Kall – Es ist schon ein komischer Anblick, wenn man den Kirchenberg in Kall hochkommt und plötzlich auf ein sehr altes Haus blickt, das „oben ohne“ dasteht: Der Gaststätte Gier fehlt zurzeit das Dach, weil es samt dem dazugehörigen Dachstuhl erneuert wird. Insgesamt investiert der „Verein zur Erhaltung der Gaststätte Gier“ rund 215 000 Euro, um den vom Wurm zerfressenen Dachstuhl, die maroden Fenster und den alten, umgebauten Feststoff-Brennkessel zu ersetzen.
Obergeschoss bekommt Heimatmuseum
Das NRW-Heimatministerium fördert die Modernisierung mit 194 000 Euro. Nach dem Abschluss der Arbeiten soll in drei Räumen im Obergeschoss des Hauses, in denen früher die 1985 verstorbene Kult-Wirtin Luise Gier gelebt hat, ein kleines Heimatmuseum eingerichtet werden.
Heimatministerin Ina Scharrenbach hatte Anfang Dezember im Saal der Gaststätte einen Förderbescheid überreicht und das ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder gelobt. „Das Heimatmuseum wird sicherlich eine tolle Sache“, sagte die Ministerin bei dem Termin. Die Arbeiten kommen nun voran. „Die neue Gasheizung wurde bereits eingebaut“, berichtet Uwe Schubinski vom Verein zur Erhaltung der Gaststätte.
Die Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes sei keine leichte Angelegenheit. So habe der Verein erst einmal mit einem Gutachten nachweisen müssen, dass der Dachstuhl überhaupt erneuert werden müsse. Der Saal im Nebengebäude behält sein altes Dach.
Auch wegen dieser Auflagen sei die Sanierung nicht gerade billig: „Der größte Brocken sind die 14 Fenster, die eine Fachfirma samt Laibung und Fensterbänken originalgetreu nachbauen muss. Sie kosten allein rund 60 000 Euro.“ Anschließend wird noch die Fassade ausgebessert und gestrichen. „Das hört sich einfacher an als es ist, denn im Obergeschoss gibt keine gerade Wand“, so Schubinski.
Wenn die Baumaßnahmen abgeschlossen sind, wird im Obergeschoss ein kleines Heimatmuseum eingerichtet. Die Idee hatte der Vereinsvorstand, dem neben Schubinski noch Ralf Schumacher, Reiner Züll und Berthold Jansen angehört.
Geplant ist, dass Hubert Büth, der unter anderem eine Kaller Chronik herausgegeben hat, und der Historiker Andreas Züll aus Steinfeld, der schon mehrere Werke zur Ortsgeschichte geschrieben hat und gerade an einem Buch über die Kaller Toten im Zweiten Weltkrieg arbeitet, die Räume mit Bildern und Dokumenten und Utensilien aus vergangenen Zeiten bestücken. „Wir haben beim Ausräumen auch noch einige Dokumente der Familie Gier entdeckt und wollen auch an ihre Geschichte und die des Gasthauses erinnern“, erzählt Schubinski.