Kommt wirklich die gemeinwohlorientierte Entwicklung des Otto-Langen-Quartiers? Und wenn ja, wann? Nun bewegt sich zumindest das Land.
Millionenschweres Grundstück in KölnLand startet Verkauf des Otto-Langen-Quartiers
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Eine alte Industriehalle auf dem Otto-Langen-Quartier in Mülheim
Copyright: Csaba Peter Rakoczy
Eines der begehrtesten großen Grundstücke in Köln kommt auf den Markt: Mit jahrelanger Verzögerung hat die landeseigene Stadtentwicklungsgesellschaft „NRW Urban“ den Verkauf ihrer Flächen im sogenannten Otto-Langen-Quartier am Mülheimer Hafenbecken gestartet. Bis zum 14. März können Investoren sich laut der Ausschreibung um das etwa 4,5 Hektar große Areal bewerben. Das entspricht umgerechnet rund sechs Fußballfeldern.
Der Verkauf findet in zwei Schritten statt. In der ersten Runde müssen die Interessenten darlegen, wie sie das stillgelegte Industrieareal inklusive einiger denkmalgeschützter Hallen entwickeln wollen. Die Jurysitzung dazu findet am 29./30. September statt, das Gremium wählt einige Interessenten aus.
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Die alten Industriehallen verfallen, einige sind denkmalgeschützt.
Copyright: Csaba Peter Rakoczy
Danach folgt Runde zwei, dazu heißt es in der Ausschreibung: „In Schritt 2, dem Preiswettbewerb, entscheidet allein der Kaufpreis über den finalen Zuschlag.“ Übersetzt heißt das auch: Bis eine Entscheidung fällt, dauert es noch. Die Stadt ging zuletzt in einer Pressemitteilung von einem rund zweijährigen Verfahren aus, demnach wäre der Verkauf erst 2027 abgeschlossen.
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Nähe zum Kölner Dom
Der sogenannte Mülheimer Süden am Mülheimer Hafenbecken war früher ein großer Industrie-Standort, unter anderem wurde dort der Otto-Motor erfunden – eine große Historie.
Der Mülheimer Süden ist so groß wie umgerechnet 65 Fußballfelder, nur zwei Kilometer Luftlinie vom Dom entfernt und besteht aus sieben unterschiedlichen Gebieten, unter anderem dem Otto-Langen-Quartier. Das frühere Industrieareal soll zum neuen Quartier mit tausenden Wohnungen und Büros sowie Kultur, Gastro und Handel umgebaut werden.
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Blick auf das Otto-Langen-Quartier
Copyright: Martina Goyert
Das Otto-Langen-Quartier stand in den vergangenen Jahren immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit: Seit 2005 ruht die Produktion der ehemaligen Gießerei der Gasmotorenfabrik der Deutz AG. Es sind sogenannte Konversionsfläche, also ungenutzte Industrieareale, die sich neu gestalten lassen – die Frage ist nur, wie das exakt aussehen soll.
Zumal es sich um große Filetstücke in einer Millionenstadt handelt, viele Millionen Euro wert. Lässt die Stadt dort private Investoren bauen oder entwickelt die Stadt dort, wenn ihr Grundstücke gehören, selbst etwas und legt weniger Wert auf die Gewinnmaximierung? Das hat der Stadtrat in der Vergangenheit immer gefordert und beschlossen.
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Blick von außen auf die frühere KHD-Hauptverwaltung
Copyright: Csaba Peter Rakoczy
In der Ausschreibung des Landes ist ausdrücklich die Rede von Gemeinwohlorientierung, dort heißt es: „Ein lebendiges, zukunftsgerechtes und gemeinwohlorientiertes Stadtquartier, in dem die Geschichte des Ortes erlebbar bleibt, ist die Vision für das Otto-Langen-Quartier in Köln-Mülheim.“
Laut Stadt hat „die dortige Stadtentwicklung besondere Bedeutung“. Doch konkret passiert ist zuletzt wenig, allgemein liegen die Baustellen im Mülheimer Süden angesichts der Immobilienkrise größtenteils brach.
Komplexe Grundstücksverhältnisse
Das Otto-Langen-Quartier gehört drei Eigentümern: einem privaten Unternehmen sowie Stadt und Land. Die Stadt hatte das Gelände samt der früheren Hauptverwaltung der Gasmotorenfabrik Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) in Mülheim gekauft.
Sie übte – nach einem Beschluss des Stadtrates im Jahr 2021 – ihr Vorkaufsrecht aus und trat in den Kaufvertrag über 21 Millionen Euro ein, den der Besitzer Gottfried Eggerbauer und der Käufer, Projektentwickler Jamestown um den Kölner Christoph Kahl, abgeschlossen hatten.
Ab diesem Zeitpunkt hatte sie mehr Einfluss als zuvor. Die 21 Millionen Euro lassen auch erahnen, um wie viel Geld es gehen dürfte beim Verkauf des Landes: Das landeseigene Grundstück ist rund 87 Prozent größer.
Das Problem: Die Grenze der Grundstücke von Land und Stadt geht mitten durch die frühere KHD-Hauptverwaltung. Alle Beteiligten gehen davon aus, dass es nur Sinn macht, wenn beide Flächen aus einer Hand umgebaut werden.
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Innenansicht: So sieht die frühere KDH-Hauptverwaltung aus.
Copyright: Martina Goyert
Der Kölner Rat wünschte sich deshalb, dass die Stadt das Grundstück des Landes direkt kauft – doch das Land lehnte ab. Bauministerin Ina Scharrenbach teilte der Verwaltung wie berichtet im vorigen März mit, „dass ein Direktverkauf des Otto-Langen-Quartiers weiterhin nicht in Betracht kommt“. Ursprünglich sollte das Grundstück schon bis Anfang 2023 verkauft worden sein, hatte das Land vor Jahren mitgeteilt. Es kam nie dazu.
Laut der Ausschreibung führt das Land den europaweiten Verkauf in „enger Abstimmung“ mit der Stadt Köln durch. „Im Zuge des Verfahrens soll ein Planungskonzept erarbeitet werden, das unter Berücksichtigung der vorhandenen Denkmäler und der erhaltenswerten industriellen Bausubstanz vielfältige Entwicklungsperspektiven für unterschiedliche Nutzungen bietet und den zukünftigen Anforderungen einer klimagerechten und klimaschonenden Planung gerecht wird.“ In der Jury sitzen auch Politiker des Kölner Stadtrates.
Wie berichtet, hatten die Künstler von „Raum 13“ lange Jahre die frühere Hauptverwaltung der Gasmotorenfabrik Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) für ihr „Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“ genutzt und den Fokus auf die Industriegeschichte um den Otto-Motor gerichtet. Doch sie zerstritten sich mit Eggerbauer und mussten die Halle räumen. Danach kaufte die Stadt das Gebäude, doch erst im Vorjahr haben sie die Schlüssel wieder bekommen, um das Gebäude übergangsweise nutzen zu können.