In Wallenthal wird es kein neues Baugebiet geben, weil die Eigentümer ihre Flächen nun doch nicht mehr bebauen oder verkaufen wollen.
„Zeit und Geld für die Katz“Gemeinde Kall stellt Planung für Baugebiet in Wallenthal ein
Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln: So kann man die Entwicklung beim Bebauungsplan „In den Pützbenden“ in Wallenthal kurz zusammenfassen. Erst wurde auf Betreiben aus dem Ort ein Planverfahren für ein kleines Baugebiet eingeleitet, dann aber jetzt wieder eingestellt, weil die Eigentümer die Grundstücke nicht verkaufen wollen. „Man kann so alt werden, wie man will, man erlebt immer noch etwas Neues“, kommentierte Ortsvorsteher Hans Reiff die Ereignisse.
Nach Auskunft von Reiff war der Bereich bereits früher im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche ausgewiesen gewesen, dann aber aus ihm nicht bekannten Gründen herausgenommen worden. „Dagegen gab es Protest im Ort. Mit vereinten Kräften haben wir es anschließend geschafft, dass der Bereich wieder in den Plan aufgenommen wurde“, erinnert sich Reiff.
Im Juli 2021 war auf Antrag der FDP-Fraktion im Ausschuss für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit sowie im Kaller Gemeinderat über die Baulandentwicklung in Wallenthal diskutiert worden. Die Liberalen beantragten, zusätzliche Bauflächen in Wallenthal verbindlich auszuweisen.
Für große Lastwagen war in Wallenthal eine Schleppkurve geplant
Die Verwaltung bekam den Auftrag, Planungsrecht für die im Flächennutzungsplan dargestellte Entwicklungsfläche im Bereich „Pützbenden“ zu schaffen. Im Rahmen einer Dringlichkeitsentscheidung wurde dann im Dezember 2022 die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen. Der B-Plan sollte im beschleunigten Verfahren ohne Durchführung einer Umweltprüfung aufgestellt werden.
Doch im Juli 2023 entschied das Bundesverwaltungsgericht, dass das beschleunigte Verfahren nicht mit europäischem Recht vereinbar sei. Also musste das Projekt in Wallenthal auf ein Regelverfahren mit zwei Beteiligungsrunden umgestellt und ein Umweltbericht erstellt werden. Die Planungsaufträge für das Baugebiet wurden laut Verwaltung im Herbst 2023 erteilt.
Anschließend wurden mehrere Vorentwürfe ausgearbeitet, die im November 2023 vom Planer, dem Ortsvorsteher und der Verwaltung diskutiert wurden. Das Ergebnis war eine Vorzugsvariante, die als Erschließung eine schmale Fahrbahn und eine Einbahnstraßenregelung aus Richtung Lückerather Straße vorsah. Für große Lastwagen mit Hänger war in der Auffahrt eine Schleppkurve geplant.
Eigentümer sind nicht mehr an einer Erschließung interessiert
„Ein Problem bleibt aber die sehr steile Zufahrt von der Lückerather Straße aus“, betonte Reiff. Die ist laut Verwaltung insbesondere für größere Fahrzeuge wegen der geringen Fahrbahnbreite und der Topographie auch bei zusätzlichem Grunderwerb problematisch.
„Hinzu kam, dass in der Zwischenzeit die Erschließungskosten massiv gestiegen waren“, so der Ortsvorsteher. Die Grundstückseigentümer, denen nach Angaben der Verwaltung rund 62 Prozent der Flächen gehören, hätten übereinstimmend erklärt, dass sie wegen der Baupreisentwicklung nicht mehr an einer Erschließung interessiert seien. Es gebe auch kein Interesse an einer zeitnahen Bebauung sowie einem Verkauf der Baugrundstücke.
Bert Spilles (CDU) meinte dazu im Gemeinderat im Rahmen der Haushaltsberatungen: „Baugebiete lassen auf sich warten, und da, wo wir schon weiter waren und dachten, alles sei in trockenen Tüchern, werden Baugebiete zurückgezogen, weil die Eigentümer plötzlich nicht mehr verkaufen wollen, obwohl dies von den Antragstellern anders dargestellt wurde.“ Zeit und Arbeit, die Mitarbeiter des Planungsamtes investiert hätten, seien für die Katz gewesen. „Das hat auch unser aller Geld gekostet.“ Es sei im Vorfeld klar gewesen, dass die Eigentümer für die Erschließung ihrer Grundstücke zahlen müssen.
„Ich hätte auch gerne das Bauland gehabt, um den Leuten, die im Ort bauen wollen, eine Perspektive bieten zu können“, sagte Reiff. In Wallenthal gebe es sonst nur noch vereinzelt freie Grundstücke, die oft aber für künftige Generationen zurückgehalten würden. Er könne aber auch die Grundstückseigentümer verstehen: „Für die wäre am Ende nicht so viel übrig geblieben.“