In der Volksbühne am Rudolfplatz in Köln ist Juliane Bischoff aus Kall regelmäßig im Musical „Himmel und Kölle“ auf der Bühne zu sehen.
„Himmel und Kölle“Nach den Katastrophen ist Juliane Bischoff aus Kall zurück auf der Bühne
Sie ist „Moni“, Haushälterin bei Pfarrer Elmar Neuhaus im Kölner Erfolgsmusical „Himmel und Kölle“, das in der Volksbühne am Rudolfplatz zu sehen ist. Die 36-jährige Juliane Bischoff aus Kall spielt darin die resolute Kölsche – es ist ihr erstes großes Nach-Corona-Engagement.
Gerade noch hatte sie im Wolfgang-Petry-Musical „Wahnsinn“ mitgespielt, es folgte noch die Premiere von „Himmel und Kölle“. Doch dann kam das jähe Aus wegen der Kontaktbeschränkungen in der Corona-Pandemie. Und auch Juliane Bischoff musste sehen, wie es weitergeht. „Die Tournee jedenfalls, die geplant war, wurde abgesagt“, so die 36-Jährige. Sie beobachtet aufmerksam, wie Maskenbildnerin Johanna Menke gerade aus ihren Haaren die „Moni“-Steckfrisur zaubert.
Das Casting absolvierte Juliane Bischoff unter Corona-Bedingungen
„Moni“ – das ist Juliane Bischoff in „Himmel und Kölle“ von Dietmar Jacobs und Moritz Nentenjakob. In dem rasanten Stück spielt sie fast täglich die Haushälterin des Pfarrers Elmar Neuhaus, den das Erzbistum Köln ins „heilige Köln“ auf dessen erste Pfarrerstelle nach dem Priesterseminar gesetzt hat. Bischoff ist die Zweitbesetzung und wechselt bei Bedarf auch in eine andere Frauenrolle des Ensembles.
Dabei hatte Bischoff nicht gerade ideale Bedingungen beim Casting gehabt, das schon unter Corona-Bedingungen, also per Video aus ihrem Kaller Zuhause aus stattfinden musste. Ein Lied singen, tanzen, eine Szene spielen – sie überzeugte Regisseur Gil Mehmert trotzdem.
Es folgte die lange Zwangspause im Herbst 2020, im Juli 2021 die Flutkatastrophe. Das Untergeschoss des am Hang stehenden Wohnhauses von Bischoff wurde ganz, das Erdgeschoss teilweise überschwemmt. „Danach hat die Eifel gezeigt, was in ihr steckt“, sagt Bischoff und denkt heute dankbar an die Hilfe von vielen, auch Fremden, zurück, die mitangepackt haben, um die schlimmsten Schäden zu beseitigen.
Kaller Schauspielerin bewies während der Pandemie Ideenreichtum
Doch wovon sollte sie in diesen Zeiten leben? Bischoff bewies Ideenreichtum. Sie jobbte mal einige Monate in der Bundesagentur für Arbeit oder als Aushilfslehrerin im Hermann-Josef-Haus in Urft. Zudem begann sie ein Online-Aufbaustudium als Vokalpädagogin am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück.
Im Herbst 2021 erfolgte die erste Wiederaufnahme von „Himmel und Kölle“, in diesem September nach einer längeren Sommerpause die zweite. Die Wiederaufnahme gibt es nicht ohne Grund. „Himmel und Kölle“ ist 2022 von einer Jury und den Lesern von Kölnischer Rundschau und „Kölner Stadt-Anzeiger“ zum „Kulturereignis des Jahres“ gewählt worden. Schon 2021 war die Produktion mit vier Auszeichnungen beim Deutschen Musical Theater Preis geehrt worden – unter anderem für die Ensembleleistung, zu der auch Juliane Bischoff beiträgt.
Das Stück ist vor allem eine Liebeserklärung an die von Klüngel, Karneval und dem FC beherrschte Stadt. In dem knapp zweistündigen Musical lernt Jungpfarrer Elmar alle Seiten Kölns kennen: „In der kürzesten Stadtführung, die es durch Köln gibt“, so Juliane Bischoff. Sie, die „Moni“, weiß dabei immer mehr als der etwas weltfremde Geistliche ahnen kann. Bis zum Herbst kommenden Jahres ist das Stück in der Volksbühne zu sehen.
Die Musical-Produktion in Köln ist für die Eifelerin ein Glücksfall
Für Juliane Bischoff, die sich jetzt schon um Folgenengagements kümmern muss, ist das ein Glücksfall: „Ich kann zuhause wohnen, mein Verlobter ist auch hier in Köln beim Moulin-Rouge-Musical als Techniker beschäftigt.“ Die Tatsache, dass sie nahe der Eifel engagiert ist, verbindet für sie alles zu einem Heimatgefühl: Sie muss nicht aus dem Koffer und in Hotels leben, wie sie es vor dem ersten Köln-Engagement im Wolfgang-Petry-Musical gewohnt war – und was sie für die Zukunft nicht ausschließen kann.
Dass ihre Rolle vorgibt, dass sie Kölsch in dem Musical spricht, in dem alle anderen Akteure Hochdeutsch mit Knubbeln reden, verstärkt das heimische Gefühl wohl noch. „Meine Großeltern sprachen Kölsch, meine Mutter auch“, so Bischoff zu ihren Voraussetzungen.
Daheim in Kall sind die Hochwasserschäden mittlerweile weitestgehend behoben. Nur die Bachelor-Prüfung des Online-Studiums steht noch aus. Ansonsten aber ist Juliane Bischoff wieder in dem Leben zurück, das sie vor der Pandemie kannte. Als es dazwischen schwierig war, machte ihre Mutter Mut: „Warte ab, das ruckelt sich schon wieder zusammen.“ Sie sollte recht behalten.
Informationen zum Stück „Himmel und Kölle“ und zum Kartenvorverkauf gibt es im Internet.