Erft. Der Verein aus Kuchenheim hat es geschafft und mischt unter den ganzen großen Namen mit. Zumindest für eine Woche. Zumindest auf Mallorca. Dort findet während der Osterferien im kommenden Jahr wieder der East-Mallorca-Cup statt. Ein Turnier, an dem schon Stars wie Jadon Sancho (Manchester United) und Trend Alexander-Arnold (FC Liverpool) teilgenommen haben, bevor sie wussten, dass sie einmal Stars werden würden.
Berliner Verein besiegt
Vielleicht sind auch die Schützlinge von Trainer Tobias Berg die Stars von morgen. Talent hat der 25 Jahre alte Übungsleiter scheinbar genug in seinem Kader. Um sich nämlich für den East-Mallorca-Cup zu qualifizieren, musste die U 11 der JSG bereits ihr Können aufbieten. Beim Turnier an der Nordseeküste, genauer gesagt in Dorum, ging es unter anderem gegen SV Holderstedt und Altona 93. Oder gegen den SC Staaken aus Berlin, der in der Liga die U 11 von Union Berlin mit 23:1 förmlich vom Platz gefegt hat.
Und genau das taten die Berg-Schützlinge auch mit ihren Gegnern in der Nähe von Bremerhaven. Lediglich gegen den JFV Eichsfeld hieß es am Ende 2:1. Die Bilanz der JSG Erft liest sich trotz des knappen Ergebnisses insgesamt traumhaft. Acht Spiele, acht Siege und ein Torverhältnis von 49:11. Der Lohn: die Reise nach Mallorca.
„Das haben die Jungs sich verdient“, sagt Übungsleiter Berg. Auf Mallorca sei man natürlich nur absoluter Außenseiter. Dass sich die JSG für den East-Mallorca-Cup qualifiziert habe, sei so, als habe sich Trinidad/Tobago für die Weltmeisterschaft qualifiziert. „Wir wollen jede Minute genießen und fahren da nicht hin, um uns im Vorfeld schon geschlagen zu geben“, sagt der 25-Jährige, der bei der Bundespolizei in Heimerzheim als Sportausbilder beschäftigt ist.
Besonders stolz ist Berg auf die Tatsache, dass seine Spieler allesamt aus der näheren Umgebung, zum Großteil aus dem Kreis Euskirchen, kommen. Er sagt aber auch: „Ich scoute sehr offensiv, achte aber immer darauf, keine Mannschaft kaputtzumachen.“
Seine Mannschaft hat Berg vor zweieinhalb Jahren übernommen. Ursprünglich wollte er lieber eine ältere Mannschaft trainieren. Doch auf Empfehlung von JSG-Jugendkoordinators Kevin Greuel schaute er sich den Nachwuchs mal etwas genauer an und war sofort begeistert. „Dieser Jahrgang ist im Kreis Euskirchen mit vielen Talenten besetzt“, so Berg. Seitdem steht er mindestens dreimal pro Woche mit der jetzigen U 11 auf dem Trainingsplatz. Hinzu kommen am Wochenende meistens zwei Spiele – eins im Ligabetrieb und ein sogenannter Leistungsvergleich mit Mannschaften wie Borussia Mönchengladbach, Roda Kerkrade oder dem Partnerverein der JSG, dem 1. FC Köln.
Eltern sehr engagiert
„Ohne das unglaubliche Engagement der Eltern wäre das alles nicht möglich“, sagt Berg. So seien 80 Prozent der Eltern auch mit an die Nordseeküste gefahren. Der Zusammenhalt sei schon enorm, sagt der 25-Jährige nicht ganz ohne Stolz.
Eigentlich könnte seine Mannschaft in der Liga noch in der E-Jugend spielen. Doch Berg hat sich in Rücksprache mit dem Verein und Eltern dazu entschieden, in der D-Jugend zu kicken – da geht es teilweise gegen zwei Jahre ältere Spieler. Den mitunter körperlichen Nachteil kompensieren die JSG-Spieler mit Technik und Spielverständnis. In der Liga hat die Mannschaft erst einen Punkt abgegeben und sich mit 94:5 Toren souverän für die Meisterrunde im Frühling qualifiziert. „Die Jungs spielen seit dieser Saison auf dem großen Feld. Ich hätte gedacht, dass sie damit mehr Probleme hätten“, berichtet Berg. Die Umstellung habe aber lediglich ein paar wenige Trainingseinheiten und ein paar Spielminuten benötigt.
„Sie saugen alles, was man ihnen sagt, förmlich auf“, so der Coach. Seine Fußballer seien nun in einem Alter, in dem die fußballerische Entwicklung so richtig Fahrt aufnehme, die individuelle Ausbildung immer wichtiger werde.
So liege der Fokus nun beispielsweise auf dem Umschaltspiel und der Möglichkeit, den Gegner unter Druck zu setzen. Allerdings heißt das bei der JSG Erft eher „jagen“ . „In der Jugend spricht man nicht gerne von unter Druck setzen“, erklärt der Übungsleiter.
Dass die Nachwuchstalente bisher aber unter dem Radar fliegen, kann man nicht unbedingt behaupten. Einige der JSG-Spieler trainieren bereits regelmäßig beim 1. FC Köln mit oder haben sich bei den Leistungsvergleichen in die Notizbücher der Scouts gekickt.
Team hat besondere mentale Stärke
„Die Mannschaft zeichnet ihr Kollektiv aus und auch, dass sie nicht verlieren will“, so Berg. Er erinnere sich immer wieder an einen 2:6-Pausenrückstand seiner Mannschaft. Am Ende sei man aber als Sieger vom Platz gegangen. „Das liegt auch daran, dass wir uns abseits des Platzes als Einheit präsentieren“, so der Coach. So hätten die Kinder in Dorum von sich aus darauf geachtet, dass man erst vom Tisch aufgestanden sei, als alle aufgegessen hatten. Ein Umstand, der dem Trainer sehr gefällt.
Talente ragen heraus
Aus dem sportlichen Kollektiv ragen bereits jetzt einige Kicker heraus. Das fällt nicht nur beim Training auf. Dazu gehören etwa Mats Frohn, Tristan Flaßnöcker oder Guerllly Messan.
Berg macht im Gespräch mit dieser Zeitung kein Geheimnis daraus, dass er leistungsorientiert arbeitet. Dennoch spiele auch der Spaß eine große Rolle, denn schließlich seien es Kinder, die er coache.