Kühler Genuss seit fünf JahrzehntenEiscafé Cortina in Kall besteht seit 1970
Kall – Mittlerweile kommen die Menschen schon in dritter Generation in seine Eisdiele in der Aachener Straße 13: „Es gibt Kunden von früher, die bringen heute ihre Kinder und Enkel mit“, erzählt Danilo De Cesero mit einem Lächeln. Seit 50 Jahren steht er täglich im Eiscafé Cortina hinter der Theke und hat sich so in Kall auch einen gewissen Kultstatus erarbeitet.
Und der Mann aus dem Tal der Eismacher in der Nähe von Cortina d'Ampezzo ist mit seinen 62 Jahren kein bisschen müde: „Ich habe noch Spaß an der Arbeit, und so lange ich gesund bleibe, mache ich weiter.“ Aufgewachsen ist Danilo De Cesero in dem Ort Longarone, der im Tal der Eismacher in der Nähe von Cortina d'Ampezzo liegt. Aus dem Tal kommen sehr viele Familien, die in Deutschland Eisdielen betreiben.
Ein Fuhrunternehmen in Italien
Sein Vater besaß in Italien ein kleines Fuhrunternehmen. Auf Anraten von Verwandten, die bereits in Deutschland lebten, zogen die Eltern Pietro und Angela De Cesero mit ihren Kindern Danilo und Carmen Ende der 60er-Jahre zunächst nach Alsdorf und eröffneten dort ein Eiscafé. „Das lief aber nicht so gut, und so sind wir 1970 auf Vermittlung der Familie Serafin aus Schleiden nach Kall gekommen“, erinnert sich Danilo De Cesero, der damals zwölf Jahre alt war.
Ihre erste Eisdiele eröffnete die Familie – nicht weit entfernt vom heutigen Standort – in der Aachener Straße 5 direkt am Bahnübergang. „Das Café ist von Anfang an gut gelaufen, Kall wurde für uns zu einer zweiten Heimat“, erzählt der 62-Jährige, der, weil er einigermaßen gut Deutsch sprach, von Anfang an mithelfen musste. Als sein Vater dann aber 1973 nach einem Herzinfarkt starb, musste die Familie das Lokal aufgeben. „Danach hat es in Kall ein Jahr lang kein Eiscafé gegeben.
Eisdiele 1982 übernommen
Weil ich noch zu jung war, hat mein Schwager dann das Cortina am heutigen Standort eröffnet, und ich habe dort gearbeitet“, sagt Danilo De Cesero. 1982 habe er die Eisdiele dann übernommen. Zu Beginn konnten die Kunden dort zwischen zehn verschiedenen Eissorten wählen, eine Kugel kostete gerade einmal zehn Pfennig. Heute sind 25 Sorten im Angebot: „Mehr geht auch nicht, sonst bräuchte ich eine größere Theke.“ Pro Kugel muss man einen Euro zahlen.
Bis heute hält der Kaller an Klassikern wie Malaga fest: „Ich bin kein Fan von ständig wechselnden Sorten.“ Trotzdem sind natürlich in den 50 Jahren auch Neukreationen wie zuletzt Joghurt-Himbeer, Joghurt-Pfirsisch-Orange oder Cookie-Lemon hinzugekommen. Die Rezepte, die Danilo De Cesero verwendet, stammen von Verwandten und wurden von ihm über die Jahrzehnte hinweg verfeinert: „Wir setzen auf natürliche Inhaltsstoffe. Die Basis bilden Milch, Eier und Zucker. Sie werden zusammen bis kurz vor den Siedepunkt erhitzt.“
Anstelle von künstlichen Aromen werden echte Vanilleschoten, frische Früchte und spezielle Aromapasten verarbeitet. Die fertige Masse kommt nach dem Erhitzen in eine der drei original italienischen Eismaschinen, die alle noch aus der Anfangszeit der Eisdiele stammen. „Eine davon hatte mein Vater 1970 gekauft. Die brauchen zwar länger als neue Maschinen, aber sie rühren auch besser.“ Rund zwei Stunden dauert es, bis fünf Liter Eis fertig sind. „Das ist traditionell hergestellt und etwas ganz anderes als das Eis, bei dem Pulver verrührt wird.“
Im Sommer werden schon einmal bis zu 40 Liter Eis an einem Tag verkauft. Unterstützt wird Danilo De Cesero im Café von Ehefrau Erika und seiner Schwester Carmen sowie von Mitarbeiter Spass Spassov, der seit fünf Jahren dabei ist. „Im Sommer muss man auf viele Dinge verzichten“, betont Carmen De Cesero. Insgesamt mache die Zusammenarbeit mit ihrem Bruder und dem Team aber auch nach so langer Zeit noch Spaß.
Stammkunden auch in der Corona-Pandemie
Auf seine Stammkunden konnte sich das Eiscafé auch in der Corona-Pandemie verlassen. „Viele haben uns die Treue gehalten und uns riesig unterstützt. Da merkt man, dass meine Eltern damals den richtigen Ort ausgesucht haben“, ist der 62-Jährige ganz angetan. „Es gibt keine Worte, mit denen ich meinen Dank ausdrücken kann.“
Er habe lange überlegt, wie sie das 50-jährige Bestehen feiern könnten, erzählt Danilo De Cesero. Weil Feierlichkeiten wegen Corona aber nicht möglich seien, habe er sich schließlich entschlossen, etwas Gutes zu tun und eine Spende an die Hilfsgruppe Eifel überwiesen.
Angebot vom 1. FC Köln
In seiner Freizeit geht der 62-jährige Ferrari-Fan gerne spazieren, fährt Motorrad oder sitzt vor dem Fernseher und drückt seinem Fußballclub Inter Mailand die Daumen. „Früher habe ich auch selbst einige Jahre beim Kaller SC gekickt und war sogar mal Torschützenkönig. Da habe ich auch vom 1. FC Köln eine Einladung zu einem Probetraining bekommen“, erinnert sich Danilo De Cesero. Damals habe er aber schließlich abgesagt, weil er sich ja um die Eisdiele habe kümmern müssen.
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Von Anfang Oktober bis Karneval lebt der Eismacher mit Frau Erika in Italien. „In der Zeit findet in Longarone eine große Eismesse statt, auf der neue Maschinen und Eissorten vorgestellt werden.“ Seine beiden Söhne wollen das Eiscafé nicht fortführen. Danilo De Cesero findet das zwar schade, kann sie aber auch verstehen: „Sie haben andere Berufe, verdienen gut und haben im Gegensatz zu mir an den Wochenenden frei.“