Bei einem ukrainischen Fest im Saal Gier in Kall hatte ein neu gegründeter Projektchor seinen ersten, berührenden Auftritt.
„Therapie für die Seele“Geflüchtete aus der Ukraine gründen Projektchor in Kall
„Die Chorarbeit ist für mich von großer Bedeutung. Sie hilft mir sehr, weil ich mein Zuhause vermisse und mich das Singen der ukrainischen Lieder und das Beibehalten der Traditionen an meine Heimat erinnert“, sagt Kateryna Tkach. Die Musiklehrerin aus Kiew hat jetzt einen Projektchor gegründet, der beim Kaller Begegnungscafé im Saal Gier seinen ersten Auftritt hatte.
Die junge Frau war in ihrer ukrainischen Heimat Musiklehrerin, bis der russische Angriffskrieg sie mit ihrem kleinen Sohn Julian in die Flucht trieb. Nun leben die beiden in Kall, während ihr Mann an der Front kämpft.
Musiklehrerin Kateryna Tkach gründet Chor für Geflüchtete in Kall
Kateryna Tkach erzählt, dass sie in Deutschland sehr gut aufgenommen worden sei: „Dafür bin ich genauso wie alle anderen Ukrainer sehr dankbar. Es ist eine sehr große Hilfe.“ Ihr Sohn gehe in den Kindergarten, ihm gefalle es hier auch sehr gut. „Aber er vermisst sein Zuhause und seine Freunde sehr“, sagt die Mutter.
Die Idee, einen Chor zu gründen, kam der Musiklehrerin Ende vergangenen Jahres: „Im Oktober hat mir ein ukrainisches Mädchen geschrieben und mich gefragt, ob ich die ukrainische Tradition ,Rasdistschwo’ mit ihr organisieren möchte. Dabei geht eine Gruppe von Menschen verschiedenen Alters von Tür zu Tür, erzählen Geschichten, führen Theaterstücke auf und singen Lieder“, berichtet Tkach. Als Dankeschön gebe es für die Gruppe, vor allem für die Kinder, einen Geldbetrag oder kleine Geschenke.
„Da ich aber nicht sicher war, wie man hier in Deutschland darauf reagieren würde, haben wir uns dazu entschieden, lieber an einem öffentlichen Ort aufzutreten und Spenden für die Ukraine zu sammeln“, erzählt die junge Frau.
Sie habe dann im Bekanntenkreis nachgefragt, wer Interesse habe, bei einem Chor mitzumachen. Daraufhin hätten sich einige gemeldet. „Uns hat es dann so einen Spaß gemacht miteinander zu musizieren, dass wir uns seitdem regelmäßig treffen“, erklärt Tkach.
Chorleiterin: „Gemeinschaft und traditionelle Lieder sind wie eine Therapie“
„Die Gemeinschaft und die traditionellen Lieder sind für alle Beteiligten wie eine Therapie“, berichtet die Leiterin. In Kiew habe sie an einer Schule Kinder und Jugendliche verschiedenen Alters im Schlagzeug spielen und im Chorgesang unterrichtet.
Der neue Projektchor hatte jetzt seinen ersten Auftritt beim Kaller Begegnungscafé im Saal Gier, bei dem die Ukraine im Mittelpunktstand. Larysa Ivashuk, die das Café mittlerweile mitorganisiert, überreichte jedem Gast eine blau hinterlegte gelbe Sonnenblume zum Anstecken. Anschließend feierten Menschen aus verschiedenen Nationen ein fröhliches Fest mit ukrainischen Speisen, Musik und Tänzen.
Einer der Höhepunkte war der Auftritt eines Projektchors. „Den Chor gibt es seit vergangenen Dezember“, berichtete Tkach in ihrer Anmoderation, die vom Integrationsbeauftragten der Gemeinde Kall, Paul Neufeld, und seiner Kollegin Nancy Bormann ins Deutsche übersetzt wurde. Gesungen wurden traditionelle ukrainische Volkslieder, die meist von der Liebe handelten. Wie etwa die Weise von einem jungen Mädchen, das Gott bittet, die Liebe ihres Lebens zu finden.
Besucher in Kall vom Auftritt des Chors berührt und begeistert
Berührt und begeistert zugleich waren die Besucher, als die Sängerinnen und Sänger in traditioneller Tracht, darunter waren auch Kinder, begleitet von kleinen Tänzen oder schauspielerischen Szenen traditionelle Lieder aus der Heimat sangen.
Kulinarisch wurden die Gäste mit ukrainischen Spezialitäten wie „Wareniki“ oder „Pierogi“ verwöhnt. Die gefüllten Teigtaschen kamen ebenso gut an, wie die süßen Pfannkuchen (Blinis) mit Kirschkonfitüre und verschiedenen Soßen.
Integrationshelferin Friede Röcher schenkte den sechs Familien mit den meisten Kindern Jahreskarten für das Gemünder Freibad.
Mit dem rundum gelungenen Fest waren auch Erdmann Bierdel, Sabine Sistig und Roland Kuhlen vom Kreis Euskirchen sowie Monika Schwingeler vom Deutschen-Roten-Kreuz zufrieden.