Die Gemeinde Kall hat die ehemaligen Milz-Hallen gekauft, um sie in den nächsten Jahren abzureißen. Probleme bereitet eine Photovoltaikanlage.
Schandfleck soll wegFür Rohbau an Milz-Hallen in Kall werden die Abrisskosten ermittelt
Wenn es nach dem Willen von SPD, FDP und Grünen geht, soll der Schandfleck so schnell wie möglich verschwinden. Gemeint ist der Rohbau eines Gebäudes bei den ehemaligen Milz-Hallen am Hallenbad in Kall. Doch weil dort der Urftauenpark entstehen soll, will Bürgermeister Hermann-Josef Esser erst klären lassen, ob ein Abriss zum jetzigen Zeitpunkt keine Auswirkungen auf die beantragte Förderung hat. Das hat der Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung beschlossen.
Die Firma Milz war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von Josef Milz gegründet worden und hatte sich auf die Herstellung und Montage von Stahlbetonfertigteilen, die Planung und Konstruktion von Bauteilen und die Errichtung von öffentlichen Gebäuden und Wohnhäusern spezialisiert. Ende der 1980er-Jahre wurde der Betrieb eingestellt und die Hallen später vermietet.
2020 hatten Studierende der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen nach Nutzungsmöglichkeiten für den Bereich gesucht. Sie schlugen vor, die alten Hallen abzureißen und dort ein Wohngebiet mit ein Café, Kita und einem Parkhaus zu errichten.
Photovoltaikanlage macht den Abriss der alten Hallen in Kall schwierig
Die Gemeinde hatte die alten Hallen mit dem angrenzenden Rohbau Ende 2023 mit dem Ziel gekauft, die Gebäude abzureißen und das Areal für den Hochwasserschutz, den Urftauenpark und, soweit möglich, für eine Wohnbebauung zu verwenden. Die Gemeinde hat nach Angaben der Verwaltung den Komplex nach dem Kauf der Grundstücke besichtigt und bereits umfangreiche Verkehrssicherungsmaßnahmen durchgeführt.
Dabei sei festgestellt worden, dass ein Teilabriss aufgrund der auf der angrenzenden Dachfläche installierten Photovoltaikanlage schwierig sei. Um Schäden an der Photovoltaikanlage zu vermeiden, sei ein Rückbau der Anlage zumindest in Teilbereichen erforderlich.
Bürgermeister warnt vor unverhältnismäßig hohen Kosten
„Eine erneute Installation der Anlage auf dem vorhandenen Dach wird aufgrund des Alters der Dacheindeckung sowie dann einzuhaltender statischer Vorgaben nicht ohne Weiteres möglich sein“, warnt die Verwaltung. Darüber hinaus werde ein Teilabriss des Gebäudekomplexes unverhältnismäßig höhere Kosten verursachen als ein Gesamtabriss. „Das wird weit mehr als 100.000 Euro kosten“, erklärte Bürgermeister Hermann-Josef Esser.
Zusätzlich müsse die Machbarkeit etwa durch begleitende Ingenieurleistungen wie statisches Gutachten, Schadstoffuntersuchungen, Artenschutzprüfung und Ersatzbaustoffverordnung geprüft und eine Kostenschätzung erstellt werden. Im Haushalt 2024 stünden für den Abriss keine Mittel zur Verfügung.
Aus all diesen Gründen, so der Bürgermeister im Ausschuss, sei ein Abriss zum jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll. „Für den Urftauenpark gibt es eine Förderung im Rahmen des Integrierten Handlungskonzepts. Ein vorzeitiger Abriss könnte förderschädlich sein“, meinte Esser. „Der Rohbau sieht nicht gut aus. Aber wir tun uns keinen Gefallen damit, wenn wir ihn jetzt abreißen.“ Der Eigentümer der PV-Anlage habe die Gemeinde schon darauf hingewiesen, dass er bei den Arbeiten an den Modulen genau hinsehen werde. Dr. Manfred Wolter (FDP) wies darauf hin, dass die Photovoltaikanlage noch eine Restlaufzeit bis in die 2030er-Jahre habe.
„Wir sind uns bewusst, dass der Abriss Kosten verursacht, aber wir wollen ein Zeichen setzen. Dieser Rohbau ist ein Schandfleck für das Baugebiet und mindert den Wert der umliegenden Grundstücke“, hielt Emmanuel Kunz (SPD) dagegen. Darüber hinaus müsse das Areal aufwendig vor spielenden Kindern und anderen Besuchern geschützt werden. Es gehe auch um Fragen der Verkehrssicherheit.
Franz Albert Groß (FDP) sah das ähnlich: „Wir werden bei dem Anriss immer weiter von der Verwaltung vertröstet. Über welchen Zeitraum sprechen wir denn jetzt?“ Der erste Teil des Urftauenparks müsse Ende 2026 fertiggestellt sein, antwortete Esser. Man sei erst im Herbst 2023 Eigentümer geworden und sei nun dabei, die Gebäude zu entmieten. „Wir haben also keine Zeit liegengelassen“, betonte Esser. Willi Frauenrath (CDU) warnte, man solle die Bedenken des Bürgermeisters hinsichtlich des Verlustes der Förderung nicht außer Acht lassen.
Bis zur nächsten Ausschusssitzung soll die Verwaltung nun die genauen Abrisskosten ermitteln und klären, ob die Maßnahme durchgeführt werden kann, ohne Förderungen zu gefährden.